Das Gericht hat einen umfangreichen Drogenhandel aufgearbeitet. Foto: dpa

Das Gericht hat einen umfangreichen Drogenhandel aufgearbeitet.

Pleidelsheim - Ein Wohnung in Pleidelsheim war jahrelang Dreh- und Angelpunkt groß angelegter Geschäfte mit Kokain, Marihuana und Ecstasy. Bis die Polizei einem Hinweis nachging und der bewaffnete Drogenhandel im August 2016 aufflog. Am Dienstag nun wurde vor dem Amtsgericht Ludwigsburg der letzte Angeklagte aus diesem Fall wegen Besitzes und Verkaufs zweier halbautomatischer Waffen zu einer Freiheitsstrafe von 20 Monaten auf Bewährung verurteilt.

„Wir hatten Hinweise auf Drogen und durchsuchten die Wohnung“, berichtete der zuständige Kommissar als Zeuge im Gerichtssaal. Was zunächst nach alltäglicher Polizeiarbeit aussah, entpuppte sich rasch als Geschäfte der Organisierten Kriminalität. Die Ermittler brauchten einen 7,5-Tonner, um das Beweismaterial abzutransportieren, darunter kiloweise Kokain, Marihuana und Ecstasy-Pillen, Hieb- und Stichwaffen sowie eine Schusswaffe. Geliefert hatte sie der nun angeklagte gebürtige Holländer, gemeinsam mit einem bereits verurteilten Mann.

„Man verkaufte ihn als den Mann fürs Grobe, der auch jemanden umbringt, wenn der nicht bezahlt“, berichtete der Polizeibeamte weiter. Die Ermittlungen ergaben jedoch keinen Hinweis darauf, dass der 31-Jährige tatsächlich ein „Vollstrecker“ war. Vielmehr trat er in diesem umfangreichen Ermittlungskomplex erst mit dem Waffengeschäft in Erscheinung. Allerdings habe er – ohne gültigen Führerschein – in Deutschland ein Auto benutzt, das dem Beamten zufolge im Zusammenhang mit einem Motorradklub steht, „der eindeutig im Bereich der Organisierten Kriminalität tätig ist“.

Die Waffen hatten der Besitzer der Pleidelsheimer Wohnung und sein Kompagnon aus Höpfigheim für ihren eigenen Schutz angeschafft, gaben sie bei einer Vernehmung zu Protokoll. Nach dem Diebstahl von Drogen aus einem Versteck in einer Tarnwerkstatt in Murr hatten sie Schulden bei den niederländischen Drogenlieferanten und fühlten sich bedroht.

Über soziale Medien tauschte man Bilder der in Frage kommenden Waffen aus und entschied sich schließlich zum Kauf der beiden halbautomatischen Schusswaffen samt Munition zu einem Preis von jeweils rund 1500 Euro. Mit Hilfe der Bilder und Hinweisen niederländischer Ermittler führte die Spur schließlich zu dem 31-jährigen fünffachen Vater, der im August 2018 in seiner Heimat Rotterdam festgenommen werden konnte.

„Bei derlei Delikten liegt es nicht auf der Hand, die Strafe noch zur Bewährung auszusetzen“, sagte die Vorsitzende Richterin in der Urteilsbegründung am Dienstag. Zwar habe der Angeklagte eine gewisse Verantwortung für die Tat übernommen, andererseits gelte es auch, eine Rechtsordnung zu verteidigen. Zu Gunsten des Angeklagten wertete das Gericht neben seinem Geständnis seine bereits viermonatige Haft und den Umstand, dass alle fünf Kinder noch schulpflichtig sind und beim Angeklagten in Rotterdam leben.

Bereits im Frühjahr 2017 verurteilte das Landgericht Stuttgart den 36-Jährigen aus Pleidelsheim und seinen ein Jahr jüngeren Komplizen aus Höpfigheim, der die Kontakte zu den holländischen Drogendealern hielt, zu jeweils mehr als vier Jahren Gefängnis.