Das Trio, das die Gelegenheitssänger in Scharen motiviert, besteht aus Sarah Neumann (Mitte), Steffen Grell (links) und Fabian Friedl. Foto:  

Eine Art Massenkaraoke, mit Herz inszeniert, macht in Marbach die Runde und fasziniert jene, die Freude daran haben, bekannte Hits und Oldies nachzusingen.

Marbach - Eine Art Massenkaraoke, mit Herz inszeniert, macht in Marbach die Runde und fasziniert jene, die Freude daran haben, bekannte Hits und Oldies nachzusingen. Das Trio, das die Gelegenheitssänger zu diesem Zwecke in Scharen motiviert, besteht aus Sarah Neumann, Steffen Grell und Fabian Friedl. Mit Willkommenstrillern werden sie auf der Bühne im Foyer der Stadthalle begrüßt. Der schweifende Blick durch den Saal hält fest: lachende, plaudernde und erwartungsfrohe Menschen, die sich auf eine Singparty im XXL-Format freuen. Einhundert davon finden auf den bereitgestellten Stühlen Platz. Noch einmal so viele drapieren sich zwanglos drumherum, um den Blick auf die Bühne richten zu können.

Dort sitzt Tastenvirtuose Steffen Grell am Klavier und steuert den Sound für die vielfältigen Songs bei, die im Laufe des Abends erklingen und die teils von prächtigen Klavier-Soli begleitet werden. Sarah Neumann bemüht nicht nur die eigene, ausdrucksstarke Stimme, sondern auch die Saiten der Gitarre, um die Besucherschar – kombiniert mit steten Regieanweisungen – fachkundig anzuleiten. Links und rechts von der Bühne leuchten die Texte auf. Dritter im Bunde ist Fabian Friedl: Ulktalent, moderationsbegabt und mit einer sonoren Stimme ausgestattet, die sich gerne auf kesse Bemerkungen und die spaßigen Neckereien mit den Bühnen-Kollegen einlässt.

Schweigt der Mund des Sprechers, der auch Interessantes und Musikhistorisches zu verkünden weiß, sprechen seine Hände. Und zwar rhythmisch und lebhaft im Dialog mit der Cajón, die den Sound perfekt abrundet.

Die Fröhlichkeit im Raum ist greifbar und alles ist gut: Für mehr als zwei Stunden erheben sich die Stimmen zu einem Klangteppich, der Frohsinn verkündet und der durch das gemeinsame Tun verbindet. „Die Leute gehen wirklich anders raus, als sie gekommen sind“, hat Fabian Friedl in der Vergangenheit erfahren. Und das, obwohl der Besuch die ganze Konzentration erfordert.

Denn anspruchsvolle Arrangements und Songs wie „The Circle of Life“ aus dem Musical „König der Löwen oder auch Meat Loafs „I do anything for love“ sind herausfordernde Aufgaben und stellen die Gesangskunst der Besucher tüchtig auf die Probe. Rhythmusgefühl, genaues Zuhören und rasches Erfassen der meist englischen Texte sind nötig, um mithalten zu können. Klappt das nicht, ist das jedoch kein Problem. „Fehler nimmt keiner krumm“, betont Sarah Neumann. Im Gegenteil: Die Sängerin, die in Marbach als Gesangspädagogin arbeitet, meint sogar, dass es „hier Lust macht, Fehler zu machen. Die Veranstaltung ist eine Einladung, sich selbst zu sein“. Neumann weiß natürlich, dass es auch bei der beliebten Singparty Überwindung kostet, die eigene Stimme so ganz freimütig zu zeigen. Doch mit dem Überwinden scheint es zu funktionieren: das Meer an bunt durchmischten Stimmen hat seine wahre Freude am Tun.