Die Wildkatze braucht einen Korridor, um wandern zu können. Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Der BUND-Kreisverband wirft der Gemeinde vor, sich nicht an die Absprache zu halten, den Korridor der bedrohten Tierart freizuhalten. Das geplante Neubaugebiet Am Krixenberg sei ein Störfaktor.

Oberstenfeld - Nach eigenen Angaben „extrem enttäuscht“ ist der BUND-Kreisvorsitzende Stefan Flaig vom Oberstenfelder Bürgermeister Markus Kleemann. Der Rathauschef habe ihm versprochen, den Wildkatzenkorridor in der Bottwartalkommune nicht weiter zu beeinträchtigen. Flaig beruft sich auf eine Absprache, die er mit Kleemann vor etwa zwei Jahren getroffen habe. Damals monierte der BUND, dass das geplante Neubaugebiet Dürren  IV unterhalb der Burg Lichtenberg den Wildkatzenkorridor betreffe – am Ende schlossen BUND und Gemeinde einen Burgfrieden. Eine Ausstellung zur Wildkatze im März 2018 im Bürgerhaus stand für den Konsens.

Das Neubaugebiet Dürren IV ist immer noch nicht erschlossen, da auf dem 2,3  Hektar großen Gebiet noch Eidechsen vergrämt werden müssen. Doch die Nachfrage nach Wohnraum in Oberstenfeld ist hoch. Deshalb hat der Gemeinderat vor etwa drei Wochen den Weg für ein weiteres Neubaugebiet freigegeben. Im 2,4  Hektar großen Areal Am Krixenberg am südlichen Ortseingang sollen 16  Einzelhäuser, acht Doppelhäuser und sechs Mehrfamilienhäuser auf 51 Bauplätzen mit maximal 127 Wohneinheiten entstehen.

Nach Meinung von Stefan Flaig, der dem Ludwigsburger BUND-Kreisverband vorsteht, rage das Neubaugebiet Am Krixenberg viel zu nah an den Lauf des Heuerbachs heran. Die Tiere nutzten den Bachlauf, um sich fortzubewegen. „Der Wildkatzenkorridor wird fast vollständig entwertet“, beschwert sich Flaig. Die vom Aussterben bedrohte Tierart brauche die Verbindung zwischen den Strombergen und dem Schwäbisch-Fränkischen Wald. Oberstenfeld liege am Generalwildweg, wenngleich diese Stelle in der Wildkartierung nicht eingetragen sei. „Wir lassen das aber durch ein Büro derzeit belegen – das Projekt ist in der Entstehung“, informiert Flaig, der sauer ist, dass die Gemeinde das Neubaugebiet so lange unter Verschluss hielt und es jetzt im beschleunigten Verfahren nach Paragraf 13b des Baugesetzbuches abwickeln will. Dabei seien weder Umweltprüfung noch Umweltbericht erforderlich.

Ganz ohne den Artenschutz geht es aber nicht. Darauf weist der Oberstenfelder Bürgermeister Markus Kleemann hin. Er ließ untersuchen, ob die Gemeinde etwa auch zum Schutz der Wildkatze etwas unternehmen müsse, sollte das Neubaugebiet entstehen. Das Ergebnis: Die Landesanstalt für Umwelt (LUBW) habe in ihren Karten dort keinen Wildkorridor verzeichnet. Und auch der BUND habe in seinem interaktiven „Wildkatzenwegeplan“ für das Gebiet Am Krixenberg nichts Konkretes eingetragen. „Im nächsten Verfahrensschritt werden wir die Träger öffentlicher Belange frühzeitig zum geplanten Vorhaben hören“, sagt Kleemann. Darunter befänden sich ganz selbstverständlich auch das Landratsamt Ludwigsburg mit der Naturschutzbehörde. „Etwaig vorgebrachte Einwendungen werden wir im Bebauungsplanverfahren selbstverständlich entsprechend abhandeln.“

Den Vorwurf von Stefan Flaig, er halte sich nicht an die einmal getroffene Absprache zum Wildkatzenkorridor, lässt der Bürgermeister nicht gelten. „Gerne würden wir dazu beitragen, den Lebensraumverbund für die wilden Tiere errichten zu helfen“, sagt Markus Kleemann. „Leider haben wir seit der Veranstaltung des BUND im März 2018 so gut wie nichts mehr dazu vom BUND gehört.“ Die Fläche, um die es bei Am Krixenberg gehe, sei schon sehr viele Jahre im Flächennutzungsplan für Wohnbebauung vorgesehen. Damit sei schon lange beschlossen, dass an dieser Stelle ein Baugebiet komme.