Markus Kleemann hat die Station selbst schon ausprobiert. Foto: Gemeinde Oberstenfeld

In Marbach und im Bottwartal gibt es immer mehr Radservice-Punkte. An diesen können Reifen aufgepumpt und kleinere Reparaturen vorgenommen werden.

Marbach/Bottwartal - Wer hat das nicht schon erlebt: Eine zu spät erkannte Glasscherbe kann den Reifen aufschlitzen, ein überfahrener Stein eine Schraube am Rad lockern. Es sind Kleinigkeiten, die einer Radtour ein Ende bereiten können – einer Freizeittätigkeit, der in Zeiten von Corona besonders viele Menschen nachgehen. Aufgeschmissen ist, wer dann nicht das passende Werkzeug dabei hat.

Glück hat hingegen, wer in Marbach und im Bottwartal unterwegs ist. Denn dort gibt es inzwischen vier so genannte Radservice-Punkte, an denen Radler Luftpumpen und Werkzeuge vorfinden, mit denen kleinere Defekte behoben werden können. Nach Marbach, Affalterbach und Steinheim ist die jüngste Radservicestation am vergangenen Mittwoch in Oberstenfeld in Betrieb genommen worden.„Nach dem Winter hatte ich wenig Luft in meinen Reifen, da konnte ich sie gleich einweihen“, berichtet Oberstenfelds Bürgermeister Markus Kleemann. Obwohl die Radservicestation erst vor wenigen Tagen vom Bauhof installiert worden ist, gibt es bereits einige positive Rückmeldungen in den sozialen Medien. „Das ist genial“ und „ein idealer Standort“ schreiben Radfahrer über die Säule am Radweg zwischen Großbottwar und Oberstenfeld auf Höhe der Tennisanlagen.

Die neue Säule steht am Radweg auf Höhe der Tennisanlagen

Finanziert werden die Radservicestationen vom baden-württembergischen Verkehrsministerium, um die Verteilung kümmert sich der Landkreis Ludwigsburg. Das Ministerium hat dafür die Initiative „Radkultur“ ins Leben gerufen, die sich für eine fahrradfreundliche Mobilität einsetzt. „Für ganz Baden-Württemberg wurden 70 solcher Säulen für dieses Jahr angeschafft, neun davon werden im Landkreis Ludwigsburg aufgestellt“, erklärt Lisa Röthinger, die Radverkehrsbeauftragte des Landkreises. Rund 50 000 Euro seien dafür zur Verfügung gestanden, 22 Kommunen im Kreis hätten sich für eine Radservicestation beworben.

Pumptrack-Anlage mit Radservice-Punkt

Bereits seit Sommer 2019 gibt es eine solche am Sportzentrum Holzäcker in Affalterbach. „Sie wurde aufgestellt, als wir den Pumptrack eingeweiht haben“, erinnert sich Affalterbachs Bürgermeister Steffen Döttinger. Bisher habe er nur positive Rückmeldungen erhalten. Das in der Station enthaltene Werkzeug sei sehr hochwertig. Eine weitere Station könnte er sich am Lemberg vorstellen.

Schlauch-Automat als Ergänzung

Auch in Steinheim gibt es seit gut zwei Monaten eine Radservicestation am Marktplatz. „Bisher haben diese nur ein paar Einheimische genutzt. Die großen Massen kommen, wenn im Sommer das Eiscafé offen hat“, sagt Bürgermeister Thomas Winterhalter, der sich darüber freut, dass der örtliche Fahrradhändler gleich auch noch einen Schlauch-Automaten für Reifen mit anbietet. Auch er hätte für einen zweite Station schon einen Platz im Auge: am Radweg in Kleinbottwar auf Höhe der Bottwartalhalle.

ADFC stiftet Radservicestation

Bereits seit dem Frühjahr 2019 gibt es eine Radservicestation am Neckarsteg in Marbach. Allerdings stammt diese nicht aus dem Programm des Verkehrsministeriums, sondern wurde von der Marbacher Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) gestiftet. „Die Stadt kommt für den laufenden Unterhalt auf, wir kontrollieren die Station alle paar Wochen“, erklärt Martin Eißler, der zweite Vorsitzende der ADFC-Ortsgruppe Marbach. Bei entsprechender Witterung werde die Radservicestation nahezu täglich genutzt. Und eine zweite wird bald am Schulzentrum dazukommen. „Sie steht schon bei uns im Haus. Wir werden in Kürze einen Ortstermin machen und sie vom Bauhof aufstellen lassen“, sagt Andreas Seiberling, der Leiter des Marbacher Bürger- und Ordnungsamtes.

Bürgermeister hofft auf Sorgfältigkeit

Markus Kleemann hofft, dass die Radfahrer pfleglich mit den Werkzeugen an der Station umgehen, damit alle möglichst lange davon profitieren können. „Die Schraubenzieher und Schraubenschlüssel hängen an stabilen Stahlseilen, die man rausziehen kann“, hat er festgestellt. Eine 100-prozentige Sicherheit gegen Diebstahl gebe es allerdings nie. „Man kann auch eine Scheibe einschlagen und ein Haus in die Luft sprengen“, zieht er einen anschaulichen Vergleich.

Vielleicht passiert aber auch genau das Gegenteil – wie bei einer Radservicestation in der Nähe des Stuttgarter Hauptbahnhofes. „Dort hat jemand ein Werkzeug zusätzlich angebracht, das seiner Ansicht nach noch gefehlt hat – einen Flaschenöffner“, erzählt Lisa Röthinger schmunzelnd.