Katja und Martin Föll sowie Fabian Gramling und Friedlinde Gurr-Hirsch (von links) haben sich über aktuelle Entwicklungen unterhalten. Foto: Werner Kuhnle

Die CDU-Politiker Friedlinde Gurr-Hirsch und Fabian Gramling besuchen die Landwirtsfamilie Föll auf dem Sauserhof.

Großbottwar-Sauserhof - Das Thema Nachhaltigkeit und regionale Vermarktung von Lebensmitteln nimmt bei den Verbrauchern einen immer größeren Stellenwert ein. Das weiß nicht nur die Großbottwarer Familie Föll, die auf dem Sauserhof für ihre Eierzucht bekannt ist. Auch die Politiker widmen sich der Themenstellung. Der CDU-Landtagsabgeordnete Fabian Gramling ist derzeit auf Regionaltour und hat erfahren, dass „durch die veränderten Lebensbedingungen in der Coronazeit, die regionalen Lebensmittel in den Mittelpunkt gerückt sind“.

Mit der Staatssekretätin im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Friedlinde Gurr-Hirsch, war Gramling am Mittwoch auf den Bauernhof der Landwirtsfamilie Föll gekommen, um sich Eindrücke darüber zu verschaffen, wie sich die Rahmenbedingungen für die Landwirte darstellen. „Ich möchte wissen, wo möglicherweise der Schuh drückt“, sagte auch Friedlinde Gurr-Hirsch, die hinzufügte: „Wer regionale Produkte haben möchte, muss den Erzeugern Entwicklungsmöglichkeiten an die Hand geben“. Dass ihr Ansinnen nicht nur leere Worthülsen darstellt, zeigte sich rasch im intensiven Gespräch mit den Gastgebern Katja und Martin Föll.

Denn beim Thema Zertifizierung – den Föll-Eiern liegen mit dem Qualitätszeichen Baden-Württemberg (QZBW), der „Kontrolle artgerechter Tierhaltung“ (KAT) und dem International Food Standard (IFS) drei Zertifizierungsverfahren zugrunde – setzte die Staatssekretärin Impulse. Gurr-Hirsch weiß, dass die Hühnerhaltung, bezogen aufs Land Baden-Württemberg, an einer gewissen Unterversorgung leide. Das führe dazu, dass qualitativ hochwertiges Flüssigei nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung stehe, der Trend jedoch eindeutig zu Convenience-Produkten gehe. „Die Küchenchefs wollen morgens nicht erst hundert Eier aufschlagen“, so Gurr-Hirsch, die auch weiß: „Die Köche in den Kantinen zeigen mittlerweile eine große Zurückhaltung in puncto Geflügel und Eiern. Auch die Hersteller etwa von Nudeln verlangten nach der Flüssigei-Qualität aus dem Ländle, wenn sie demgemäß zertifizierte Waren anbieten wollten“, so die Staatssekretärin weiter, die Föll riet, das Thema für die Zukunft gründlich zu überdenken.

Martin Föll seinerseits gab den Besuchern ebenfalls eine Anregung mit und bat, dass die Politiker sie ins Auge fassen mögen: der Besitzer der Biogasanlage beim Sauserhof machte deutlich, wie unsinnig es sei, dass der Mist von Hühnern aus der Bioproduktion nicht mit dem von konventionellen Hühnern verarbeitet werden dürfe. Immerhin verkauft der Landwirt rund zehn Prozent Bio-Eier durch Zukauf. Dass er die Biogasanlage gebaut habe, nannte Föll „die absolut richtige Entscheidung“. Nicht nur, weil so der Mistgeruch niemandem zur Last falle, sondern auch wegen der Wärmenutzung und der Stromgewinnung. Beides wird durch die Anlage möglich. Föll verteidigte im weiteren Gespräch schließlich den Maisanbau. Die Pflanze habe eine schlechte Propaganda, doch sei sie unverzichtbar, weil sie auf kleinem Raum hohe Energiewerte liefere. Die Besucher erfuhren zudem, dass „wir Landwirte immer mehr erklären und kommunizieren müssen“ und der Infobedarf der Verbraucher enorm gestiegen sei. Imposant auch die Zahlen: So braucht die Familie für die 60 Prozent in Freihaltung und 30 Prozent in Bodenhaltung erzeugten Eier jährlich 400 Tonnen Futter für ihre 36 000 Hennen. Die Fölls, deren vierköpfiger Nachwuchs eifrig mithelfen darf, sind stolz darauf, dass sie das „hochwertige Futter“ selber produzieren, in das „wir viel investieren“. Die Hühner sind von der ganzjährig beibehaltenen Mischung begeistert und merken sofort, wenn sich etwas verändert hat. „Hätte ich nicht gedacht, dass die so sensibel sind“, wunderte sich Friedlinde Gurr-Hirsch.