Ralf Trettner war bereits 1998 als Bürgermeisterkandidat in Pleidelsheim angetreten und unterlegen. Drei Jahre später warf er erneut seinen Hut in den Ring . . .Foto: Werner Kuhnle Foto:  

Pleidelsheims Bürgermeister Ralf Trettner feiert im September sein 20-jähriges Amtsjubiläum. Im Interview erzählt er, wie sich der Job verändert hat und welche Pläne er für die Zukunft hat.

Pleidelsheim - Ralf Trettner hat am 1. September 2001 im Alter von nur 28 Jahren das Amt des Bürgermeisters in Pleidelsheim angetreten. Seitdem ist er zweimal mit deutlicher Mehrheit in seinem Amt bestätigt worden. Im Interview blickt er auf die zwei Jahrzehnte seiner Amtszeit zurück und wirft einen Blick in die Zukunft.

Was hat Sie Anfang dieses Jahrtausends dazu bewogen, sich im Alter von nur 28  Jahren als Bürgermeister von Pleidelsheim zu bewerben? Wie haben Sie die Bürger damals von sich überzeugt?

Nachdem ich mich ja bereits 1998 vergeblich um die Stelle in Pleidelsheim beworben hatte, und Ulrich Bahmer das Pleidelsheimer Rathaus 2001 schon wieder Richtung Ditzingen verlassen hat, habe ich mich erneut um das Amt in Pleidelsheim beworben. Zugegebenermaßen hatte ich bereits durch meinen ersten Wahlkampf drei Jahre zuvor großen Gefallen an Pleidelsheim gefunden. Ich glaube, diese Hartnäckigkeit hat sich damals bezahlt gemacht, aber vermutlich auch die Tatsache, dass ich als junger Familienvater überzeugend aufgetreten bin.

Wie hat sich Ihr Amt in den vergangenen 20 Jahren verändert?

Vielfältig! Zum einen geht das Persönliche etwas verloren. Vor 20 Jahren kamen noch mehr persönliche Kontakte auf dem Rathaus zustande. Heute ist das elektronische Postfach das hauptsächliche Kommunikationsmittel mit Bürgern und Organisationen. Auch ist die „Schlagzahl“, also die Geschwindigkeit von Themen, deutlich höher als früher, was zum einen mit den wirtschaftlichen Möglichkeiten zu tun hat, aber auch mit einer Erwartungshaltung, die die Politik geschaffen hat.

Was waren die Meilensteine und herausragenden Projekte in dieser Zeit?

Für die Weiterentwicklung einer Gemeinde sind Bauprojekte zwar wichtig, aber wie wir gerade alle spüren ist der „gesellschaftliche Kitt“ wesentlich wichtiger als die Summe aller Projekte. Hier war Pleidelsheim immer sehr gut aufgestellt, aber auch wir spüren diesen veränderten Zeitgeist und müssen uns diesem entgegenstellen. Ein Leitmotiv meiner Arbeit ist daher immer auch „Wir sind ein Dienstleistungsunternehmen“ – das von den Steuergeldern der Bürger finanziert ist. Das heißt der Bürger hat einen Anspruch auf eine adäquate Leistung. Aber jede gute Dienstleistung hat ihre Grenzen, spätestens wenn überzogene Forderungen an unseren „Betrieb“ gestellt werden. Aber natürlich gibt es auch wichtige Bauprojekte wie die Ausweisung zahlreicher Gewerbegebiete, die Sanierung des Rathauses, der Neubau des Kinderhauses Regenbogen und für mich persönlich auch der Bau der Ostumfahrung.

In den Medien hört und liest man immer häufiger von Hetze und Angriffen auf Amtsträger – im Internet und auch in der Realität. Mussten Sie solche Erfahrungen auch schon machen?

Bei kommunalpolitischen Auseinandersetzungen kommt dies hin und wieder vor. Persönlich hat sich dies bei mir bisher sehr in Grenzen gehalten. Natürlich hofft man auch, dass einem das erspart bleibt. Problematisch wird es vor allem dann, wenn solche Auseinandersetzungen ins Private gehen und die Kinder von Bürgermeistern angegangen werden, obwohl diese ja nichts für ihre Eltern können. Da haben sicher nicht nur ich beziehungsweise meine Kinder, sondern auch die Kinder zahlreicher Kollegen schon ihre negativen Erfahrungen damit gemacht.

Das Amt des Bürgermeisters ist bekannt dafür, keine Wochenenden zu haben. Wie schaffen Sie sich Ihre Erholungsinseln und wie vereinbaren Sie das Amt mit ihrem Familienleben?

Wenn man wie ich mit 28 Jahren als junger Familienvater in dieses Amt kommt, ist es äußerst schwierig, diese Balance hinzubekommen. Ich habe immer für meine Aufgabe und Berufung gebrannt, da musste die Familie oft zurückstecken. Heute sind meine Kinder erwachsen, da fällt die Balance leichter. Für mich war über viele Jahre und bis heute der Sport ein wichtiger Ausgleichsfaktor, und meine Frau hat mir im Privaten immer den „Rücken“ freigehalten.

Können Sie sich mit nunmehr 48 Jahren vorstellen, noch weitere 20 Jahre Bürgermeister von Pleidelsheim zu sein?

Diese Frage begleitet einen Bürgermeister so lange wie er im Amt ist. Sagt man „Mich würde auch mal was anderes reizen“, kommt sofort das Gerücht auf: „Der will weg.“ Sagt mir jemand aber mit 48, ich mache das Ganze noch mal 20 Jahre, würde ich ihm persönlich das nicht ganz abnehmen. Ich für mich kann daher weder das eine noch das andere ausschließen, alles andere würde mir ohnehin keiner abnehmen. In vier Jahren endet meine Amtszeit und zu gegebener Zeit werde ich darüber informieren, ob ich mich dann um eine vierte Amtszeit bewerbe. Aber jetzt ist dafür definitiv der falsche Zeitpunkt.