Im Markt wird sich selbst bedient und es wird auch ohne Personal bezahlt. Foto: avanti

Darauf haben die Winzerhäuser lange gewartet: Ein Supermarkt öffnet seine Tore. Der kameraüberwachte Tante-M-Laden funktioniert ganz ohne Personal.

Großbottwar-Winzerhausen - Gut gelaunte Gesichter hat es am Samstagvormittag in Winzerhausen bei der Eröffnung des neuen, Tante-M-Ladens gegeben. Sogar die Sonne lachte rund zwei Stunden lang bei dem Geschehen, das von den Bewohnern lange herbeigesehnt wurde. „Was für ein Tag für Winzerhausen!“, rief Sonja Hartmann strahlend aus. Die Stellvertreterin von Ortsvorsteher Friedrich Link zeigte deutlich ihre Freude und streckte den Daumen glücklich in die Höhe.

Schon seit mindestens zehn Jahren hatte der Ortschaftsrat laut Sonja Hartmann mehrere Versuche gestartet, etwas auf die Beine zu stellen, das die Nahversorgung im Ort garantiert. Doch nichts ließ sich realisieren. „Auch ein Wochenmärktle, das es rund eineinhalb Jahre gab, scheiterte schließlich“, sagte Hartmann im persönlichen Gespräch.

Ralf Zimmermann freute sich ebenfalls mit: „Winzerhausen hat sich herausgeputzt, um die Eröffnung des Ladens zu feiern, die nun einen lange gehegten Wunsch endlich möglich macht“, sagte der Bürgermeister auf dem Platz der neu gestalteten Dorfmitte, wo auch die Wasserspiele des Brunnens die Aufmerksamkeit auf sich lenken. „Und dafür hat die Gemeinde die Ladenfläche zur Verfügung gestellt“, so Zimmermann weiter, der sich bei Christian Maresch auch für dessen Mut bedankte. Sein Konzept der Tante „M“-Läden ist rasch erklärt und für Sonja Hartmann „ein durchdachtes Konzept, das ein großes Stück mehr an Lebensqualität bietet. Genauso kann es funktionieren“, ist sich die Rätin sicher. Denn nicht nur für ältere Menschen, die nicht mehr mobil sind, sei der Laden eine Bereicherung. „Jetzt ist es möglich, fußläufig geschwind was holen zu können und nicht für jedes Bisschen nach Großbottwar fahren zu müssen“.

Tatsächlich ist der gut sortierte Laden für die tägliche Nahversorgung in der Ortsmitte konzipiert und nicht für den großen Wochenendeinkauf. Der mit Kamera überwachte SB-Markt ist sieben Tage pro Woche von 5 Uhr in der Früh bis abends um 23 Uhr geöffnet.

Christian Maresch ist der Gründer von Tante M und mit Winzerhausen ist es bereits sein vierter Standort, wo er einen solchen Laden ermöglicht. Auch Maresch hieß die vielen Bürger, die sich auf den Laden schon einige Wochen freuten, herzlich willkommen. Viele von ihnen hatten bei der Crowd Funding-Kampagne mitgemacht, die das Startkapital des Ladens, mindestens 5000 Euro, sicherten. Jede geleistete Beteiligung findet sich jetzt zur Hälfte als Einkaufsguthaben auf der Kundenkarte wieder. Maresch versprach den Zuhörenden zudem: „Wir tun unser Bestes, dass es immer alles gibt, was Sie brauchen“. Um das zu gewährleisten gibt es in dem hübsch und übersichtlich gestalteten SB-Laden auch Wunschlisten, auf die die Kunden Produkte notieren können, die sie gerne kaufen möchten. Der Blick ins Ladeninnere zeigt jedoch schon jetzt eine beachtliche Vielfalt: frische Backwaren (morgens ab 7 Uhr) sowie Wurst und Fleisch, Obst und Gemüse, Milchprodukte, Trockenwaren, Reinigungsmittel und sogar Schreibwaren. „Wenn möglich regional“, wie Maresch betont. Beim Einkauf wird großer Wert auf die eigene Verantwortlichkeit gelegt: Selbstbedienung im personalfreien Supermarkt und selbst kassieren. Und das geht bar, jedoch nur mit abgezähltem Bargeld, mit der EC- oder der systemeigenen Kundenkarte.

Der 84-jährige Reinhold Ziegler, der „am längsten hier im Ort wohnt“, hatte noch eine kleine Geschichte parat. Er nämlich weiß, dass am selben Platz, wo heute der Tante-M-Laden steht, bis zum Jahr 1950 ein Kolonialwarenladen gestanden habe. Dieser wurde von Christian Kübler eröffnet, der ihn zwischen 1870 und 1880 betrieben hat. „Danach waren seine unverheirateten Töchter dran“, erklärt Reinhold Ziegler.