Nach 37 Jahren heißt es Abschied nehmen von den Bronnweiler Weibern Märy Lutz (links) und Friedl Kehrer. Foto: Frank Wittmer

Die Bronnweiler Weiber bringen bei ihrer Abschiedstournee die Kelter zum Toben.

Schade, dass die Bronnweiler Weiber bis Ende des Jahres ihre letzten Auftritte absolvieren. Schee, dass Friedl und Märy bei ihrer Abschiedstournee auf Einladung des Kulturvereins Oberes Bottwartal noch mal in Gronau vorbeigeschaut haben und die 200 Zuschauer in der ausverkauften Kelter zum Lachen und Toben gebracht haben.

„Die Märy had’s am Schädel“, ist der saloppe Grund, warum nach 37 Jahren Bronnweiler Weiber jetzt Schluss sein muss. Nach Gronau sei man gern gekommen, auch wenn die Weiber feststellen mussten, dass „die hier irgendeinen Macken haben müssen“. Mit dem Catering sind die beiden Damen zunächst auch nicht sehr zufrieden. „Guck emol, die hen älle was zu trinken, bloß mir ned.“ Und als der zweite Vorstand des Kulturvereins Thomas Arndt mit zwei – halb vollen, halb leeren? – Gläsern Sprudel kommt, isch des au ned recht. „I han denkt, des isch e Weigegend!“, lamentiert Märy.

Auch wenn die sichtlich gealterte Märy Lutz nur mit Hilfe auf die Bühne kommt, ihre scharfe Zunge funktioniert noch einwandfrei: „Du brauchsch gar ned so g‘scheit daher schwätze, aus dir kennt mer glatt drei Dumme mache!“, kontert sie schlagfertig einen Kommentar aus dem Publikum.

Das miteinander schwätze, oder neudeutsch die Interaktion mit dem Publikum, ist zentraler Bestandteil des Programms. Friedl Kehrer marschiert durch die Reihen und nimmt liebend gern die Gäste ins Visier. Sogar der Telefonanruf von Jasmin wird da entgegengenommen. „Du Mädle, also dei Alde – wenn’s die sind - die sind in Ordnung, aber dass du koi gotzichs Wörtle Schwäbisch schwetze duasch, des isch fei schon schad! Mer sagt ned ,Bitte?‘, des heißt ,Hä?‘.“

Jeder kriegt sein Fett ab: „Was isch der Unterschied zwischen einem weißen Hemd und einem Badener?“, fragt Friedl. „Mit em weiße Hemd kasch überall nohgehe!“ Man sage nicht „Badenser“, weil dann müsst mer auch „Heilbrunzer“ zu den Heilbronnern sagen, ergänzt Märy.

Und noch ein aktueller Beitrag in Landeskunde: „Baden-Wuerttemberg schreibt mer nur noch mit ue: Der VfB braucht die zwei Pünktle dringend.“ Am schlimmsten seien die „Stuagerter“, da hat Hanns-Otto Oechsle Glück, dass er aus Cannstatt kommt. Aber auch für den ehemaligen Schulleiter haben die beiden ein Witzle: „Was isch der Unterschied zwischem Herrgott und einem Lehrer? Der Herrgott weiß alles, der Lehrer weiß alles besser!“

Bronnweiler muss ein noch viel kleinerer Flecken sein als Gronau. „Wenn wir fort sind, isch niemand mehr do“, meint Märy. Am Albtrauf gelegen, kann man auf die Stuagarter unten schimpfen, aber die „Älbler“ weiter oben brauche man auch. „Sonschd were ja mir die Blede!“, meint Friedl.

Eine wichtige Regel für „Rei’gschmeckte“ geben die beiden einem Esslinger mit, der vor 51 Jahren in Gronau eingeheiratet hat. „Nach 25 Johr darf’sch vom Kandel auf’s Trottoir wechsle“, die Übersetzung in Schriftdeutsch: Nach einem Vierteljahrhundert gilt man als integriert und müsse nicht mehr im Dreck laufen, sondern dürfe den Gehweg benutzen.

Während Friedl ein Großteil des Programms trotz Erkältung bestreitet, steuert Märy einige Pointen und die derben Trinksprüche bei: „Drei Nonnen trinken Moscht im Keller, eine muss aufs Klo – aber der Moscht war schneller!“ oder „Im Wald, da rauscht der Wasserfall. Wenn nix mehr rauscht, isch’s Wasser all.“

Friedl schließt den launigen Abend mit einem feinsinnigen Lied ab: „Das Rad der Zeit, es läuft so schnell, und i lauf bloß hinterdrei. Wieder lauft mer d’Zeit davo und i sott no so viel do.“

Auch bei dem Abend, an dem viel gelacht wurde und so der manchmal schnöde Alltag vergessen werden konnte, lief die Zeit irgendwann mal davon. „Mir machet jetzt glei no die Zugabe und dann ganget mer wieder“, verabschieden sich Friedl und Märy von der Bühne, nicht ohne noch einen herzlichen Dank an den Kulturverein loszuwerden: „Des häbet ihr älles ganz wunderbar für uns g’macht!“