Die Glastür des Polizeireviers war durch die Hitze gesprungen. Foto: (KS-Images.de)

Vier Polizisten haben am 5. Prozesstag ihre Erlebnisse in der Brandnacht vom 3. Oktober geschildert. Unter anderem gaben sie wirre Aussagen des Angeklagten wieder – unter anderem gab dieser an, sein Wohnhaus wegen des dort lebenden Geistes seiner verstorbenen Großmutter angezündet zu haben.

Marbach - Fast hätte man meinen können, Richter Roland Kleinschroth habe angesichts des Großaufgebots an Polizisten aus der Schillerstadt ein wenig ein schlechtes Gewissen. „Ich hoffe, wir gefährden heute nicht die Sicherheitslage in Marbach“, so der Vorsitzende Richter der Ersten Schwurgerichtskammer des Heilbronner Landgerichts schmunzelnd, als er am Mittwoch gleich vier Beamte des Marbacher Polizeireviers nacheinander in den Zeugenstand rief. Am fünften Tag des Prozesses wegen versuchten Mordes und Brandstiftung gegen einen 42-Jährigen standen die Geschehnisse rund um das Polizeirevier in der Nacht zum 3. Oktober vergangenen Jahres im Mittelpunkt.

Kein Feuerlöscher im Eingangsbereich

Der 58-jährige Wachhabende erklärte, er sei damals durch ein Flackern vor der Glastüre, das er zunächst für eine defekte Glühbirne gehalten habe, auf den Vorfall aufmerksam geworden. Als er dann vor der Tür eine brennende Flasche vorfand, habe er direkt einen Anschlag befürchtet und entsprechend die Kollegen alarmiert. „Durch die Hitzeentwicklung hatte die Tür im unteren Bereich einen Sprung, Rauch stieg empor“, stellt der 58-Jährige die Szenerie in dieser Nacht vor Gericht da. Als zwei Kollegen den Angeklagten schließlich ganz in der Nähe des Reviers festgenommen hätten, habe er mitgehört, wie dieser zu den Beamten gesagt habe, das sei ein Vorgeschmack darauf, „was passiert, wenn wir bald drei Millionen Afrikaner hier haben“.

Eine 39-jährige Polizistin erläuterte den ungewöhnlichen Löschversuch: „Es war ein wenig hektisch, und wir hatten im Eingangsbereich keinen Feuerlöscher. Ich habe daher in der Küche den größten Topf mit Wasser gefüllt und dieses dann auf die Flamme gegossen.“ Daraufhin habe es eine Stichflamme gegeben, Rauch sei in den Eingangsbereich gelangt. Schwerer verletzt worden sei niemand, sie habe nur ein leichtes Kratzen im Hals verspürt.

Die Polizei ist für den Angeklagten eine „Satansbrut“

Die überraschend schnelle Festnahme des Angeklagten schilderte ein 24-jähriger Polizeiobermeister. Er habe den Mann, der auf der anderen Straßenseite stand, gefragt, ob er etwas mitbekommen habe. Daraufhin habe dieser geantwortet: „Das war ich, weil ihr eine Satansbrut seid und auf Demos Omas zusammenschlagt.“ Dann habe er nach einer Kollegin eine Kornflasche geworfen, die an einem Baum zerschellt sei. Der 42-Jährige habe sich nicht weiter widersetzt und auch seinen Teleskopschlagstock ausgehändigt. Dabei habe er apathisch und abwesend gewirkt.

Die 40-jährige Oberkommissarin, die dem Flaschenwurf noch ausweichen konnte, erklärte, der Mann habe einen ganzen Wortschwall losgelassen, bei dem auch Begriffe wie „Nazi-Deutschland“ oder „Merkel-Regime“ gefallen seien. Als Erklärung für die Brandstiftung in seinem Wohnhaus habe der Mann angegeben, dort lebe der Geist seiner Oma, die vor zwei Jahren verstorben sei und ihn aber immer noch ärgere. Er habe den Geist mit dieser Aktion endgültig vertreiben wollen. „Das war ich und mein zweites Ich“, habe der Angeklagte damals gesagt.

Zeugen retten Menschenleben

Neben dem Mehrfamilienhaus und dem Polizeirevier soll der 42-Jährige laut Anklage auch noch einen Anschlag auf die Stadtkirche verübt haben. Verletzt wurde dank des beherzten Eingreifens mehrerer Zeugen niemand, der verursachte Schaden beträgt aber mehr als 200 000 Euro. Der Angeklagte hatte die Taten bereits beim Prozessauftakt gänzlich eingeräumt. Die Verhandlung wird am 7. Juni fortgeführt, das Urteil soll Ende Juni ergehen.