Aylin Sogukcelic Foto: avanti

Ludovike Simanowiz war eine Malerin, die zur Zeit Schillers lebte. In Erdmannhausen fand sie eine zweite Heimat – deshalb lobte die Gemeinde einen Porträtwettbewerb für junge Leute aus.

Erdmannhausen - Mit dem erstmals vergebenen Simanowiz-Kunstpreis hat die Gemeinde Erdmannhausen junge Künstlerinnen und Künstler prämiert. Die Jury hatte die Qual der Wahl aus fast 100  eingesandten Kunstwerken für die Preisverleihung am Freitagabend.

Ludovike Simanowiz würde heute wohl als talentierte Malerin, starke und emanzipierte Frau und als Kämpferin für die Vorrechte der Frauen bezeichnet, ebenso weltoffen wie fürsorgend und unerschrocken. Simanowiz kommt 1759 in Schorndorf zur Welt, wächst in Ludwigsburg gemeinsam mit Friedrich Schiller auf und pendelt – immer in einer Balance – zwischen ihrem bürgerlichen Leben und ihrer Passion für Kunst. In einer Gratwanderung reist sie für künstlerische Studien ins revolutionsgebeutelte Paris und vertieft dort ihre malerischen Fähigkeiten. Später pflegt sie ihren erkrankten Ehemann und ernährt die Familie als Malerin. Der große Erfolg bleibt ihr zu Lebzeiten immer vorenthalten. Geschichte schreibt Simanowiz bedauerlicherweise nur als talentierte „Schiller-Porträtistin“.

Der Bezug von Simanowiz zu Erdmannhausen entsteht durch ihren Bruder, der als Pfarrer in seinem offen Haus zeitlebens einen wichtigen Zufluchtsort und zweiten Lebensmittelpunkt für seine Schwester bietet. Jetzt erst erhält die Künstlerin posthum Anerkennung durch die Brezelgemeinde. „Am Anfang war die Idee. Und die Idee hatte Uwe Rapp“, schildert Laudator Eberhard Kulf, wie dieser Kunstpreis entstand. Dabei wird die Jury tatkräftig durch die ehemalige Bürgermeisterin Birgit Hannemann und ein schlagkräftiges Rathausteam um Kämmerer Eberhard Immel in „hervorragender Weise unterstützt“.

Einzige Vorgabe für die Teilnahme am Kunstwettbewerb seitens der Gemeinde ist die Abgabe eines Portraits und die Herkunft der Schüler aus einer der Lebensstationen von Simanowiz, also Schorndorf, Ludwigsburg und Erdmannhausen mit dem Raum Marbach gewesen.

„Die Bilder haben mich förmlich angesprochen“, erklärt der Erdmannhäuser Bürgermeister Marcus Kohler sein eigenes Erleben bei der Auswahl und beim Betrachten der Bilder. „Kunst und Kultur haben eine herausragende Bedeutung für die Gesellschaft“, beschreibt Kohler das Empfinden der Corona-bedingt auf 100 Besucher begrenzten Eröffnungsfeier und den Wunsch, ein Stück Kultur und Normalität erleben zu dürfen.

„Es war unglaublich schwierig“, beschreibt Anna Stöcker als Jurymitglied und Lehrerin am FSG in Marbach den Auswahlprozess. „Sie sehen hier ganz viele Arbeiten, die wirklich sehr, sehr gut sind“, wirbt sie für den ergänzenden Publikumspreis, für den jeder Besucher seine Stimme für sein bevorzugtes Kunstwerk abgeben kann.

Die drei mit je 1000 Euro prämierten Preise erhalten Pia Junghans vom FSG in Marbach, Aylin Sogukcelic vom Burg-Gymnasium in Schorndorf und Friederike Denk vom Stromberggymnasium aus Vaihingen an der Enz. Die Preisvergabe wäre vermutlich ganz im Sinne Simanowiz ergangen: an junge, talentierte und engagierte Frauen für deren weitere künstlerische Förderung.