Prinz Philip neben Marie-Luise Kiesinger und beim Einsteigen vor Schillers Geburtshaus. Foto: Stadtarchiv Marbach

Beim Besuch von Queen Elisabeth II. am 24. Mai 1965 in Marbach war auch ihr jetzt gestorbener Gatte dabei. Er setzte sich dafür ein, dass die Verdecke der Limousinen geöffnet bleiben.

Marbach - Als „Tag der Freude“ wurde der Staatsbesuch von Königin Elisabeth II. und ihrem Mann Prinz Philip, Herzog von Edinburgh, vor fast 56 Jahren in Marbach betitelt. Zehntausende Schaulustige säumten die Straßen und Gassen der Schillerstadt, durch die der Konvoi mit dem Königspaar aus England und Ministerpräsident Kurt Georg Kiesinger gelenkt wurde.

Erstes Ziel war das Schiller-Nationalmuseum, in dem sich der königliche Besuch erst die Ausstellung ansah, ehe er von der Terrasse auf den Neckar und hinüber nach Benningen blickte. Weiter ging’s zu Schillers Geburtshaus, dessen Einrichtung zuvor eigens rundum erneuert worden war, um nur das zu erhalten, was wirklich aus der Zeit Schillers überliefert ist. Geschmückt wurde es zudem mit gelben Chrysanthemen – abgestimmt auf das Kleid und den Hut der Königin.

Philips Initiative erwirkt frenetischen Jubel

Die Queen war es freilich, die an diesem Tag im Zentrum des Interesses stand. Doch Prinz Philip spielte für die Menschen auf den Marbacher Straßen ebenfalls eine bedeutende Rolle. Überliefert ist die Anekdote, dass das sonnig-bewölkte Wetter zu kippen drohte. Also wurde während des Aufenthalts im Schillerhaus an beiden offenen Fahrzeugen das Dach geschlossen. „Was nicht die ungeteilte Zustimmung der Zuschauer fand“, schrieb die Marbacher Zeitung. Nach fünf Minuten kam Königin Elisabeth II. aus dem Museum, verabschiedete sich von Bürgermeister Hermann Zanker und bestieg die Limousine. Jetzt kam auch Prinz Philip heraus, nachdem er sich eine Karte mit Fahrten von Schillers Vater genauer angesehen hatte. „Er trat an den Wagen der Königin und sprach mit ihr einige Worte, worauf trotz des inzwischen nicht mehr gerade freundlichen Maiwetters erneut die Verdecke geöffnet wurden und die hohen Gäste unter dem frenetischen Jubel des bunt gewürfelten Publikums ihre Fahrt fortsetzten.“ Neben Königin Elisabeth II. nahm wieder Ministerpräsident Kiesinger Platz, Prinz Philip saß im Wagen mit Kiesingers Ehefrau Marie-Luise. Im Schritttempo fuhr die Eskorte durch die Niklastor-, Markt-, Güntter- und Rielingshäuser Straße weiter zum nächsten Ziel in Richtung Schwäbisch Hall.

Am Fernsehturm hatte es eine Panne gegeben

Einen unfreiwilligen Zwischenstopp hatte Prinz Philip da bereits hinter sich: Denn unmittelbar vor dem Besuch in Marbach hatte das Königspaar Stuttgart besucht. Und bei der Abfahrt vom Fernsehturm streikte der Wagen des Monarchen. Die Fahrer der verschiedenen Limousinen versuchten vereint durch kräftiges Anschieben ihr Glück. „Die Menge feuerte die Chauffeure mit Hau-Ruck-Rufen an.“ Doch es half nichts, der offene Mercedes blieb stehen. Unvorbereitet waren die Organisatoren aber nicht – sofort stand ein Ersatzfahrzeug bereit.

Und so konnte der Staatsbesuch des Königspaares, bei dem Queen Elisabeth II. erstmals Deutschland besuchte und der an elf Tagen auf 3000 Kilometern durchs ganze Land führte, fortgesetzt werden. Auch mit dem folgenden Besuch in Marbach, der für viele Schaulustige unvergessen war und ist . . . Queen Elisabeth war beim Besuch 39, Prinz Philip 43 Jahre alt. Jetzt starb er im Alter von 99 Jahren. Heute wird er in Windsor beigesetzt.

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