Ein Ausbau der Pleidelsheimer Schleuse könnte einen kontrollierten Abfluss von Hochwasser ermöglichen. Foto: Archiv (7aktuell.de/Schmalz)

Nach der Beinahe-Katastrophe von 2013 hat die Gemeinde die Gefahrenlage untersuchen lassen.

Pleidelsheim - Heikel war die Lage im Jahr 2013, als das Sperrtor in Beihingen außer Betrieb war, das den Kanal eigentlich vor Hochwasser schützen soll. Der Damm drohte zu brechen, weil das Wasser unaufhaltsam in den Kanal drückte. „Es wurde damals überlegt, den Damm zu sprengen“, informierte Bürgermeister Ralf Trettner am Donnerstag im Gemeinderat über die hitzigen Diskussionen. Mit Abgrabungen an der linken Dammseite konnte das Wasser dann aber noch rechtzeitig in den Altneckar umgeleitet werden. Die Katastrophe, bei der in halb Pleidelsheim Land unter geherrscht hätte, konnte auch dank der zahllosen Helfer aus der Spargelgemeinde selbst, aber auch aus Murr und anderen Kommunen verhindert werden.

Um gegen extreme Hochwasser, die sogar noch über dem hundertjährigen liegen und daher extrem unwahrscheinlich wären, gewappnet zu sein, hat die Gemeinde jetzt die Gefahrenlage untersuchen lassen. Peter Oberle vom Institut für Wasser und Gewässerentwicklung stellte dem Gemeinderat die Lage dar. Die gute Botschaft: Der Worst Case, die Überschwemmung des Ortes, kann verhindert werden. Zum einen wurden 2013 sogenannte Scharten im Bereich der Autobahnbrücke in den Deich gegraben, über die das Wasser in den Altneckar fließen kann. Auch kurz vor der Schleuse gibt es einen „Überlauf“. Im Extremfall sei die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) bereit, eine Schleuse zu öffnen. Die Mechanik aus den 1950er-Jahren würde dadurch wohl aber zerstört werden, deshalb hatte man 2013 dies nur als letzte Möglichkeit in Betracht gezogen.

Mit dem für 2025 geplanten Ausbau der rechten Kammer der Pleidelsheimer Schleuse für 135 Meter lange Schiffe werde es die Möglichkeit geben, den kontrollierten Abfluss bei Hochwasser über ein neues Schleusentor zu ermöglichen.

Das weiter hinten gelegene Wasserkraftwerk müsse bei Hochwasser den Betrieb einstellen. Der vom Schifffahrtskanal abzweigende Kraftwerkskanal habe aber einen genügend hohen Damm, so dass hier keine Gefahr der Überflutung bestehe, informierte der Experte auf Nachfrage von Susanne Düding (CDU).

Sollte das Sperrtor in Beihingen halten, wovon man im Normalfall ausgehen könne, werde es bei einem extremen Hochwasser dennoch überflutet. „Der Wasserstand wäre 90 Zentimeter höher als das Sperrtor“, so Peter Oberle. Durch Um- und Überströmungen würden von den insgesamt zu erwartenden 2180 Kubikmetern pro Sekunde etwa 80 bis 90 Kubikmeter pro Sekunde in den Kanal fließen. Dies würde ebenfalls zu einer Aufstauung führen, die aber kalkulierbar wäre. „Es ist ja nicht so, dass ein Hochwasser völlig überraschend kommt, wir bekommen regelmäßig die Pegelstände gemeldet und können rechtzeitig reagieren“, beruhigte der Bürgermeister.

Mit allen flankierenden Maßnahmen könne man davon ausgehen, dass der zur Gemeinde hin gelegene Damm hält. Sinnvoll sei aber dennoch, die Höhen und die Standfestigkeit gründlich zu überprüfen, empfahl der Fachmann. Kleis Feiss (CDU) stellte fest: „Da hat es 2013 an einigen Stellen durchgesuckelt.“

Albrecht Reuther (WIR) bemerkte, dass auch der Riedbach und der Abfluss von der Autobahn nicht mehr in den Neckar entwässern können, wenn Hochwasser und ein Starkregen gleichzeitig stattfinden. Sigrid Wildermuth (WIR) erinnerte an 1978. „Da stünden heute das Jugendhaus und die Braunäcker unter Wasser.“ Diesen Fall habe man nicht mit untersucht, so Oberle. Bei gleichzeitigem Starkregen und Hochwasser müsse man sich mit Pumpen behelfen, um das überschüssige Nass aus den Kanälen in den Altneckar zu befördern.