Das Helferteam hat die Küche auf Hochglanz poliert und freut sich auf die Gäste. Foto: privat

Der Mittagstisch „Iss mit“ in Marbach soll nach der Coronapause wieder starten. Das Ehepaar Hörpel will damit weiter „offene Kirche leben“ – auch wenn die Hygieneregeln einige Änderungen für das Team und die Gäste mit sich bringt.

Marbach - Wie viel Geschirr sich im Lauf der Jahre angesammelt hat“, konstatiert Gudrun Steinhilber an diesem Mittwochvormittag verwundert, während sie Ehemann Karl-Heinz, Ingrid Vollmond, Rita Hettwer und dem Ehepaar Hörpel dabei hilft, der Küche der Marbacher Erlöserkirche neuen Glanz zu verleihen. Alles wird aus den Schränken geräumt: Gläser, Tassen, Teller, Schälchen oder Töpfe. Mit feuchten Lappen werden die Fächer und Bretter ausgewischt. Denn für Mittwoch, 29. September, ist der Neustart des Mittagstischs „Iss mit“ nach gut eineinhalbjähriger Coronapause geplant.

Die Kochlöffel werden seit 2010 geschwungen

Weil auch das zehnjährige Jubiläum pandemiebedingt ausfallen musste, ist der Neustart eine nachträgliche Geburtstagsfeier. Nicht auf den Tag genau, aber immerhin der Monat stimmt: am 14. September 2010 kochten das Ehepaar Waltraud und Heinz Hörpel zum ersten Mal für all jene, die nicht mehr alleine essen wollten oder die sich eine warme Mahlzeit nicht ohne Weiteres leisten können. Seither schwingt das engagierte Paar hauptverantwortlich den Kochlöffel für die beliebten Mahlzeiten, die regelmäßig in der evangelisch-methodistischen Kirche auf Spendenbasis serviert werden.

Dort im Saal kommen dann Menschen ganz unterschiedlicher Generationen und Herkunft zusammen und miteinander ins Gespräch. „Etwa 15 bis 20 Prozent sind Bedürftige oder kommen von der Straße direkt zu uns“, hat Heinz Hörpel erfahren, der anfangs auch mit Schülern gerechnet hatte. Die aber nutzen das Angebot eher nicht.

Weitere Helfen werden gesucht

Das Ehepaar sieht indes Veränderungen auf sich zukommen. Denn das Fortführen des Mittagstischs ist nur möglich, wenn das Hygienekonzept, das mit dem Ordnungsamt entwickelt wurde, eingehalten wird. „Und das macht es nötig, dass wir das Helferteam erweitern“, stellt Hörpel klar, der derzeit auf eine rund 20-köpfige Mannschaft blickt und sich freuen würde, wenn weitere Helfer sich meldeten. Leute, die sich abwechseln.

Mindestens acht Personen waren bislang nötig. „Zwei, die eindecken und den Service übernehmen, vier oder fünf in der Küche und zwei, die abspülen.“ Doch ab sofort braucht es weitere Helfer, die die Einhaltung der 3-G-Regel kontrollieren. Auch ein Check-In per Luca-App wurde eingerichtet. Das Essen selbst muss in zwei Schichten erfolgen: die erste Gruppe startet um 11.30 Uhr. Die zweite darf ab 13 Uhr das Mittagessen einnehmen. Dazwischen wird gelüftet, desinfiziert und die Tische werden gereinigt.

Geringere Teilnehmerzahl schmerzt

Wo früher 105 Personen Platz fanden, werden es jetzt 60 sein, die an den Tischen sitzen – dem Abstandsgebot zuliebe. Die Hörpels bedauern dabei, dass durch die Veränderungen auch die Verweildauer gekürzt wird. Dieses Wissen schmerzt, weil „für manche ist das der einzige Tag, an dem sie in Gemeinschaft essen können“. Wer die 3-G-Regel nicht bedienen kann, muss draußen bleiben. „Sich das Essen abzuholen, wird jedoch weiterhin möglich sein“, tröstet Heinz Hörpel und fügt hinzu: „Allerdings darf kein Fremder in den Küchenbereich kommen“.

Für den Tag, an dem es wieder losgeht, hat sich der 77-jährige Chefkoch für Schnitzel mit Kartoffelsalat entschieden. 25 Kilo Kartoffeln wollen gekocht, geschält und gerädelt sein. Das Schnitzel wird selbst paniert und gebraten. Das gehört zu den Standards, die die Hörpels aufgestellt haben: Fertigware kommen bei ihnen – fast – nicht auf den Tisch. „Nur wenn es Kraut gibt, das kommt aus der Dose“, sagt Waltraud Hörpel, die mit 73 Jahren auch noch als Altenpflegerin im Seniorenstift arbeitet. Und wie immer gibt es auch beim Jubiläumsmenü drei Gänge.