Der Chor beherrscht mit beachtlicher Dynamik jede Tonlage und jeden Musikstil . Foto: Frank Wittmer

Der Maulbronner Kammerchor startet mit einem intensiven Konzert in der Mauritiuskirche in seine Jubiläumssaison.

Pleidelsheim - Ganz exklusiv hatten rund 200 Zuhörer am Sonntagabend schon Gelegenheit, das Programm des Maulbronner Kammerchors zum 35. Jahr des Bestehens zu hören. Reichlich Gelegenheit wird es auch beim Jubiläumskonzert am 23. Juni in Maulbronn geben.

„Wir freuen uns, in dieser tollen, frisch renovierten Kirche zu singen und sie mit Tönen und Licht zu füllen“, sagte der erst 28 Jahre junge Dirigent Benjamin Hartmann, der 2016 in die großen Fußstapfen von Jürgen Budday getreten war. Das namensgebende Gedicht von Clemens Brentano, das Johannes Brahms im Abendständchen vertont hat, machte den Auftakt zu dem Liederreigen, der vom Morgen bis zum Abend sich dem Thema „Licht“ widmete. „Durch die Nacht, die mich umfangen, blickt zu mir der Töne Licht.“

Die vielfältigen Facetten der Chormusik sollen nicht nur das Ohr ansprechen, so Hartmann, sondern alle Sinne sollen sich öffnen dürfen. „Wir versuchen, den Tönen Farben zu geben und mit Musik Licht zu erzeugen.“

So ging es mit dem zeitgenössischen englischen Komponisten John Rutter weiter, der für seine „im besten Sinne seichte, gefällige Chormusik“ bekannt ist, mit der „Hymn to the Creator of Light“ aber ein anspruchsvolles, doppelchöriges Werk komponiert hat. „Es ist sogar bitonisch, das bedeutet, die Chöre singen in unterschiedlichen Tonarten“, erklärte Hartmann. Fast schrill löste sich der Kontrast in Harmonien auf, ein Erlebnis das man an diesem Abend noch öfter hatte.

Um es kurz zu sagen: Die Interpretation, die gesangliche Klasse des Maulbronner Kammerchors ist über jede Kritik erhaben, von den abgrundtiefen und dennoch samtweichen Bässen bis hin zu den ausdrucksstarken Frauenstimmen beherrschen die 35 Sängerinnen und Sänger mit beachtlicher Dynamik vom Pianissimo bis zum dreifachen Forte jede Tonlage und jeden Musikstil, den moderne Chormusik zu bieten hat.

Wie ein Gang durch den Tageslauf war das Konzert, vom Morgen bis zum Abend waren gleißend helle, düstere, schwebende, bis an die Schmerzgrenze gehende und auch einfach wunderschöne Werke zu hören. Selbst für den versierten Chor neu und herausfordernd war von Olivier Messian „O sacrum convivum“. Immer knapp an der Dissonanz bewegte sich das von sphärischen Rückungen bewegte Werk, das laut Hartmann „interessante Farbwerte“ beizusteuern hat.

Heller, mit viel Energie und brillanter Tonsprache erklang „Hail, gladdening light“ von Charles Wood, bei „The conversion of Saul“ von Z. Randall Stroope stampfte der Chor sogar aggressiv. Die Transformation von der Dunkelheit ins Licht zum Ende hin geriet aber wohltuend. Man danke der Kirchengemeinde für den warmen Empfang mit Wohlfühlfaktor, vergaß der Dirigent nicht, sich artig zu bedanken. Dem reichlichen Applaus wusste man mit einer wohldurchdachten Zugabe zu begegnen. Von Joseph Rheinberger, von dem schon das „Morgenlied“ erklungen war, gab es noch das weitaus bekanntere „Abendlied“ zu hören. Mit den wirklich in der gesamten Mauritiuskirche verteilten Sängern geriet dieses Lied zum Ausgang zum unglaublich intensiven Klangerlebnis.