Rund 2,3 Millionen Euro sollen investiert werden, um das Gebäude in Schuss zu setzen. Foto: Martin Kalb

Der Kern des über 400 Jahre alten Gebäudes wird von Grund auf saniert. Dafür nimmt die Gemeinde rund 2,3 Millionen Euro in die Hand. Der Bauantrag soll in einigen Wochen folgen.

Pleidelsheim - Im Jahr 2010 hat die Gemeinde Pleidelsheim das alte Pfarrhaus neben der Mauritiuskirche für umgerechnet rund 100 000 Euro erworben, um den drohenden Abriss des historischen Gebäudes zu verhindern. Eine Untersuchung ergab, dass Teile bis ins Jahr 1580 zurück gehen, Um- und Anbauten gab es 1740 und 1830. Mittlerweile sind Wände und tragende Teile aber so schief, dass dringend etwas geschehen muss. „Das Haus ist in einem desolaten Zustand“, so Architekt Matthias Orth bei der Vorstellung der Umbaupläne am Donnerstag im Gemeinderat. Man habe das Gebäude sperren müssen, weil die verrosteten Träger die Decken nicht mehr sicher halten. Der Arbeitskreis Asyl, der hier sein Zentrum eingerichtet hatte, musste im Frühjahr in die Container des Interimsrathauses in der Ludwig-Hofer-Straße umziehen.

Auch die Giebel neigen sich bedrohlich. „Das ist alles schräg und krumm. Irgendwann fällt das alles Richtung Kirchstraße.“ Doch noch ist es nicht so weit, und eine Begehung mit dem Denkmalamt hat ergeben, dass vieles, aber eben nicht alles in dem Gebäude erhalten werden kann.

Nun sollen Böden, Decken, Wände und das Dach erst einmal stabilisiert werden. Dabei müssen die Fachleute behutsam vorgehen. „Jede Dachlatte ist ein stabilisierendes Element“, stellte Orth fest. Eine neue Schalung soll das Dach wieder stabil und tragfähig machen. Ebenso werden die durch die jahrhundertelange Nutzung als Stall angefressenen Böden und Wände im Erdgeschoss erneuert. „Das Denkmalamt hätte die Böden gerne erhalten“, so Orth, „aber für eine Kindertagesstätte sind die nicht geeignet.“ Man werde an einer Stelle den alten Stallboden erhalten. „Dann können die Kinder mal fühlen, wie ein Pferd oder eine Kuh das hier gehabt hat.“

Neue Bodenplatten und Decken in Stahlbeton bieten das Gerüst, damit das Pfarrhaus noch lange stehen bleiben wird. Wenn die Statik stimmt, geht es an den Innenausbau. Zwei Kindergartengruppen sollen im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss unterkommen.

Im Dach ist eine 130 Quadratmeter große Wohnung geplant, die historische Elemente wie die Bemalungen mit einbezieht. Der große Keller, der tief unter dem Pfarrhaus liegt, soll nicht in die Nutzung einbezogen werden. „Wir konnten bisher keine Geheimgänge Richtung Kirche entdecken.“

Ein neues Treppenhaus erschließt das große Gebäude. Als zweiter Fluchtweg wird auf der Südseite ein Stahlbalkon mit Außentreppe angebaut. Albrecht Reuther (WIR) hätte lieber eine Holzkonstruktion wie an der Mauritiuskirche. Ein neuer Eingang kommt in Abstimmung mit dem Denkmalamt in die Südseite. In die vergleichsweise gut erhaltene Fassade wird ansonsten nur behutsam eingegriffen, einige alte Fenster werden sogar erhalten. In die Wohnung im Dach bringen kleine Fensteröffnungen Licht, der Ausbau mit Gauben hätte den Charakter des Gebäudes zu sehr verändert. Der Bauantrag für die Sanierungsmaßnahmen soll schon nächste Woche eingereicht werden.

Mit dem Einvernehmen dazu, das der Gemeinderat einstimmig erteilt hat, sei noch kein Bauauftrag genehmigt, betonte Bürgermeister Ralf Trettner, der die Kosten auf Nachfrage auf 2,3 Millionen Euro bezifferte. Christel Staudenmaier (WIR) freute sich jedenfalls „ganz arg, dass das Haus jetzt umgebaut wird. Sie haben sich sehr gut eingefühlt“, lobte sie die umfassende Analyse des Architekten.