Der Bereich bei der Bushaltestelle am Oberstenfelder Rathaus Foto: Archiv (a/vanti)

Anwohner beschweren sich beim Oberstenfelder Ordnungsamt, dass größere Gruppen mit etwa 18- bis 25-Jährigen an den Wochenenden bis spät in die Nacht in der Ortsmitte für Lärm und Unrat sorgen.

Oberstenfeld - Der heiße Sommer treibt die Menschen abends nach draußen. Das ist bis 22 Uhr unbedenklich. Danach gilt die Nachtruhe, man sollte Rücksicht nehmen und sich leise verhalten. Um eben diese Nachtruhe scheint es aber mancherorts nicht gut bestellt zu sein. In Oberstenfeld etwa beschweren sich Bewohner der Ortsmitte über größere Gruppen von Jugendlichen, die an Wochenenden vor allem am Rathaus und an der Freitreppe bis spät in die Nacht den Lärmpegel hoch halten und für Unrat sorgen.

Einer der Nachbarn informierte unsere Zeitung. „Es sind 18- bis 25-Jährige, die sich noch um 1 Uhr oder 1.30 Uhr bei der Eisdiele treffen und uns am Freitag und Samstag um den Schlaf bringen“, erzählt der 55-Jährige, der unserer Redaktion namentlich bekannt ist. Eine Gruppe habe aus etwa 40  jungen Leuten mit Migrationshintergrund bestanden. Einige von ihnen hätten die Stühle des Eiscafés benutzt. Auch die Bänke der Bushaltestelle am Rathaus dienten dem Aufenthalt. „Manche Leute trauen sich abends nicht mehr raus“, sagt der Anwohner, der sich auch darüber aufregt, dass an den Morgen danach der Müll bis zum Montag liegen bleibe. „Die Gemeinde müsste ihn schon früher wegräumen.“

Erster Ansprechpartner bei Ruhestörungen ist normalerweise die Polizei. „Die Örtlichkeit ist den Kollegen bekannt“, sagt Yvonne Schächtele, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Ludwigsburg. Das Problem sei jedoch, dass sich die Anwohner immer erst nach den Ruhestörungen meldeten. Man sollte sofort anrufen, entweder über die 110 oder die Nummer des Polizeireviers Marbach, 071 44 / 90 00, wählen. „Nur so können wir wissen, wer sich dort aufhält, und entsprechend handeln – oft hilft auch einfach nur ein Gespräch“, erklärt Yvonne Schächtele. Dabei sei wichtig, dass die Anrufer die Störenden nicht wissen lassen, dass sie die Polizei anrufen. Tatsächlich hätten die Streifen durch die lauen Sommernächte zurzeit sehr viel mit Ruhestörungen zu tun.

Sehr ernst nimmt das Oberstenfelder Ordnungsamt die Beschwerden der Anwohner in der Ortsmitte, teilt die Amtsleiterin Diana Waibel auf Nachfrage mit. Es habe bereits längere Gespräche mit Nachbarn und Gewerbetreibenden gegeben. Sie stehe mit der Polizei in Kontakt, die dort regelmäßig Streife fahre. Fünf Anwohner hätten sich seit Juni beschwert, aber immer erst im Nachgang. „Am hilfreichsten ist es, sich im Moment der Ruhestörung direkt bei der Polizei zu melden.“ Nur so könnten die Vorfälle dokumentiert werden. Während der strengen Kontaktverbote von März bis Mai 2020 fanden laut Diana Waibel regelmäßige Kontrollen statt. Größtenteils habe man sich an die Auflagen gehalten. „Es gab aber auch direkte Verstöße, die sofort der Polizei gemeldet wurden.“ Im Übrigen sei der Jugendsozialarbeiter der Gemeinde, Michael Peyerl, seit einigen Wochen damit beauftragt worden, als Streetworker verstärkt Kontakte zu den jungen Leuten zu knüpfen.

Er sei inzwischen fast täglich im Ort unterwegs, bestätigt Michael Peyerl, der auch das Jugendhaus Charisma leitet. Die Corona-Pandemie habe lange Zeit das Streetworking lahmgelegt. Erst als die Regelung in Kraft trat, nach der sich zehn Personen im Freien treffen konnten, habe er mit der Arbeit wieder beginnen können. Die jungen Leute seien ihm gegenüber offen: „Einmal sind drei von einer Zehnergruppe weggegangen, als ich erklärte, ich dürfte als elfte Person jetzt nicht zu ihnen treten.“ Die aktuelle Lage schätzt Michael Peyerl nicht als gefährlich ein. Man brauche keine kommunale Präventionsgruppe, wie sie 2013 nach Gewalttätigkeiten während der Silvesternacht eingerichtet worden war. Es gehe nur um Ruhestörungen: „Ich habe meistens um die zehn Personen angetroffen, es war weit von der Zahl 20 entfernt – alles war im legalen Bereich.“ In Gesprächen reagierten die jungen Leute verständig. „Sie wollen ja auch keine Party vor der Haustüre, wenn sie am nächsten Morgen wegen einer Prüfung oder der Arbeit früh aufstehen müssen.“ Durch die Corona-Pandemie gebe es unter den Jugendlichen einen großen Gesprächsbedarf. Nicht jeder wolle ins Jugendhaus, da dort Maskenpflicht gelte. „Wir mussten auch den Tischkicker mit einem Spuckschutz ausstatten.“