Für aktive Schwimmer muss der Anblick des Hallenbades derzeit gruselig sein, doch es hat seinen Sinn, dass das Wasser nicht abgelassen ist, versichern die Experten. Foto: Werner Kuhnle

Mit Beginn der Corona-Krise wurde das Hermann-Zanker-Bad in Marbach geschlossen. Von der Allgemeinheit wird es bis auf Weiteres auch nicht genutzt werden können. Doch für den Schwimmverein und die Schulen soll die Sportstätte nach den Ferien geöffnet werden.

Marbach - Seit Mitte März hat das Marbacher Hallenbad geschlossen. Coronabedingt. Seit Anfang Juli dürfen zwar auch Hallenbäder – unter strengen Auflagen versteht sich – eigentlich wieder öffnen, doch das Hermann-Zanker-Bad bleibt bis auf Weiteres zu. Ein Hygienekonzept mit all den damit verbundenen Vorschriften und Abstandsregeln ließe sich in dem vergleichsweise beengten Bad nur mit großem Aufwand umsetzen, erklärte die Erste Beigeordnete der Stadt, Franziska Wunschik, vor einigen Wochen im Gespräch mit unserer Zeitung. Einmal abgesehen von den hohen Kosten, die entstünden.

Daran hat sich nichts geändert. Allerdings, so Wunschik am vergangenen Freitag, wird das Bad nach den Sommerferien wieder für die Aktiven des Schwimmvereins und für den Schwimmunterricht der Schulen geöffnet. „Die Stadtwerke Ludwigsburg, die für uns die Betriebsführung übernehmen, wissen, dass bis zur Kalenderwoche 38 alles soweit fertig sein muss.“

Derzeit gibt der Blick ins Innere des altehrwürdigen Bades ein ungewohntes und für manchen im ersten Moment auch gruseliges Bild ab. Denn das Wasser dümpelt seit Monaten unbehandelt im Becken vor sich hin. Algen haben sich gebildet und auf den Fliesen Teppiche, das Wasser ist grün eingefärbt. Dass der Anblick im ersten Moment erschreckt, kann Franziska Wunschik verstehen. Die Erste Beigeordnete hat aber eine vergleichsweise simple Erklärung. „Das Wasser bildet eine Art Korrosionsschutz. Würde man es ablassen, würde der Druck fehlen und das Fugenmaterial porös. Die Fliesen könnten sich lösen.“ Das sei beispielsweise in Tamm passiert, als man dort das Bad saniert habe, erklärt Wunschik, die von 2007 bis 2019 Kämmerin in Tamm gewesen ist.

Auch im Ludwigsburger Stadionbad oder im Bädle in Poppenweiler ist das Wasser aus diesem Grund nicht abgelassen worden, bestätigt die bei den Stadtwerken Ludwigsburg-Kornwestheim für die Abteilung Bäder Verantwortliche, Gerlinde Noack. „Nur im Heilbad in Hohen-eck haben wir es innen dringelassen, denn dort wurde nicht mit Beton gearbeitet, sondern mit Edelstahl.“ Bei den Algen handele es sich um harmlos Grün- und Schwarzalgen. „Die Chemie fehlt, es ist sozusagen ganz naturnah.“ Bevor dann die Schulkinder und Mitglieder des Schwimmvereins wieder ihre Bahnen ziehen können, wird das Becken komplett abgelassen und der Innenbereich wird gereinigt, kündigt sie an.

Holger Tonn, der Vorsitzende des Schwimmvereins Marbach, hat sich die 38. Kalenderwoche im Coronajahr 2020 dick angestrichen. „Gebremst euphorisch“ freut er sich auf die Wiedereröffnung und darauf, dass er mit seiner Wettkampftruppe wieder im Nass trainieren darf. „Aber es poppen ja immer wieder Hotspots hoch und man weiß nicht, was kommt, deshalb ist die Euphorie eben gebremst“, erklärt Tonn. Das Hermann-Zanker-Bad ist wichtig für den 130 Mitglieder starken Verein, der in diesem Jahr wie der Marbacher Ruderverein sein 100-Jahr-Jubiläum hat. „Alleine montags jagen wir zwischen 16.30 und 21.30 Uhr 130 Leute durch die Becken“, erzählt Tonn. Ein Großteil davon, rund 80 Personen, sind Teilnehmer der Schwimmkurse, die der Verein anbietet. Die Plätze sind begehrt. Die Wartelisten liegen bei einem bis eineinhalb Jahre. „Durch die Schließung werden wir jetzt eine Bugwelle vor uns herschieben.“

Mittwochs und freitags trainiert Tonn die 20 Mitglieder seiner Trainingsgruppe im Marbacher Hallenbad. Mitte März war Schluss. „Anfangs hatten wir noch Hoffnung, dass es nach den Osterferien wieder weitergeht, aber irgendwann war uns dann bewusst, dass das bis zu den Sommerferien nichts mehr wird.“ Als zum 1. Juli das Land die Verordnung lockerte und es damit rein theoretisch möglich gewesen wäre unter erschwerten Bedingungen, wie Tonn es formuliert, ins Wasser zu gehen, hakte der Vorsitzende bei der Stadt nach. Denn andere Vereine, zum Beispiel Hegnach, konnten bereits wieder trainieren. Doch die Stadt Marbach blieb bei der Schließung. Ein Ausweichen in einen anderen Ort? Gute Idee, aber wohin? „Affalterbach hat zu bis nach den Ferien, Freiberg hat zu und Beilstein auch“, so Tonn.

Um nicht ganz den Kontakt zu seiner Gruppe zu verlieren und damit auch das Risiko einzugehen, dass der ein oder andere woanders hin abwandert oder auf eine andere Sportart umspringt, bietet Holger Tonn seit Kurzem auf der Wiese beim Hallenbad ein Trockentraining an. Und freut sich, dass alle dabeigeblieben sind.