Bürger, Planer und Bürgermeister Boris Seitz (links) im Gespräch: Was könnte am Mundelsheimer Neckarufer entstehen? Foto: avanti

Der Verband Region Stuttgart sammelt vor Ort Ideen für mehr Aufenthaltsqualität am Fluss. Am Sonntag wurden Bürger und Ausflügler in Mundelsheim befragt.

Mundelsheim - Der Neckar – er verbindet die ganze Region. Aber wie nutzen ihn die Menschen eigentlich in ihrem Alltag und in ihrer Freizeit? Und wie würden sie ihn gerne nutzen? Das möchte der Verband Region Stuttgart (VRS) nun herausfinden – in Kooperation mit der Internationalen Bauausstellung IBA ʼ27 und einigen Kommunen, die direkt am Fluss liegen. „Wir wollen den Neckar erlebbar machen“, sagt Thomas Kiwitt, der Leitende Technischer Direktor des Verbands Region Stuttgart.

„Bei Freibad-Pommes den Neckar mitgestalten“ konnten Bürger, Spaziergänger und Radfahrer am Sonntag in Mundelsheim – so lautete das Motto der Veranstaltung. Hinter der Käsberhalle, direkt zwischen Ufer und Radweg, gab es besagte Pommes und vor allem die Gelegenheit zum Gespräch. An einer großen Aufstellwand wurden die Ideen dann auch gleich verortet.

Brücke zum Schreyerhof gewünscht

Etwa für eine so genannte Slipanlage, also eine Art Bootsrampe, die praktisch für Paddler ist, aber die auch die örtliche Feuerwehr für Übungen und Einsätze auf dem Neckar nutzen kann, wie der Mundelsheimer Bürgermeister Boris Seitz erklärte. Ein weiterer Wunsch, der geäußert wurde, ist ein Steg mit Sitzgelegenheiten sowie grundsätzlich ein besserer Zugang zum Neckar. Und eine Brücke über den Fluss, sodass der Schreyerhof auf der anderen Seite des Neckars mit Mundelsheim verbunden wäre.

„Das Angebot wird hier sehr gut angenommen“, zeigen sich Boris Seitz und Thomas Kiwitt erfreut. Tags zuvor in Besigheim war das Wetter nicht ganz so sonnig und daher ein bisschen weniger los, aber dennoch konnten sich die Verantwortlichen der Aktion ein Bild machen. Ein ganz eindeutiges, wie Kiwitt sagt: „Den Neckar finden alle toll, aber die Infrastruktur lausig.“ Was auch dem Industriegebiet zwischen Ort und Fluss geschuldet ist.

Mundelsheim hat hingegen den direkten Zugang zum Neckar. Der kleine Landschaftspark werde sehr gut angenommen, berichtet Seitz. Zudem gibt es einige Stäffele zum Fluss. „Da brauchen wir aber mehr Raum – und Sitzgelegenheiten.“ Den Radweg, der gerade noch vor Corona fertig gestellt wurde, sieht der Bürgermeister als „Heilsbringer“. Viele sind hier unterwegs, lassen das Auto stehen und radeln zur Arbeit. Andere genießen die Strecke am Neckar entlang in ihrer Freizeit – wie an diesem sonnigen Sonntag deutlich zu sehen ist.

Am 23. September geht es in Remseck weiter

Eine weitere Station der Aktion von VRS und IBA ’27 wird Remseck sein. Dort können sich die Bürger am Donnerstag, 23. September, von 13 bis 18 Uhr auf dem Marktplatz einbringen. Thomas Kiwitt erwartet sich auch dort wieder einen anderen Input als in Besigheim oder Mundelsheim, da auch dort die Gegebenheiten ganz andere sind. Er könnte sich daher auch vorstellen, noch eine ähnliche Aktion in Stuttgart, etwa auf dem Marienplatz, zu starten – um herauszufinden, wie die Menschen dort über den Neckar denken und was sie sich wünschen.

Hinzu kommen diejenigen, die sich online bei dem Projekt einbringen. Das seien sehr viele, erklärt Kiwitt, und auch Boris Seitz hat dort seine Ideen für eine bessere Anbindung des Neckars an seine Gemeinde abgegeben. „Die Plattform ist klasse“, lobt er. Nach Abschluss der Aktion im Oktober soll mit den Anregungen der Bürger weiter gearbeitet werden, erklärt Thomas Kiwitt. Basierend auf den Ergebnissen werden Studierende der Fachbereiche Stadt- und Landschaftsplanung sowie Architektur aus Hochschulen der Region im Frühjahr 2022 Ideen für die Neckarorte weiterentwickeln.

Diese bieten den Kommunen dann eine konzeptionelle Grundlage für die weitere planerische Entwicklung. „Das wird dann in die Gemeinderäte gehen“, so Kiwitt. Für die Realisierung haben die Kommunen die Möglichkeit, Mittel aus dem Kofinanzierungsprogramm zum Landschaftspark Region Stuttgart mit einer finanziellen Unterstützung von bis zu 50 Prozent der Projektkosten zu beantragen.

Internationale Bauausstellung 2027

DIE IBA ’27
 sucht nach der Zukunft des Bauens und Zusammenlebens in einem der wirtschaftlich stärksten Zentren Europas. Ihre Ausstellungsorte im Jahr 2027 sind sozial und funktional gemischte Häuser und Quartiere. „In ihnen verschmelzen Wohnen, Arbeiten, Kultur und Freizeit zu vielschichtigen, zukunftsfähigen Nachbarschaften“, heißt es auf der Homepage der IBA.

Der Neckar
 betrifft viele Menschen“, sagt Hannah Pinell aus dem IBA-Team. Deshalb gehöre „Der Neckar als Lebensraum“ zu den Schwerpunktthemen der Internationalen Bauausstellung. „Wir wollen Ideen sammeln und das Thema ins Bewusstsein rücken“. Bei den Terminen am Neckar konnten die Besucher am Ufer ihre Visionen für den Neckar zu Papier bringen.

Weitere Infos unter www.iba27.de