Der Steinbruch würde durch eine Erweiterung näher an die Wohnhäuser heranrücken. Foto: Marbacher Zeitung

Einwohner haben genug von Staub, Sprengungen und Lärm im Ort.

Marbach-Rielingshausen - In der neuen Sporthalle in Marbach wurde Muschelkalk aus Rielingshausen verbaut. Auch in der Residenz von EgeTrans am Neckar steckt Material, das aus dem Steinbruch gewonnen wurde. Dazu engagiert sich der Betreiber, die Firma Klöpfer, als Sponsor der örtlichen Handballer. Benjamin Hoffmann, Technischer Leiter Schotterwerke & Asphaltmischanlagen des Unternehmens, warb am Montag beim Ausspracheabend in der Gemeindehalle auch mit solchen weichen Faktoren für die Erweiterung des Steinbruchs. Jedoch vergeblich. Die Stimmungslage unter den rund 300 Besuchern im rammelvollen Saal war klar: Der Verband Region Stuttgart (VRS) soll bei der Teilfortschreibung des Regionalplans keine weiteren Abbauflächen für Klöpfer reservieren.

Genau das wäre aber die Voraussetzung für den Mittelständler, um im großen Stil in das Werk in Rielingshausen zu investieren. „Wir müssen wissen, dass der Betrieb eine Zukunftsoption hat“, betonte Hoffmann. Wenn diese Gewissheit gegeben sei, werde der stationäre Vorbrecher durch einen mobilen ersetzt. Das neue Gerät soll dann auch dort eingesetzt werden, wo tatsächlich abgebaut wird: im Ostteil des Areals. „Dadurch wird der Schwerlastverkehr zur Vorbrecheranlage hin entfallen“, erklärte Martin Fahlbusch, Sachverständiger in puncto Steine und Erden für Klöpfer. Aktuell müssen die Laster das Material jedes Mal zu der Maschine in den westlichen Bereich karren. Man spreche immerhin von bis zu 120 Fahrbewegungen am Tag, sagte Fahlbusch. Der Abschnitt im Westen könne dann rekultiviert werden.

Auf welchen Grundstücken Klöpfer genau erweitern will, steht nicht fest. Das werde im Regionalplan nicht parzellengenau abgebildet, hob Stefanie Clauß, Referentin für Freiraumplanung bei der Region, hervor. „Es geht um den ungefähren Bereich, wo so etwas stattfinden kann“, sagte sie. Wobei Klöpfer zumindest von der Größe des Areals schon recht konkrete Vorstellungen hat. Die Fläche, auf die das Unternehmen ein Auge geworfen hat, misst laut Martin Fahlbusch 11,4 Hektar und befindet sich in nordöstlicher Richtung. Hier könnten rund 8,1 Millionen Tonnen Gestein abgebaut werden. Thomas Kiwitt, der Technische Direktor des VRS, gab zu bedenken, dass es keinen Sinn ergebe, solches Baumaterial quer durch die Republik in die Region zu transportieren. Und gebraucht werde das Gestein allemal: für Wohnungen und die Infrastruktur in einem Landstrich, dessen Bevölkerung weiter wachse. „Also sollen die Bereiche gesichert werden, wo die notwendigen Rohstoffe wirtschaftlich abgebaut werden können.“ Natürlich sei es in einer dicht besiedelten Gegend wie dem Großraum Stuttgart aber so, dass sich ein derartiges Projekt nicht realisieren lasse, ohne Kompromisse einzugehen.

Die Rielingshäuser sind aber nach Lage der Dinge offenbar nicht mehr bereit, weitere Zugeständnisse zu machen. Vehement brachten sie ihre Bedenken vor und kritisierten die derzeitigen Zustände, für die sie die Arbeiten im Steinbruch verantwortlich machten. Zudem treiben sie gesundheitliche Bedenken um. Ein Mann befürchtete Auswirkungen aufs Grundwasser und sorgte sich, dass gefährliche Stoffe freigesetzt würden. Das verwies Martin Fahlbusch jedoch ins Reich der Fabeln. „Das geschieht im Trockenabbau. Der findet oberhalb des Grundwasserspiegels statt“, erklärte er. Der Kalkstein, der gewonnen werde, sei auch nicht toxisch, komme in verfeinerter Form ja sogar in Lebensmitteln und Tabletten vor. Zudem sei es geologisch „schlicht unmöglich, dass Sie in Kalkstein Schwermetall-Anreicherungen finden“.

Aber was ist mit den Rissen an den Häusern? Und welche Versicherungen kommen für die Schäden auf? Das waren Fragen, die eine Frau im Bezug auf die Erschütterungen durch die Sprengungen umtrieben. Benjamin Hoffmann versicherte daraufhin, dass Schäden durch Sprengungen auszuschließen seien – sofern man sich unter den Grenzwerten bewege. Und Messungen hätten ergeben, dass die Erschütterungen in den meisten Fällen bei lediglich rund zehn Prozent des zulässigen Maximalwerts lägen. Zudem müsse ein konkretes Abbauvorhaben durch ein Fachgutachten begleitet werden. Eine Genehmigung werde da nur erteilt, wenn sämtliche Vorgaben eingehalten werden. „Das ist alles genormt. Wir halten nachweislich alle Richtwerte ein“, pflichtete Fahlbusch bei. „Wir wissen aber, dass die Sprengerschütterungen spürbar sind“, räumte Benjamin Hoffmann ein. Viele Rielingshäuser sind zudem überzeugt, dass es in ihren Häusern künftig noch kräftiger wackelt. Schließlich rücke das Abbaugebiet näher an die Siedlung. Warum schaue man sich also nicht nach Flächen um, die weiter weg von einer Wohnbebauung liegen, wollte ein Mann wissen. „Wir sind bemüht, dort, wo schon abgebaut wird, weitere Flächen auszuweisen“, entgegnete Stefanie Clauß. Bei einer erstmaligen Erschließung müssten erst wieder Straßen und neue Anlagen geschaffen werden. Zudem breiteten sich umgekehrt die Siedlungen weiter aus. Kurzum: „Es gibt keine einfache Alternative, sonst würden wir die gerne nehmen“, sagte die Fachfrau.

„Aber was haben wir Rielingshäuser davon außer die Nachteile?“, fragte eine Anwohnerin rhetorisch. Das Wohnen werde dadurch unattraktiver. Auch für das anvisierte Neubaugebiet, das die Bevölkerungszahlen stabil und letztlich auch die Zukunft der Grundschule garantieren soll, werden negative Auswirkungen befürchtet. Zumal trotz aller Beteuerungen über das Einhalten von Grenzwerten die Realität anders empfunden wird. Deshalb richteten die Bürger auch den eindringlichen Appell an die Ortschaftsräte und die Stadträte, sich gegen eine nochmalige Erweiterung in Stellung zu bringen.