Das Haus am Bachgarten ist verkauft worden. Foto: Werner Kuhnle

Die Mitarbeiter des Hauses am Bachgarten sind auf Ende Oktober gekündigt.

Pleidelsheim - Die Gerüchteküche brodelte auf dem Straßenfest am Wochenende – und an den Gerüchten ist etwas dran, wie unsere Recherchen bestätigen. Die private Pflegeeinrichtung „Haus am Bachgarten“ hat Schwierigkeiten, die von der neuen Heimverordnung geforderten Einzelzimmer bereitzustellen. Für einen Umbau des Hauses wäre der Umzug der 23 Bewohnern in ein anderes Pflegeheim notwendig gewesen. Dieser war für Oktober geplant, wie Betreiber Hans-Willi Lüdenbach auf Anfrage unserer Zeitung erklärt. Weil aber im Ausweichquartier der ebenfalls laufende Umbau sich noch bis Januar nächsten Jahres hinzieht, besteht hier derzeit keine Möglichkeit, die Bachgarten-Bewohner interimsweise aufzunehmen. Und die Zeit drängt: Eigentlich hätte die Heimmindestverordnung schon längst umgesetzt werden müssen. Eine Übergangsfrist für bestehende Einrichtungen endet Ende August diesen Jahres, das Haus am Bachgarten hatte bis Ende Oktober eine Verlängerung bekommen.

Nach der neuen Verordnung müssen Pflegeeinrichtungen für ihre Bewohner Einzelzimmer in einer bestimmten Größe zur Verfügung stellen. Weil man diese Auflage im Haus am Bachgarten „um wenige Zentimeter“, wie Hans-Willi Lüdenbach betont, nicht erfüllen kann, steht die seit 1997 bestehende Pflegeeinrichtung vor dem Aus. Weder die 30 Mitarbeiter noch die 23 Bewohner wissen derzeit, wie es weitergehen wird. Lüdenbach ist sich sicher: „Es wird zu einer Schließung kommen.“ Unklar sei nur, was mit den Bewohnern geschehen soll. Die Heimaufsicht im Landratsamt geht davon aus, dass die Pflegeeinrichtung „Haus am Bachgarten“ in Pleidelsheim ihren Betrieb zum 1. November 2019 einstellen wird. „Bis dahin wurde sie von der Umsetzung der Regelungen der Landesheimbauverordnung befreit“, so Sprecher Andreas Fritz. Sollte eine Verlängerung beantragt werden, so werde die Heimaufsicht diesen Antrag entsprechend prüfen. Die Bewohner des Hauses am Bachgarten können nach Fertigstellung des Umbaus in das Johanniter-Haus umziehen, dies sei mit der Heimaufsicht schon geklärt, so Fritz.

Lüdenbach, der nebenher eine private Beratungsfirma zum Interimsmanagement in der Altenhilfe betreibt, ist zwischenzeitlich auch nicht mehr Besitzer des Gebäudes. Ohne einen Investor an seiner Seite hätte er den Umbau nicht stemmen können, so der 61-Jährige zu den Gerüchten, dass er von vorneherein Verkaufsabsichten gehabt hätte. „Es war mir sehr ernst mit dem Umbau, aber aus eigener finanzieller Kraft hätte ich das nicht geschafft.“

Das Haus am Bachgarten ist an die Firma Paulus Wohnbau verkauft worden, wie Geschäftsführer Mike Schanta auf Anfrage dieser Zeitung bestätigt. Es bestehe aber ein Mietvertrag mit dem bisherigen Eigentümer, der Bestand habe. Im Moment gebe es keine weiteren Pläne.

Bei der Kündigung der Mitarbeiter auf Ende Oktober muss Lüdenbach eventuell nochmal einen Rückzieher machen. „Wenn unsere Bewohner noch bleiben, brauche ich auch mein Personal.“ Einige wandern aber schon ab. Einen Job zu finden, sei derzeit in der Altenpflege zum Glück nicht allzu schwierig, stellt einer der Angestellten fest.

Traurig sei aber, dass die Bewohner, die zum Teil schon seit zehn Jahren im Haus am Bachgarten wohnen, „wegen der Willkür der Politik ihre Heimat verlieren“, bedauert Lüdenbach. In anderen Pflegeeinrichtungen unterzukommen, sei angesichts der angespannten Lage durch den Mangel an Plätzen sehr schwierig.

Bürgermeister Ralf Trettner hofft daher auf eine Verlängerung der Genehmigung durch die Heimaufsicht im Landratsamt. „Die Gemeinde würde sich freuen, wenn es an dieser Stelle weiterhin eine Pflegeeinrichtung geben würde.“