Der Bau des Ärztehauses in Pleidelsheim schreitet voran und soll künftig die Versorgung im Ort sichern. Foto: Werner Kuhnle

In Pleidelsheim ist der Haushalt eingebracht worden. Trotz der Erschwernisse durch die Corona-Pandemie soll im Jahr 2021 viel umgesetzt werden.

Pleidelsheim - Corona macht seit rund einem Jahr vieles komplizierter. „Auch die Haushalts-Planung war in diesem Jahr schwierig, da man die Auswirkungen bei vielem ja noch nicht kennt“, erklärte Pleidelsheims Kämmerer Andreas Linge am Donnerstagabend bei der Einbringung im Gemeinderat. Dennoch habe man alle Eventualitäten einplanen können, mit dem Ergebnis, dass nach Schätzung aller Einnahmen und Aufwendungen ein Minus von 2,3 Millionen Euro stehen wird – vor allem, da ordentlich Gewerbeeinnahmen wegbrechen. In Summe wird die Gemeinde 3,5 Millionen Euro an Krediten aufnehmen müssen und am Ende vom Jahr einen Schuldenstand von 6,2 Millionen Euro aufweisen. Das Gute: Alle geplanten Projekte können dennoch über die Bühne gebracht werden. „Dass alles, was wir vorhaben, viel Geld kostet und wir dafür in diesem Jahr unseren Sparstrumpf zum großen Teil opfern müssen ist, glaube ich, verständlich“, fasste Bürgermeister Ralf Trettner zusammen.

Für ihn passe bei dem aktuellen Haushalt eine Redensart ganz gut: „Spare in der Zeit, so hast du in der Not.“ In den vergangenen Jahren hätte Pleidelsheim einiges an Geld generieren können. „So haben wir jetzt die Möglichkeit, in einem schwierigen Jahr wie 2021 wieder Gelder zurückzuholen.“ Und mit diesem Geld wolle man Daseinsvorsorge betreiben. „Dieser Haushalt ist auch wie kaum ein anderer geprägt von dem Thema Daseinsvorsorge“, meinte er. Denn bereits vor einem Jahr hätte der Gemeinderat den Startschuss gegeben für den Bau des Ärztehauses in der Riedbachstraße, um langfristig eine ärztliche Versorgung zu sichern. „Ein Allgemeinarzt, ein Zahnarzt, ein Kinderarzt, eine Apotheke und eine Physiotherapie-Praxis unter einem Dach vereint zu haben ist ein tolles Ausrufezeichen für eine Gemeinde unserer Größenordnung. Wir sind der Überzeugung, dass dieses Haus eine Bereicherung sein wird“, sagte Trettner. Durch eine Aufstockung des Landessanierungsprogramms sei die Gemeinde zudem in den Genuss von weiteren 700 000 Euro gekommen für die neue Ortsmitte. „Mit denen werden wir den Bau der Tiefgarage und den Umbau der Wiegehalle und der Parkplätze zumindest zum Teil gegenfinanzieren können“, erklärte der Rathauschef den Gemeinderäten.

Sozialer Wohnungsbau, der ein paar Straßen weiter in der Mörikestraße betrieben würde, gehöre für ihn ebenfalls zur Daseinsvorsorge. „Der Rohbau für das 14-Familien-Haus steht seit vergangener Woche. Wir nehmen vier Millionen Euro in die Hand, um unseren Bürgern bezahlbaren Wohnraum bieten zu können“, zählte er weiter auf und machte klar: „Eigentlich ist die Verwaltung mit diesen zwei Großprojekten – dem Wohnungsbau und dem Ärztehaus – schon genug ausgelastet, aber Pleidelsheim wäre nicht Pleidelsheim, wenn da nicht noch mehr käme.“

So sei man Ende des vergangenen Jahres in die Planungen eines neuen Bauhofs gestartet. „Ein Platz ist gefunden, und die Planungen werden bald vorgestellt. Die Umsetzung erfolgt – wenn alles gut läuft – Anfang 2022“, so der Bürgermeister. Des Weiteren werde man in den kommenden drei Jahren jeweils eine Million Euro zur Mitfinanzierung des Neubaus der Oscar-Paret-Schule nach Freiberg überweisen und mehr als 200 000 Euro in der Friedensschule im Rahmen des Digitalpakts investieren. Die Umsetzung soll bereits in den kommenden Wochen erfolgen.

„Letztlich ist es nicht entscheidend, wie viel Geld wir aufnehmen, sondern welchen Mehrwert unsere Bürger von diesem Haushalt haben“, meinte Trettner.

INFO FOLGEN DER PANDEMIE FÜR DIE PLEIDELSHEIMER FINANZEN

Die Pandemie
hat viele Folgen – so auch auf die Finanzen einer Gemeinde. In Pleidelsheim wurden die wesentlichen Eckpfeiler genannt.

Die Beschäftigten im TVöD erhielten im Jahr 2020 eine tarifliche „Corona-Sonderzahlung“. Dies führte bei der Gemeinde zu Mehrausgaben in Höhe von 66 000 Euro.

Durch die Schließung der Kindergärten entstanden Einnahmeausfälle bei der Kinderbetreuung in Höhe von 155 145 Euro. Vom Land Baden-Württemberg wurde ein pauschal ermittelter Betrag von 127 023 Euro hierfür ausgeglichen. Die Gemeindekasse ist somit mit 28 122 Euro belastet.

Die Gemeinde hat Schutzmasken für insgesamt 50 000 Euro erworben. Davon wurden Masken im Wert von 22 500 Euro an andere Einrichtungen und Praxen zum Selbstkostenpreis weitergereicht. Der Mehraufwand beträgt somit 27 500 Euro.

Durch Herabsetzung der Vorauszahlungen bei der Gewerbesteuer aufgrund entsprechender Anträge Pleidelsheimer Betriebe entstanden Einnahmeausfälle in Höhe von 2,13 Millionen Euro. Das Land leistete zum Ausgleich eine Gewerbesteuer-Kompensationszahlung in Höhe von 1 ,6 Millionen Euro. In verschiedenen Fällen mussten auch hohe Beträge wieder an die Unternehmen zurückgezahlt werden. Insgesamt schließt das Jahr 2020 mit einer Gewerbesteuersumme von rund 1 ,08 Millionen Euro ab. Rechnet man die Kompensationszahlung hinzu, fehlen zu den eigentlich erwarteten vier Millionen Euro im Jahr dann immerhin noch 1, 31  Millionen Euro.