Das Konzept des Abends ist aufgegangen. Die Musik war durchweg hörenswert. Foto: avanti

Die Besucher werden beim Kaminabend mit Kultur und Kulinarik verwöhnt.

Pleidelsheim - Was haben die Menschen eigentlich früher an langen Winterabenden gemacht, als es noch kein Radio, Fernsehen und schon gar kein Internet oder Smartphones gab? Diese Frage stellte am Freitagabend Doris Scülforth vom Kulturtreff Pleidelsheim im mit 120 Besuchern vollbesetzten Bürgersaal. Die Antwort reichte sie gleich nach: Die Menschen haben sich gemeinsam am Kamin versammelt, Gedichten und Erzählungen gelauscht oder musiziert. Und genau das war auch das Programm des „Kaminabends“, der – völlig zu Recht – „Funken für Geist und Seele“ versprach.

Der gut 20-köpfige Kulturkreis rund um Doris Scülforth hatte den Bürgersaal mit einem Elektrokamin und orangeroten, zur Decke strahlenden Scheinwerfern in ein kuscheliges Kaminzimmer verwandelt. An runden, mit Teelichtern geschmückten Tischen saßen die Menschen und genossen nicht nur Häppchen samt einem Gläschen Wein, Secco, alkoholfreiem Punsch oder Tee, sondern bekamen auch einen Ohren- und Augenschmaus serviert. Dafür sorgten der von Doris Scülforth geleitete und am Klavier begleitete Projektchor des Kulturtreffs mit der Solistin Karla Massouh, zehn Studierende der PH Ludwigsburg mit Querflöte, Oboe, Klarinette und Violine unter der Leitung von Oliver Bensch, der auch die Viola spielte, sowie die von Gerhard Beck, Gertrud Eisenhardt, Angelina Jarak und Wolfgang Jensen unter Leitung von Rita Haller präsentierten Texte und Gedichte. Für den optischen Genuss sorgte Klaus Winterhalter, der aus Stein und Stahl erstaunlich filigrane Kunstwerke geschaffen hat. Wem der Name bekannt vorkommt: Klaus Winterhalter ist der Vater des Steinheimer Bürgermeisters Thomas Winterhalter, der ebenfalls im Publikum saß.

Unterteilt war das gut zweistündige Programm in vier Abschnitte: Nach einer teils heiteren, teils romantischen Einstimmung folgten „Heiteres zur Liebe“, „Romantik pur“ und schließlich „Abendstimmung“. Dabei setzten die Akteure viele wärmende und inspirierende Funken mit romantischen oder heiteren Gedichten von Heine, Eichendorf, Keller und Tucholsky, musikalischen Werken von Bach, Mozart, Schumann, Humperdinck, Mendelssohn, Grieg und Rameau. Das reizende chinesische Märchen „Heiratsantrag“, das erklärt, warum Sonne und Mond nie zusammenkommen, wurde zum Vergnügen des Publikums gar inszeniert.

Im durchweg hörenswerten musikalischen Teil stachen zwei Auftritte besonders heraus: Die ungewöhnlichen kurzen „Appetithäppchen“ des englischen Komponisten Malcolm Arnold – einer der wenigen, der Werke für die Besetzung Flöte, Oboe und Klarinette geschrieben habe, wie Oliver Bensch erläuterte – sowie das hervorragend präsentierte Streichquartett g-moll von Edvard Grieg.

Wichtig sei es ihr bei den Veranstaltungen des Kulturtreffs, junge Musiker aus der Region zum Mitmachen einzuladen, sagte Doris Scülforth, die früher die Musikschule Freiberg-Pleidelsheim geleitet hat. Die Themen seien jedes Mal neu – aber „es soll eine in sich stimmige Veranstaltung entstehen.“ Beim Kaminabend ist das Konzept eindeutig aufgegangen, wie der kräftige Applaus bewies.