Die Oberstenfelderin Zoe Schumacher hofft, sich als freie Rednerin ein zweites Standbein aufbauen zu können. Foto: privat

Zoe Schumacher steht mit 28 Jahren nicht nur vor ihrem Studienabschluss. Sie will sich auch noch als freie Rednerin für Trauerfeiern und Trauungen selbstständig machen. Die erste Zusage hat sie schon.

Oberstenfeld - Irgendetwas scheint Zoe Schumacher auszustrahlen. Wie sonst wäre es zu erklären, dass die 28-jährige Oberstenfelderin bei einem ihrer Einsätze als Werkstudentin bei einer Firma in Lauffen von einem Kollegen gefragt worden wäre, ob sie nicht eine Rede bei seiner Traufeier halten wolle. Lust dazu hatte sie und fragte bei ein paar Freundinnen, die vor ihrer Heirat standen, nach, ob sie nicht mal in die Rede von deren Traurednerin spickeln dürfe. Gleichzeitig recherchierte sie im Internet und stieß auf ein siebentägiges Kompaktseminar in Hannover, bei dem die Ausbildung zur freien Rednerin insbesondere für Trauungen, Trauerfeiern und Kinderwillkommensfeste angeboten wurde. „Das hat mich sofort angesprochen“, weiß die 28-Jährige noch gut.Ende Februar ließ sie sich zusammen mit elf anderen Teilnehmern nicht nur im Aufbau von Reden, Körpersprache und Stimmbildung sowie den Abläufen von Trauungen und Trauerfeiern unterrichten, sondern auch in Steuerrecht und Marketing. „Es war eine richtig schöne Zeit mit einem hohen praktischen Anteil“, erzählt Zoe Schumacher. Zu ihren Kurskollegen gehörten unter anderem ein pensionierter Polizist aus Hamburg, ein Yogalehrer und ein ausgebildeter Flugbegleiter.

Trauungen, Trauerfeiern und Geburten

Drei Bereiche standen im Fokus der Ausbildung: Reden bei Trauungen, bei Trauerfeiern und bei sogenannten Kinderwillkommensfesten. „Immer mehr Menschen lassen ihre Kinder nicht mehr taufen und veranstalten stattdessen ein solches Kinderwillkommensfest nach der Geburt, bei dem beispielsweise die Paten eingeführt werden“, erzählt die Oberstenfelderin. Experten gingen davon aus, dass freie Redner für diese drei Bereiche immer mehr nachgefragt würden, da die Zahl der Kirchenaustritte stetig steige.

Die 28-Jährige hofft, sich als freie Rednerin ein zweites Standbein aufbauen zu können, und geht mit großem Engagement an die Sache heran: Zusammen mit einer Grafik-Designerin hat sie Flyer entworfen, eine Homepage ist in Arbeit. In Kürze will sie sich bei ein paar Bestattungsunternehmen vorstellen und dort Informationsunterlagen deponieren. „Es wäre schön, wenn ich zwei Stamm-Bestatter gewinnen könnte, über die ich regelmäßig an Aufträge komme“, hofft Zoe Schumacher, die ihren Bachelor an der Fachhochschule Heilbronn/Künzelsau in Wirtschaftsinformatik gemacht hat und derzeit an ihrer Masterarbeit im Bereich Freizeit-, Kultur- und Sportmanagement arbeitet. Ihr Traum wäre es, bei einer Stadt im Kultur- und Sportbereich zu arbeiten. „So etwas wie den Trollinger-Marathon zu organisieren, würde mir Spaß machen“, ist sie sich sicher. Nebenher will sie sich als freie Rednerin und Veranstaltungsmoderatorin einen Namen machen. Vor wenigen Tagen hat sie ihre erste Zusage von einem Brautpaar bekommen – und auch hier war wieder eine gehörige Portion Zufall im Spiel.

Erfahrung als Kellnerin zahlt sich aus

Bei der Suche nach potenziellen Kunden stieß sie auf das Foto eines Freundes in der Zeitung, der auf einer Hochzeitsmesse war. Er selbst wollte sie nicht als freie Rednerin engagieren, da er kirchlich heiraten wollte, aber er gab ihre Nummer an ein befreundetes Paar weiter – von diesem bekam sie nach einem Treffen die Zusage. „Die Hochzeit soll im November stattfinden. Ich hoffe, dass das bis dahin trotz der Corona-Pandemie möglich ist“, sagt Zoe Schumacher, die im Bottwartal als ehemalige SKV-Handballerin, als Sängerin bei den „Foxes 4C“ und als jahrelange Bedienung in der Krone in Gronau überaus bekannt ist. Zoe Schumacher glaubt, dass sie von ihren zwölf Jahren als Kellnerin auch für ihre Rednertätigkeit profitieren kann. „Wir hatten einige Leichenschmäuse, da war eine gewisse Sensibilität gefragt“, erzählt sie.

Um einen kleinen Beitrag zur Bekämpfung der Corona-Pandemie zu leisten, hilft sie derzeit an vier Tagen pro Woche im Impfzentrum in Auenstein bei der Registrierung und beim Checkout aus. „Ich lerne dabei Verwaltungsabläufe besser kennen, und das liegt mir“, erklärt die 28-Jährige selbstbewusst. Und wenn ganz nebenbei noch Aufträge als freie Rednerin herausspringen, hat sich die Arbeit für Zoe Schumacher gleich zweifach gelohnt.