Container aus der Bauwirtschaft werden in Murr angemietet. Foto: Dirk Herrmann (Archiv)

Nachbarn wehren sich in Murr gegen Pläne der Gemeinde, auf einer Wiese Mietcontainer für etwa 60 bis 70 Geflüchtete aufzustellen.

Die Gemeinde Murr errichtet – trotz des Widerstands von Nachbarn – an der Heerstraße temporär Container für rund 60 bis 70  Geflüchtete. Der Gemeinderat blieb hart, denn Protest sei auch zu befürchten, wenn die Container an einer anderen Stelle in Murr platziert würden, hieß es. Zuvor hatten gut 70 Nachbarn in einem Brief und einer Unterschriftenliste ihren Unmut kundgetan.

Die 40 Restplätze in Murr sind wohl in zwei bis drei Monaten belegt

Der Zustrom von Flüchtlingen ist ein bundesweites Problem. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine lässt immer mehr Menschen in den Westen fliehen. Das zeigt sich auch in Murr. Die 6700-Einwohner-Kommune bringt aktuell neben 63 Geflüchteten aus anderen Ländern auch 65 Ukrainer in ihren Unterkünften oder in angemieteten Wohnungen unter. Der Zulauf habe sich aber weiter verstärkt, berichtet der Bürgermeister Torsten Bartzsch: „Mitte des Jahren haben wir acht bis zehn Personen pro Monat untergebracht, mittlerweile sind es 15 bis 20.“ Noch habe die Gemeinde 40 Plätze in petto. „Die werden aber in den nächsten zwei bis drei Monaten belegt sein.“

Die Gemeindehalle und die Sporthalle will die Kommune nicht für Flüchtlinge benutzen. Sie mietet daher bei der Stuttgarter Firma Mietpark Engelhardt die Container für rund 150 000 Euro jährlich an. Um das Areal an der Ecke Heerstraße/Mühlwengert herzurichten, muss Murr einmalig 185 000 Euro aufbringen. Hinzu kommen laut Bartzsch erhebliche Energie- und Unterhaltskosten. „Die Kommunen werden mit ihren Problemen allein gelassen“, kritisierte der Bürgermeister. Der Grünen-Landtagsabgeordnete Tayfun Tok widersprach und wies auf Förderprogramme des Bundes und des Landes hin. Er warf Bartzsch vor, den sozialen Wohnungsbau vernachlässigt zu haben. Das ließ der nicht gelten: Dafür fehlten geeignete Grundstücke. Vielmehr schöben Bund und Land die Flüchtlinge einfach in die Kommunen weiter, was aufgrund des Wohnraummangels den sozialen Frieden dort gefährde.

Die Nachbarn befürchten ein Getto und eine Überlastung des Kanalsystems. „Vier Küchen, vier Waschmaschinen und eine Handvoll Toiletten – das hält die Kanalisation aus“, sagte Bartzsch. Um die Bewohner der Unterkünfte mit 13 Quadratmetern kümmerten sich Sozialarbeiter des Landkreises, der Schlüssel bewege sich bei eins zu 120. „Es muss uns bewusst sein, dass ein Sozialarbeiter nicht rund um die Uhr da sein wird.“ In der Umgebung von Unterkünften sei es bisher ruhig gewesen, berichteten Gemeinderäte.

Den jetzt gewählten Standort hatte die Gemeinde bereits bei der Flüchtlingswelle 2015 vorgemerkt. Einzelne Räte machten sich für die Alternative in der Nähe des Bauhofs stark, auch beim Neuen Friedhof gebe es noch ein mögliches Grundstück. Abseits gelegene Flächen will die Verwaltung aber zunächst nicht einsetzen. Das aktuell gewählte Areal böte zudem Anschlussmöglichkeiten an Versorgungsleitungen.

Vermietfirma verzeichnet steigende Nachfrage durch Kommunen

Michael Förster, der bei der Stuttgarter Mietpark Engelhardt GmbH, die Vermietung von Containern leitet, berichtet über eine steigende Nachfrage seitens der Kommunen. „Wir vermieten derzeit rund 200 Container für die Flüchtlingsunterbringung.“ Konkret werde es aber nicht immer. „Es existieren ziemlich viele Anfragen, aber viele Städte wissen nicht, wo sie die Container hinstellen können.“ Engelhardt vermiete sonst mehrere tausend Stahlbehälter an Baustellen.