Der neue Eigentümer Erhard Fichtner (vorne links) und Bürgermeister Markus Kleemann Foto: Oliver von Schaewen

Neuer Eigentümer stellt sein Konzept vor.

Oberstenfeld-Gronau - Steinalt ist die alte Gronauer Schule, stammt sie doch aus dem Jahr 1896. Beim Rundgang durchs Haus am Montag wird Ortsvorsteher Karlheinz Massa nostalgisch: „Wenn Holz für die Öfen angeliefert wurde, haben wir Schüler Ketten gebildet und es von ganz unten bis unters Dach gebracht – da hat niemand etwas von Kinderarbeit gesagt.“

Massa ist nicht der Einzige der Oberstenfelder Räte, der in dem Haus zur Schule gegangen ist. Alle Bürgervertreter sind letztlich froh, dass mit dem Protec-Geschäftsführer Erich Fichtner ein Eigentümer gefunden wurde, der den Charme des alten Schulhauses erhalten will, auch wenn er im Erdgeschoss ein Büro und in den oberen Etagen Wohnraum plant.

Das Schulhaus ist im Jahr 2016 geschlossen worden. Auf einer Tafel im Dachgeschoss stehen noch Rechenaufgaben, die nicht abgewischt wurden. Aus Sicht der Gemeinde war die Schließung der kleinen Schulfiliale ein wohlüberlegter, aber auch schmerzhafter Einschnitt, der im Ort erheblichen Widerspruch hervorrief. Der Bürgermeister Markus Kleemann steht aber nach wie vor dazu: „Wir hätten den Kindern hier nicht das Betreuungsangebot mit Mensa bieten können“, erklärt er zu Beginn des Rundgangs. „Das Wichtigste ist, dass die Kinder sich wohlfühlen“, sagt er und sieht deren Aufenthalt an der Mutterschule nach zwei Jahren als „unproblematisch“ an. „Auch Busfahren kann stolz machen“, habe er bei Gesprächen mit Kindern erfahren.

Der Verkauf der sanierungsbedürftigen Schule an den neuen Eigentümer, den Protec-Geschäftsführer Erhard Fichtner, stimmt Markus Kleemann froh. Das in Gronau seit 25 Jahren ansässige Röntgentechnik-Unternehmen des Beilsteiners Fichtner sei seit 35 Jahren erfolgreich und die Nutzung sinnvoll, da es sich um ein ruhiges Gewerbe handele. Das Gebäude mit einer Innenfläche von 415  Quadratmetern sei bautechnisch nicht einfach, „es muss sehr viel Geld hineingesteckt werden“.

Der aktuelle Wohnraummangel, unter dem auch Protec-Mitarbeiter leiden, hat Erhard Fichtner zum Handeln animiert. „Wie bekomme ich die Leute ins Bottwartal?“, habe er sich gefragt – und sich dafür entschieden, Wohnraum anzubieten. Seine Frau hatte ihn nach einem Zeitungsbericht auf das Objekt aufmerksam gemacht. Wohnraum soll vor allem im Obergeschoss auf 154  Quadratmetern für die Familie der Protec-Vertriebsleiterin entstehen. Auch das Dachgeschoss bietet Platz. Fichtners Bruder Uwe, ein Architekt, will dort zwei Wohnungen à 50  bis 60 Quadratmeter konzipieren. Dort sollen Techniker zeitweilig wohnen können.

Den Charme des Gebäudes wollen die Fichtner-Brüder auf jeden Fall erhalten und an der Fassade kaum etwas verändern. Aber auch im Innern kann vieles noch an die Schule erinnern. Die Klassenzimmer im Erdgeschoss könnten nahezu unverändert bleiben. Erhard Fichtner will in einem der Räume ein Protec-Büro einrichten, in dem anderen könnte die Schüler Lebenswerkstatt des Großbottwarer Schulzentrums einen Computerraum betreiben. „Wir haben vor, zehn Rechner zu spenden“, erzählt der Protec-Chef. In Gronau werde für Kinder im Alter von sechs bis acht Jahren viel geboten, auch gebe es viele Sportangebote in den Vereinen. Der Computerraum könnte etwas älteren Kindern im Alter von zehn bis zwölf Jahren helfen, sich in einem Kurs technisch weiterzuentwickeln. Fichtner will auch Dokumente sammeln, um die Geschichte der Schule darzustellen.