Robert Strozynski hat Udo Lindenberg fünfmal persönlich getroffen. Foto: Werner Kuhnle

Robert Strozynski aus Freiberg am Neckar hat seit seiner Jugend Autogramme von mehr als 60 000 Promis aus Politik, Gesellschaft und Kultur gesammelt.

Freiberg am Neckar - Wären die Haare noch etwas länger und zum Zopf gebunden, er hätte durchaus Ähnlichkeit mit dem 2019 verstorbenen Modezar Karl Lagerfeld. Aber auch so könnte Robert Strozynski, der im Brotberuf als Prokurist in einer internationalen Spedition arbeitet, locker als Manager in der Musikbranche durchgehen. Sein cooler Look und sein sympathisches, stilsicheres Auftreten sind vermutlich auch ein wichtiger Grund dafür, dass der 63-Jährige längst einer der erfolgreichsten Autogrammjäger der Republik ist. Rund 60 000 Autogramme hat der Freiberger seit seiner Jugend gesammelt, sehr viele davon im engen persönlichen Kontakt mit den Prominenten.

Von A wie Abba bis Z wie Frank Zappa hat er sie alle. Die Liste seiner Unterschriften-Trophäen liest sich wie das Who is Who aus Politik, Gesellschaft und Kultur. Schauspielstars wie Heinz Rühmann, Sean Connery oder der erst kürzlich verstorbene Sidney Poitier finden sich in der Autogramm-Schatzkiste, die Politik ist mit Größen wie Nelson Mandela, Michail Gorbatschow oder Helmut Kohl vertreten. Frank Sinatra, Elton John und Udo Lindenberg funkeln in der exquisiten Musiklegenden-Abteilung ebenso wie Freddie Mercury, Madonna und Billy Idol. Eine auffällig schwungvolle Unterschrift leistete der gewohnt freundlich lächelnde Dalai Lama, den er in Stuttgart traf.

Das Sicherheitsteam hielt ihn für einen Hotelangestellten

In vielen Fällen hat Robert Strozynski nicht nur eine Unterschrift bekommen, sondern es geschafft, ein paar persönliche Worte mit dem Promi zu wechseln. Was wiederum nicht allzu sehr verwundert, wenn man dem begnadeten Erzähler lauscht, wie er sich mitunter an die Prominenz herangepirscht hat. Oft harrte er dafür stunden- oder gar nächtelang mit der Geduld eines Jägers aus, um im entscheidenden Moment mit kühler Präzision zuzuschlagen. Aber Robert kann auch warmherzig und charmant. So war er selbst in scheinbar aussichtslosen Fällen erfolgreich. Heinz Rühmann zum Beispiel. „Der schreibt nie“, hatten ihm seine Sammlerfreunde wenig Hoffnung gemacht. Strozynski wollte es wissen und wandte sich an Rühmanns Ehefrau Herta Droehmer – und bekam die signierte Karte.

Unvergessen für den Autogramm-Sammler auch, wie er zu Bill Clinton in einem der nobelsten Hotels in Baden-Baden vordrang. Plötzlich saß der Freiberger mit einem Security-Verantwortlichen auf der Eingangstreppe, nachdem er alle Absperrungen elegant passiert hatte. Das Sicherheitsteam hielt ihn für einen Hotelangestellten, das Hotelpersonal wiederum glaubte, er gehöre zur Sicherheitscrew. Wie zur Belohnung für seinen Coup erfüllte man ihm seinen Wunsch und stellte ihn dem US-Präsidenten persönlich vor.

Bis in Elton Johns Privatjet vorgedrungen

Nicht minder kurios die Geschichte, wie Strozynski dem nach seinem Auftritt in der Stuttgarter Schleyer-Halle im Autokonvoi davonbrausenden Elton John bis hinein in den abflugbereiten Privatjet auf dem Stuttgarter Flughafen gefolgt ist. Der britische Star war so perplex, dass er dem Freiberger mit offenem Mund bereitwillig noch eine Widmung aufs Foto setzte, während er seiner Crew zuraunte: „Where does this person come from?“

Eine Begegnung der besonderen Art gab es auch mit Mel Gibson am Cap d’Antibes in Südfrankreich. Während ein sichtlich genervter Gibson gegen einen aufdringlichen Paparazzo handgreiflich wurde und dessen Kamera auf den Boden schmetterte, erhielt der daneben stehende Freiberger, der sein Glück couragiert, aber höflich versuchte, das begehrte Autogramm anstandslos.

Die Prominenz reagiere auf Autogrammwünsche sehr unterschiedlich, ist Strozynskis Erfahrung. Einige Stars lehnten ihn kategorisch ab oder unterschrieben nur widerwillig, andere wiederum zeigen viel Verständnis für die Wünsche der Sammler und Fans. Golden-Globe-Gewinner Kiefer Sutherland kam mit großer Verspätung vom Dreh ins Hotel zurück. Doch statt wortlos auf sein Zimmer zu verschwinden, nahm er sich Zeit für einen kleinen Plausch mit dem seit vielen Stunden in der Lobby ausharrenden Robert. Solche Momente seien es, die selbst für die größten Strapazen entschädigen, erzählt der Freiberger, der für sein Hobby geschätzt schon rund eine Million Kilometer in der Welt herumgejettet ist. Auch wenn sich damit auf dem Autogramm- und Autographenmarkt gutes Geld verdienen lässt, nie käme Robert Strozynski in den Sinn, seine Preziosen zu versilbern.

Eine Widmung von Ober-Beatle John Lennon

Das Geschäft sei einfacher und zugleich schwieriger geworden. Sei früher viel Recherche im Vorfeld entscheidend gewesen, so würden nicht erst seit dem Attentat auf John Lennon die Sicherheitsmaßnahmen Autogramm-Jäger häufig vor nahezu unüberwindbare Hürden stellen. Als alter Fuchs hatte Robert Strozynski einst auch eine persönliche Widmung vom Ober-Beatle und seiner Frau Yoko Ono ergattert.

In Kürze will der Sammler Strozynski in den Ruhestand gehen. Langweilig wird ihm aber bestimmt nicht. „Dieses Regal hier muss noch komplett archiviert werden“, deutet Robert auf eine meterlange Wand, bis unter die Decke voll mit einer Sammlung von unschätzbarem Wert.