Die Jugendlichen lernen, wie Sprühstrahl und Vollstrahl funktionieren – das bereitet durchaus Spaß. Foto: KS-Images.de

Die Jugendtruppe der Feuerwehr in Marbach darf endlich wieder für künftige Einsätze proben. Ein Besuch bei der ersten Übungsmission der Jugendlichen am Neckar.

Marbach - Mit Tatütata kommen sie zwar nicht angefahren – aber immerhin das Blaulicht blinkt, als das Feuerwehrauto am Parkplatz nahe des Bootshauses am Marbacher Neckarufer um die Ecke biegt. Aber nein, es brennt nirgends – einige Spaziergänger gucken schon neugierig.

Die Jugendfeuerwehr ist auf Übungsmission und hat heute einen besonderen Abend vor sich: Geprobt werden soll die „Wasserentnahme offenes Gewässer“, wie es im Fachjargon heißt. Und im Anschluss wird ein dreiteiliger Löschangriff aufgebaut.

Ein Korb wie ein Spaghettisieb

Erst seit wenigen Wochen darf sich die Nachwuchs-Abteilung der Freiwilligen Feuerwehr Marbach wieder treffen. Pandemiebedingt ging gut eineinhalb Jahre lang fast gar nichts mehr. Etwas holprig startet dementsprechend auch erst einmal das Zusammenbauen der Saugschlauchleitung.

Doch dann sind die einzelnen Schläuche zügig miteinander verbunden und das Ende wird mit dem Saugschutzkorb versehen. Der sieht aus wie ein großes Spaghettisieb und dient dazu, dass nichts eingesaugt wird, was die Leitung verstopfen könnte.

Nur ein Austritt in der Pandemie

„Wir haben mit viel Theorie wieder angefangen“, berichtet Jugendwartin Lena Eggert, die die Gruppe mit ihrem Stellvertreter Kilian Maurer und den beiden Jugendbetreuern Simon Keim und Adriano da Silva leitet. Die Kinder und Jugendlichen haben also gefühlte Ewigkeiten kein Feuerwehrauto von innen gesehen. „Das merkt man schon“, fügt sie hinzu. Natürlich sei da vieles vergessen worden, deshalb würden jetzt auch wieder viele Grundlagen geübt.

Immerhin hat die Jugendfeuerwehr Marbach die Pandemie zahlenmäßig gut überstanden. „Es gab in der Zeit nur einen Austritt. Da haben wir Glück, andere Feuerwehren im Landkreis haben größere Verluste“, sagt Lena Eggert.

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28 Nachwuchskräfte hat die Jugendwartin auf ihrer Liste. An diesem Donnerstagabend am Neckar sind zwölf junge Leute im Alter von 14 bis 18 Jahren mit von der Partie – also die älteren der Gruppe. Die Jüngeren, zehn bis 13 Jahre alt, sind derzeit jeweils im wöchentlichen Wechsel an der Reihe.

„Wir hoffen, dass wir nach den Sommerferien wieder normal und alle miteinander üben können“, sagt Lena Eggert. Der Vorteil sei dann, dass die Großen die Kleinen unter ihre Fittiche nehmen und diese wiederum viel abschauen und lernen können.

Die Jungen arbeiten in vier Gruppen

Doch jetzt müssen die Gruppen erst einmal für sich bleiben. Mit Mundschutz und Uniform ausgestattet arbeiten sie in kleineren Trupps zunächst weiter an der Saugschlauchleitung und verbinden diesen mit einer Ventil- und Halteleine. Sie dient dazu, dass der Schlauch nicht im Neckar sein seliges Ende findet, sondern im Falle des Falles wieder heraus gezogen werden kann.

Und dann kommt der große Moment: Der zusammengesetzte, große Schlauch wird auf der einen Seite mit der Nase des Feuerwehrfahrzeugs verbunden. Die andere Seite hängt im Wasser. Weitere Schläuche werden ans Fahrzeug angekuppelt und die Fahrzeugpumpe angeworfen. In vier Gruppen aufgeteilt können die jungen Feuerwehrleute jetzt löschen, was das Zeug hält.

Der Neckar wird nass gespritzt

Die kleinen Löschtrupps proben am Mehrzweckstrahlrohr den Sprüh- und den Vollstrahl – und haben offensichtlich Spaß an der Sache. Viele Minuten lang stehen sie konzentriert am Ufer, halten aufs Wasser und machen den Neckar ordentlich nass.

Das ist auch ordentlich anstrengend, denn der Wasserdruck ist enorm. Deshalb halten immer mindestens drei Jugendliche zusammen einen Schlauch. Selbst in der Einsatzabteilung ist man dafür zu zweit.

Hin und wieder auch mit „Löscheffekt“

So einen Ausflug an den Neckar gibt es bei der Jugendfeuerwehr übrigens nicht alle Tage. „Wir machen das etwa zweimal im Jahr“, sagt Simon Keim. Meist sei das im Sommer, wenn es schön warm ist. Grundsätzlich versuche man, den Kindern und Jugendlichen immer etwas Neues zu bieten, was die Grundlagenarbeit der Feuerwehr angeht. „Eben ans Alter angepasst“, sagt der Jugendbetreuer.

Weil der Spaß größer ist, wenn ein „Löscheffekt“ zu sehen ist, gibt es hin und wieder auch ein brennendes Metallfass – allerdings nicht nur, weil es Freude bereitet. Daran soll natürlich auch gezeigt werden, wie sich Sprühstrahl und Co. auf einen Brand auswirken und wie der Löschangriff grundsätzlich funktioniert.

Gewässer spielen eine wichtige Rolle

Dass Feuerwehrleute am Neckarufer stehen und die Schläuche Richtung Fluss einsetzen, sei so abwegig übrigens nicht, erklären die Jugendleiter. „Es könnte ja sein, dass beispielsweise ein Schiff auf dem Neckar brennt“, so Lena Eggert.

Und auch, dass man eine Schlauchleitung von einem Gewässer aus verlegen müsse, komme vor: „Hier am Neckarufer ist zum Beispiel kein Hydrant in der Nähe und am Löschteich in Siegelhausen kommt es auch vor“, zählt die Jugendwartin auf.

Einer will zur Einsatztruppe

Die Jugendlichen finden die Action am Neckar jedenfalls gut. Ilian Tonet weicht kaum einen Schritt vom Schlauch und sagt: „Solche Übungen machen echt Spaß.“ Der 17-Jährige ist einer derjenigen, die jetzt die Grundausbildung zum aktiven Feuerwehrdienst angehen wollen.

Offenbar macht auch das Aufräumen am Ende keinem ein Problem. Ohne zu murren packen alle gemeinsam an – zurück in der Feuerwache müssen nämlich auch noch die Schläuche geputzt werden.