Diese junge Polarfüchsin fanden die Mitarbeiter vom Deutschen Tierschutzbüro, eingepfercht in einem engen Stahlgitterkäfig, in einer polnischen Pelztierfarm. Foto: Deutsches Tierschutzbüro

Millionen Nerze und Füchse werden wegen ihres Fells gezüchtet. In Deutschland wurde die letzte Pelzfarm im April 2019 geschlossen. Doch anderswo in Europa – wie in Dänemark und Polen – vegetieren noch Millionen Pelztiere in winzigen Käfigen. Im November werden viele von ihnen getötet. Ihre Pelze landen danach im Handel.

Berlin - Pelz ist ein heikles Produkt. So heikel, dass große Modehäuser wie Gucci und Armani inzwischen lieber die Finger davon lassen. Denn beim Pelz prallen Welten aufeinander: Für manche Statussymbol und zur Schau getragener Luxus, für andere ein blutbeflecktes Zeichen von Tierquälerei.

Pelztierzüchter sehen ihr Geschäfts meist weniger emotional. Für sie wird es in Europa immer schwieriger. Mehr und mehr Länder verbieten die Pelztierzucht. Die letzte Pelztierfarm Deutschlands im nordrhein-westfälischen Rahden hatte im April ihren Betrieb eingestellt.

Pelztierzucht ist in Deutschland nicht mehr rentabel

Seit September 2017 gilt in Deutschland das sogenannte Tiererzeugnisse- Handels-Verbotsgesetz. Seither ist die gewerbliche Pelztierhaltung nur noch möglich, wenn der Betreiber rigide Anforderungen an die Haltung der Tiere erfüllt. Die Auflagen sind allerdings rigide, so dass die Zucht nicht mehr rentabel ist.

Tierschützer kämpfen seit langem gegen die Pelzproduktion. Das Deutsche Tierschützbüro und Peta kritisieren viel zu kleine Drahtkäfige, die die Tiere zu Selbstverstümmelung treiben – für ein Produkt, das aus ihrer Sicht überflüssig ist.

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Dänemark und Polen sind Europas größte Pelzproduzenten

Weltweit wurden nach Angaben des internationalen Pelzverbands im Jahr 2016 rund 75 Millionen Nerzpelze im Wert von rund 1,97 Milliarden Euro produziert. Dazu kamen rund 15 Millionen Fuchspelze mit einem geschätzten Wert von 780 Millionen Euro. Etwa die Hälfte stammt aus China.

In Europa ist Dänemark führend. Hier werden auf den rund 1600 Farmen mehr als 17 Millionen Nerze gezüchtet, deren Felle für umgerechnet 635 Millionen Euro verkauft wurden. Anders als in Polen, Europas zweitgrößtem Pelz-Produzenten, gibt es hier auch keine große Verbots-Diskussion.

Tschechien dagegen hat wie Deutschland entschieden: Ab 2019 ist die Pelztierzucht tabu. Nach Angaben von Peta werden die Tiere in „winzige Käfige gesperrt, wo sie für das Tierqualprodukt Pelz ein kurzes Leben unter unerträglichen Bedingungen führen müssen“.

„Nerzfarmen mit über 100 000 Tiere sind keine Seltenheit“

Nach Recherchen des Deutschen Tierschutzbüros gibt es allein in Polen 800 bis 1000 Pelzfarmen mit insgesamt rund fünf Millionen Tieren. Tierrechtler haben die Zustände auf den polnischen Farmen recherchiert und fanden vor Ort überall Wildtiere in Käfigen vor.

„Nerzfarmen mit über 100 000 Tiere sind keine Seltenheit“, sagt Denise Weber, die Sprecherin des Deutschen Tierschutzbüros. „Nerze, Marderhunde und Füchse, alle Tiere werden in winzigen Käfigverschlägen gehalten und leiden extrem unter den herrschenden Bedingungen.“

Vor allem die dauerhafte Haltung im Käfig führe bei den Tieren zu Krankheiten wie Augen- und Gelenkentzündungen. Aufgrund des hohen Stresslevels würden sie unter massiven Verhaltensstörungen und neigten daher zu Kannibalismus, berichtet Weber.

Im November ist „Pelzernte“ auf den Farmen

Tierschützer hoffen, dass ein Pelzfarm-Verbot in Europa die Preise auf dem Weltmarkt so in die Höhe treibt, dass sich die meisten keinen Pelz mehr leisten können. Experten befürchten dagegen, dass durch die Verbote in Europa in Russland mehr illegal gezüchtet werden könnte.

Nach Aussage von Denise Weber findet im November die „Pelzernte“ auf den Farmen statt. „Das bedeutet, die Tiere werden aus ihren Käfigen gezogen und auf brutale Weise per Vergasung oder Stromschlag getötet, um ihnen das Fell abzuziehen. Ein grausamer Tod, der auf ein qualvolles Leben im Käfig endet. Viele der Felle landen dann als Billigpelz im Handel.“