Samuel und Tabea Hartmann beim Mittagessen mit ihren Kindern Foto: Frank Wittmer

Im Mittelpunkt zu stehen, ist den beiden Geistlichen und ihren Kindern von klein auf vertraut

Pleidelsheim -

Wir sind als Familie Teil dieser Gemeinde und so leben wir“, sagt Samuel Hartmann auf die Frage hin, ob es nicht mitunter schwierig werden kann, wenn die ganze Familie so im Mittelpunkt steht, wie es bei einer Pfarr-Familie unvermeidlich der Fall ist. Tabea und Samuel Hartmann teilen sich die Pfarrstelle der evangelischen Kirche in Pleidelsheim in immer wieder wechselnden Konstellationen. Tabea Hartmann ist seit der Geburt der jetzt fünf Monate alten Zoe im Erziehungsurlaub, Samuel Hartmann hat zwei Vätermonate genommen und ist derzeit wieder voll im Dienst. „Tatsächlich machen wir immer alles gemeinsam“, stellt Tabea Hartmann fest.

In der Zeit, in der sie beide beurlaubt waren, sei deutlich geworden: „Es braucht nicht für alles den Pfarrer oder die Pfarrerin.“ Für viele Aufgaben in der Gemeinde finde man viele Talente. „Es gibt immer die Chance, Menschen zu beteiligen.“ Als Pfarrer, so Samuel Hartmann, mache man „alles vom Herzen her“, für manche notwendige Entscheidungen wäre aber ein anderer Hintergrund, zum Beispiel betriebswirtschaftliche Überlegungen, die bessere Wahl.

Beide sind selbst in Pfarrfamilien mit vielen Geschwistern aufgewachsen. „Wir sind Trubel gewöhnt.“ Ein Pfarrhaus sei eben ein öffentliches Haus, so wie in Pleidelsheim auch, wo das Pfarrhaus direkt bei der Kirche ist. Tabea und Samuel Hartmann sind noch einen Schritt weitergegangen und haben den Pfarrgarten und die Scheune für die Gemeinde zugänglich gemacht. „Wir wollten das öffnen, weil das Pfarrhaus so im Mittelpunkt des Ortes liegt, das ist ein Privileg“, sagt Tabea.

Allerdings sei man froh, dass die Wohnung im oberen Stock nun abgetrennt ist. „Früher war das Pfarrbüro in der Wohnung, das ist sicher nicht ideal.“ Speziell die Kinder brauchen die Rückzugsräume, stellen die Eltern immer wieder fest. Der achtjährige Josua findet es zum Beispiel nicht so prima, wenn andere Jungs bei der Pfarrscheuerwoche dauerhaft das Trampolin belegen. Aber immerhin das eigene Zimmer ist tabu. Zeit für sich zu haben ist in dem manchmal turbulenten Alltag wichtig, zum Durchschnaufen oder einfach mal runterkommen. „Ich war jetzt fünf Tage nur mit Zoe auf einer Fortbildung. Das war eine gute Zeit, in den Pausen einfach mal in der Sonne spazierengehen“, berichtet Tabea Hartmann. Samuel Hartmann entspannt beim Fußball spielen oder schauen. Im Alltag nehme man sich diese Auszeiten eher nicht. Der gemeinsame Urlaub jetzt in den Winterferien zum Ski- und Bobfahren im Allgäu war so eine reine Familienzeit, die es sonst nur selten gibt. „Samstags mal ins Hallenbad mit den Kindern, das klappt so gut wie nie“, so Samuel Hartmann.

Es ist immer was los. Samuel Hartmann ist Vorsitzender im CVJM-Landesverband und musste an diesem Tag trotz Stauchaos nach Stuttgart. Auf dem Heimweg hat er die sechsjährige Jael und die vierjährige Noa vom Kindergarten abgeholt. Die kleine Lois stürmt auf ihre Geschwister zu und umarmt sie herzlich. Noa hat schon im Kindergarten gegessen, trotzdem setzen sich alle zusammen an den großen Esstisch. Es gibt Spaghetti mit Putengemüse, Tabea hat gekocht. „Auch im Haushalt ist immer viel zu tun“, stellt die derzeitige Vollzeit-Mutter fest.

Alle fassen sich an den Händen und singen „Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang sei gelobet der Name des Herrn!“ und dann noch „Fröhlich sei das Mittagessen – Guten Appetit!“ So ist es auch: Die Kinder erzählen von Schule und Kindergarten, Samuel vom Stau auf der Autobahn. Die ältere Jael hört aufmerksam zu, und auch Noa ist sehr interessiert, was so alles um sie herum passiert. „Sie ist unsere Kommunikationsmanagerin“, stellt Mutter Tabea fest. „Wie heißt du, wie alt bist du?“, wird jeder Gast gleich gefragt. „Die Kinder sind es gewohnt, dass viele Leute da sind“, erzählt Tabea Hartmann.

Dass die Kinder keine Scheu vor Menschen haben ist oft von Vorteil, wenn beide Aufgaben im Gottesdienst übernehmen. Die Kinder betrachten die Kirche als ihr erweitertes Wohnzimmer, und bei Bedarf sind 300 Babysitter da, die nach den fünf Pfarrerskindern schauen. „Es gibt immer Menschen, die sich kümmern“, freut sich Tabea Hartmann. Aber natürlich ist es ihr – wie jeder Mutter – wichtig zu wissen, wo ihre Kinder sind, wenn sie vorne am Altar steht. „Ich bin dann einfach entspannter“, erklärt sie. Daher wird immer vorher ausgemacht, wer sich um die Kinder kümmert. „Das sind dann Menschen, die den Kindern vertraut sind. Oft kommen vor dem Gottesdienst Leute auf mich zu, die sagen, komm, ich nehm‘ heute mal den Kinderwagen mit Zoe.“

Die Kinder sind von klein auf an die Kirche gewöhnt mit der lauten Musik und den vielen Leuten. „Sie verhalten sich entsprechend, dass man sie gut dabei haben kann“, freut sich Samuel Hartmann. Manchmal gerate sie schon ins Schwitzen, muss Tabea Hartmann zugeben, wenn gerade Stilles Gebet ist, und bei den Kindern ein Buch runterfällt. Aber da geht es allen Eltern so, ob Pfarrer oder nicht.

Dass man als Pfarrersfamilie nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern vielleicht auch etwas unter Beobachtung steht, beeinflusst die Hartmanns nicht. „Wir machen, was wir denken, was eben nötig ist“, bringt es Tabea Hartmann auf den Punkt. Man lebe als Familie mitten in der Gemeinde. Das sei nicht schwer in Pleidelsheim, weil man sich angenommen fühle, ergänzt Samuel Hartmann. „Die Gemeinde ist sehr nett hier und geht auf uns zu.“