So sieht es aus, wenn der Borkenkäfer ganze Arbeit leistet. Foto: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Der Wald wird für Kommunen durch den Klimawandel zum Sorgenkind. Trockenheit und Borkenkäfer verursachen Schäden und rote Zahlen.

Oberstenfeld - Schlechte Nachrichten gibt es im waldarmen Landkreis Ludwigsburg nicht nur für den mit 600 Hektar sehr großen Oberstenfelder Wald. Dort und in anderen Forstbeständen hatte im Sommer der Borkenkäfer gewütet. Die trockenen Monate bescherten dem Schädling an Fichten ideale Bedingungen. Das ist aber nur die Spitze eines –  schmelzenden – Eisbergs: Die Forstverwaltung rechnet angesichts des Klimawandels bis zum Jahr 2100 mit einem weitgehenden Rückgang von Weißtanne und Fichte.

Egal ob Buche, Eiche oder Tanne: Allen Bäumen im Wald setzt der Klimawandel zu. Sogar so sehr, dass die Forstverwaltungen Karten entwickelt, welche der Pflanzen überhaupt noch langfristig lebensfähig sind. Die Situation des Waldes im Landkreis Ludwigsburg hatte Gundula Gmelin, Leiterin des Fachbereichs Forsten im Landratsamt Ludwigsburg, ausführlich in einem Begleitschreiben zur jüngsten Oberstenfelder Ratssitzung skizziert. Der Trockenstress habe schon in den Vorjahren begonnen, in diesem Jahr seien neben den Fichten insbesondere Buchen und Waldkiefern vertrocknet. Kahlflächen müssten wieder aufgeforstet werden. Der Klimawandel erfordere eine Analyse. Das Ergebnis der Baumartenkartierung bis zum Jahr 2100 liest sich ernüchternd. „Die Fichte und auch die Weißtanne haben nach diesen Berechnungen im Landkreis keine Zukunft.“ Auch die Buche werde sich örtlich schwertun. Dagegen bleibe die Eiche an vielen Standorten die Hauptbaumart.

Schrieb der Wald bisher in der Regel eine schwarze Null, müssen Städte und Gemeinden vermehrt mit roten Zahlen rechnen. So auch Oberstenfeld. Die Kommune plant im Jahr 2020 mit Einnahmen von 158 000 Euro und Ausgaben von 235 000 Euro. Das kommt nicht von ungefähr. Es ist mehr Schadholz auf dem Markt, also ist der Fichtenpreis auf dem Sinkflug und die Einnahmen gehen zurück. Zwar habe man in diesem Jahr bei geplanten 2622 Festmetern eigentlich fast eine Punktlandung hingelegt, so der Revierförster Manfred Moll, doch seien mit rund 600 Festmetern Borkenkäfer-Schadholz noch fast 20 Prozent zusätzlich produziert worden. Das Zuviel des Einschlags müsse reduziert werden. Die Folge werden im nächsten Jahr nach den Planungen Molls rote Zahlen sein.

Als das Thema kürzlich im Oberstenfelder Gemeinderat aufschlug, wurde kaum darüber geredet, welche Veränderungen langfristig auf den Wald zukommen. Zwar sprach Michael Nill, stellvertretender Leiter des Fachbereichs Forsten im Landratsamt, im Waldbericht von einer „sehr gefährlichen“ Situation, doch bezog er sich angesichts der Borkenkäferplage vor allem auf die Sicherheit der Waldarbeiter, die geschult werden müssten. Nill berichtete aber auch von der Situation im übrigen Landkreis in puncto Borkenkäferbefall. Davon sei vor allem der westliche Teil des Landkreises stark betroffen gewesen. Dort und andernorts habe der Borkenkäfer „in der dritten Generation“ Fichten befallen, sodass ganze Bestände flächenweise abgestorben seien. Das Bottwartal sei hingegen noch auf der „sonnigen Seite“ gewesen, und die Schäden seien eher punktuell vorgekommen.

Klar ist aus Sicht des Fachbereichs Forsten: Der Wald braucht neue Bäume. Darunter könnten heimische Baumarten wie Elsbeere und Speierling sein. Gut bekannte, aber fremde Arten wie Douglasie oder Schwarzkiefer böten sich an. Aber auch weniger verbreitete Fremdlinge wie Zedern oder Baumhasel müssten mit Maß in einem ausgewogenen Konzept für einen Mischwald angepflanzt werden, heißt es in dem Begleitschreiben des Fachbereichs. Die Kommunen könnten der Baumpflanzaktion des Gemeindetags „1000 Bäume für 1000 Kommunen“ beitreten oder der 1997 gegründeten Waldinitiative Ludwigsburg. Angesichts des Klimawandels sollten die Kommunen dort einen Beitrag gegen die hohe CO2-Belastung leisten.