Seit neun Jahren wirken Peter Kolwe (links) und Frank Bartel gemeinsam in Marbach. Nun trennen sich ihre Wege. Foto: Andreas Hennings

Revierleiter Peter Kolwe hat am Freitag seinen letzten Diensttag – ihn verschlägt es nach Stuttgart. Sein bisheriger Stellvertreter Frank Bartel wird zum neuen Jahr sein Nachfolger.

Marbach - Bei der Marbacher Polizei heißt es Abschied nehmen: Nach zehn Jahren als Revierleiter wechselt Peter Kolwe ins Polizeirevier 4 in Stuttgart-Möhringen, als dessen Leiter er für den gesamten Süden der Landeshauptstadt zuständig sein wird. Bereits am heutigen Freitag bestreitet der 59-Jährige seinen letzten Tag in Marbach, bevor er am 2. Januar seinen neuen Posten antreten wird. „Ich freue mich auf die neue Herausforderung. Es fällt mir aber nicht leicht, von hier zu gehen“, macht Kolwe am Donnerstagnachmittag im Gespräch in seinem bereits leer geräumten Büro deutlich.

Vom Kriminaloberrat zum Kriminaldirektor

Einher geht mit dem Wechsel eine Beförderung: Peter Kolwe steigt vom Kriminaloberrat zum Kriminaldirektor auf. „Diese Chance wollte ich natürlich nutzen. Noch vor zwei, drei Jahren hätte ich nicht gedacht, dass ich Marbach mal noch verlassen werde. Es ist aber auch ein guter Zeitpunkt, da zum Beispiel die Renovierung des Reviers in diesem Jahr abgeschlossen wurde. Für sie hatte ich lange gekämpft“, sagt Peter Kolwe, der drei Jahre vor seiner Pensionierung steht.

Bis dahin wartet eine spannende Zeit auf ihn: Er wird zuständig sein für den größten Bezirk Stuttgarts, 160 Beamte sind darin tätig. Zum Vergleich: Im Gebiet Marbach samt den Posten in Steinheim, Großbottwar und Freiberg sind es 73. „Ich bleibe zwar Leiter eines Reviers, komme aber doch in eine ganz neue Polizeiwelt und -kultur. In Stuttgart ist durch das Städtische doch vieles anders, straffer getaktet. Und alles ist etwas größer.“ Gänzlich neu wird für ihn die Zusammenarbeit mit dem US-Verbindungsbüro der in den Barracks stationierten Amerikaner.

Befürchtungen haben sich nicht bewahrheitet

Das alles klingt nach viel Arbeit – wie war es da vergleichsweise in Marbach? „Meine anfängliche Befürchtung, als ich 2009 vom Landeskriminalamt in Stuttgart nach Marbach gekommen bin, dass es hier langweilig werden könnte, hat sich glücklicherweise überhaupt nicht bestätigt!“ Es sei eine sehr interessante Zeit gewesen, er sei gerne hier gewesen.

„Wir hatten auch ein breites Spektrum an Einsätzen.“ Viele sind ihm in Erinnerung geblieben. Besonders tragisch sei der Tod der 15-jährigen Jasmin in Steinheim im Jahr 2012 gewesen, dessen Umstände trotz Verurteilung des Stiefvaters nie richtig aufgeklärt werden konnten. Oder ein Verkehrsunfall im selben Jahr im Hardtwald, bei dem Mutter und Tochter starben. Ebenso tödliche Unfälle etwa an der Kaufland-Kreuzung. Fälle, in denen jede Person im Einsatz ihre eigene Art der Verarbeitung hat. „Ich gehe dann erst zur Leiche, spreche ein Vaterunser und übergebe die Person damit quasi an Gott. Erst danach ist es für mich ein Fall“, sagt der bekennende Christ.

Einsätze decken breites Spektrum ab

Mit seinen 39 Dienstjahren hat der 59-Jährige auf manches einen gelasseneren Blick – was aber keiner Routine gleichkommt. „Die wird es bei manchen Einsätzen nie geben.“ An weiteren Beispielen lässt sich das nachvollziehen. „Wir hatten Schusswaffengebrauch in Benningen 2011, in Steinheim 2017 oder auch in Pleidelsheim 2017, als ein Einbrecher erschossen wurde.“ Kolwe denkt zurück an Brände und ans Hochwasser 2013 am defekten Schleusentor in Pleidelsheim. Oder an den Hundebiss im Frühjahr beim dreijährigen Yunus aus Oberstenfeld.

Als besonders schön hat Kolwe hingegen die Termine auf der Schillerhöhe empfunden, als etwa die Bundespräsidenten Horst Köhler und Frank-Walter Steinmeier empfangen wurden. „Und mein schönster Termin war das Jubiläum zum 150-jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr, als ich mit Bürgermeister Jan Trost im offenen Wagen am Festumzug teilnehmen konnte. „Ich bin sehr dankbar, dass ich da mitmachen durfte.“ Stets geschätzt habe er das gute Miteinander mit seinen Kollegen: „Es ist familiär hier. Wir hatten eine gute Zusammenarbeit und sind in der jetzigen Zeit der personellen Talsohle noch enger zusammengerückt.“

Der Nachfolger heißt Frank Bartel

Geleitet wird das Marbacher Revier künftig von Frank Bartel, der seit 2010 Abwesenheitsvertreter Kolwes ist, sprich sein Stellvertreter. Beide hatten sich einst bereits in der Polizeiausbildung kennengelernt, bevor sich die Wege dann in Marbach wieder einten. „Wir haben ein enges Vertrauensverhältnis, und ich habe in den Jahren hier vieles mit ihm abgesprochen“, sagt Peter Kolwe, was sich zum Wohle des Reviers ausgewirkt habe. „Die Aufgabe geht also in gute Hände über.“

Frank Bartel ist 57 Jahre alt, Erster Polizeihauptkommissar und wohnt im südlichen Landkreis Heilbronn. „Ich freue mich auf die Aufgabe, habe auch Respekt vor ihr. Trotz der schwierigen Personalsituation bin ich guter Hoffnung, dass wir das Schiff in die richtige Richtung lenken können“, sagt Bartel, der das Revier von Januar an kommissarisch leiten wird – bis am 14. Februar seine Amtseinführung und die offizielle Verabschiedung Kolwes folgt.

Tradition soll anderswo fortgesetzt werden

Peter Kolwes Umzug von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz wird dann längst beendet sein. Acht Kisten benötigte er allein, um seine Sammlung von Polizeiabzeichen und -utensilien zu transportieren. Da die Kisten bereits in Stuttgart lagern, konnte er an seinen letzten Marbacher Tagen wie gewohnt seiner Tradition nachkommen: Bei gutem Wetter lief er stets nach Feierabend von Marbach zu den S-Bahnhöfen Freiberg oder Favoritepark. „Da gibt es verschiedene Routen, die sehr schön sind. Es ist gut für den Körper und macht den Kopf frei.“ Zwischen Möhringen und seinem Wohnort Zuffenhausen möchte er das gerne fortsetzen. „Da schaue ich gerade nach Strecken.“