Ein schöner Klang und viele Möglichkeiten: Die Veeh-Harfe kann im Sitzen wie im Stehen gespielt werden. Foto: KS-Images.de

Beim Harfen-Orchester kann jeder gleich mitspielen. Die 15 Damen haben beim gemeinsamen Musizieren viel Spaß.

Pleidelsheim - Freundlich begrüßen sich die Mitspielerinnen des Harfen-Orchesters auf dem Hof der Familie Blum. Alle zwei Wochen trifft sich das Ensemble zum gemeinsamen Musizieren. „Wir haben im November 2017 zum ersten Mal bei der Pleidelsheimer Kirbe gespielt, damals waren wir zu viert“, erinnert sich Petra Bürkle-Blum, die Leiterin und Initiatorin des Harfen-Orchesters.

Mittlerweile sind es 15 Damen aus der ganzen Umgebung, die sich montags am Vormittag und dienstags am Abend in zwei Gruppen zum Zupfen und Lachen treffen. Es geht beim Musizieren auch immer recht lustig zu. Elfriede Wied aus Benningen, mit ihren 85 Jahren die älteste in der Runde, reißt alle mit ihrem fröhlichen Gesang mit. „Das Margarethen-Stückl ist unser Lieblingslied, da kann ich mich nicht zurückhalten“, entschuldigt sich die begeisterte Musikerin. Doch die anderen finden es ganz prima, schließlich haben alle viel Spaß beim gemeinsamen Liederspielen. Man war auch schon beim gemeinsamen Übungswochenende im Kloster, wo die Frauen neben dem Musizieren auch viel Freude in der Gemeinschaft hatten.

„Die Veeh-Harfe ist ein tolles Instrument, das kann wirklich jeder spielen“, findet Petra Bürkle-Blum. Direkt hinter die Saiten wird ein Notenblatt geklemmt, das ein wenig an ein Strickmuster erinnert. Mit zwei Fingern werden die Töne gezupft, rechts die Melodie, links die Begleitstimme. So entsteht von oben nach unten ein Lied. Einzig die längeren Töne zählt Petra Bürkle-Blum mit, damit alle gleichzeitig wieder weiter spielen. „Und wenn mal mal rauskommt, findet man schnell wieder rein“, findet Antonia Pozs-gai aus Pleidelsheim.

„Ich habe noch nie ein Instrument gespielt, und hier kann ich einfach mitspielen“, freut sich Gisela Velm aus Marbach über das einfache, aber doch geniale Konzept. Die meisten im Harfen-Orchester haben keine Notenkenntnisse, und doch kann jeder das Instrument spielen.

Die Veeh-Harfe ist ein vergleichsweise neues Instrument. „Hermann Veeh hat die Veeh Harfe 1987 für seinen an Down Syndrom erkranktem Sohn Andreas gebaut“, hat Petra Bürkle-Blum recherchiert. Seit etwas mehr als 25 Jahren gibt es die Harfe auch zu kaufen. Das ist die einzige Hürde für den Einstieg: „Das Instrument kostet um die 800 Euro, dazu kommen Ständer und Tasche, man legt also schnell mal 1000 Euro oder mehr auf den Tisch, und nach oben gibt es keine Grenze“, sagt Petra Bürkle-Blum.

Durch die ebenfalls nicht billigen „Unterlegnoten“ kann jeder gleich loslegen. „Ich finde den Klang wunderschön“, findet Sigrid Schelle aus Mundelsheim, die schon einen Einführungskurs auf der Veeh-Harfe gemacht hat. „Für mich alleine spiele ich eher selten, zusammen tut’s nochmal ganz anders.“ Auf dem Pfingstmarkt in Mundelsheim hat Sigrid Schelle von dem Harfenorchester gehört und will jetzt auch mitspielen.

Die Lieder sind wirklich schnell gelernt. Rund 100 Stücke haben die musikalischen Damen im Repertoire. „Ich habe noch viele Ideen, meine Kindergruppe zum Beispiel. Wenn wir wollten, könnten wir jede Woche auftreten. Wir spielen gern bei Senioren-Nachmittagen, Festen, Geburtstagen und auch im Gottesdienst“, so Petra Bürkle-Blum. Sehr passend dazu erklingt „Psalter und Harfe wacht auf“ aus dem Lied „Lobe den Herren“.

Mit „Amazing Grace“, „Geh aus mein Herz“ und „Ich bete an die Macht der Liebe“ erklingen gleich noch weitere Klassiker des Harfen-Orchesters. Die geschickten Notentaschen hat Mitspielerin Judith Brummer eigens für die Mitspielerinnen genäht. Die kann man über den Stuhl legen und links die schon gespielten Lieder ablegen und rechts die neuen rausgreifen. Das Wunschkonzert geht weiter: „Das einsame Glöckchen“ ist ein Volkslied aus Russland, aus der „Naturmappe“ gibt es Blumenlieder wie „Die Primel“ oder „Der Flieder“, und bei der „Barcarole“ ist zählen besonders wichtig. „Das ,Und‘ müsst ihr immer mitzählen“, gibt Petra Bürkle-Blum einen Tipp. Und lobt auch: „Des henn’er schee g’schpielt!“ Dann wird wieder wird gelacht, als Elfriede knochentrocken einwirft: „Beim Üben hat sich’s noch nicht so gut angehört!“