Gaby Schlesiger bringt gute Laune bei ihren Fahrten mit. Foto: Michael Raubold Photographie

Für ihre Fahrgäste im roten „Bufdi-Mobil“ ist Gaby Schlesiger ein Glücksfall. Sie verbreitet in dem Bürgerbus gute Laune und hat auch sonst Freude an ihrem Dienst.

Oberstenfeld - Manchmal kommen Lebensumstände zusammen, die man im Nachhinein als „Glücksfall“ bezeichnen kann. Dabei ist es nicht immer so rosig. Auch für Gaby Schlesiger war die Ausgangssituation nicht die beste: Gesundheitsbedingt konnte die 52-Jährige nicht mehr in Vollzeit arbeiten. Aber zu Hause rumzusitzen war nicht das Ding der Gronauerin. „Ich habe mir eine Arbeit hier in der Nähe gesucht, und da bin ich über den Bundesfreiwilligendienst auf die Kirchengemeinde beziehungsweise den Krankenpflegeförderverein gestoßen.“

„Das ,rote Bufdi-Auto’ fährt wieder“, heißt es seit dem Sommer. Gaby Schlesiger sitzt montags, dienstags und donnerstags am Steuer des Seniorenmobils und fährt Menschen durch den Ort, die sonst keine Möglichkeit hätten, einkaufen zu gehen, zum Arzt zu kommen oder andere wichtige Dinge zu erledigen.

Das Diensthandy (Telefonnummer 01 57 / 89 29 72 36) und der Kalender sind dabei das wichtigste Arbeitsgerät. „Die Leute rufen mich an, und ich versuche, die Fahrten zu koordinieren.“ An manchen Tagen geht es Schlag auf Schlag, vom Arzt zum Friseur und wieder zurück, andere Tage sind ruhiger. Dann nimmt sich Gaby Schlesiger auch mal Zeit für einen Spaziergang. „Die Menschen sind alleine, und viele haben niemand, mit dem sie reden können.“ Gern geht sie auch mit den Leuten einkaufen, „oder wenn sie nicht mehr können, auch für sie.“ Das Vertrauensverhältnis stimmt, sodass die älteren Herrschaften gerne der lebenspraktischen Helferin ihre Alltagssorgen überlassen.

Die aus Lüneburg in Norddeutschland stammende Gaby Schlesiger ist hierfür bestens geeignet. Im roten Flitzer herrscht meist gute Laune. „Na, wie geht’s Ihnen heute?“, begrüßt die Chauffeurin den nächsten Fahrgast, die ihre „Kunden“ meist schon gut kennt. „Wir reden gerne, man merkt schnell, zu wem man einen guten Draht hat und bei wem es etwas länger dauert.“ Auch für Gaby Schlesiger ist die Arbeit ein Glücksfall. „Das macht mir megamäßig viel Spaß. Ich würde das gerne noch länger machen.“ Leider ist der Dienst nur bis zum Ende des kommenden Jahres möglich. Für ihre Einsätze hat die Fahrerin freie Hand. Ich plane völlig eigenständig, je nach dem, was anfällt.“ So wird es nicht zu viel, und die einzelnen Fahrten arten nicht in Stress aus.

Die Fahrten kosten einen kleinen Obolus von ein oder zwei Euro, je nach Strecke, mit dem Gaby Schlesiger die Auslagen für Benzin und ihr Diensthandy bezahlt. Aber nicht alles ist möglich. Eine „Shopping-Tour“ wird es mit dem Seniorenmobil nicht geben. „Ich fahre die Leute gerne zum Einkaufen, aber nicht von A nach B und dann nach C.“ Mitunter wollen die Fahrgäste aus Gronau, Prevorst und Oberstenfeld auch mal in die Nachbarorte zum Arzt oder in einen bestimmten Laden. „Das ist dann natürlich auch drin. Aber umgekehrt geht das leider nicht.“ Anfragen aus Beilstein, wo es einen solchen Fahrdienst nicht gibt, hat es auch schon gegeben.

Heute geht es zum „Suppentöpfle“, das einmal im Monat seinen Deckel öffnet. Steil geht es in Gronau den Berg hinauf. Margarethe Theiss wartet schon an der Haustüre auf ihr Taxi. „Ich fahre schon seit acht Jahren mit“, sagt die Seniorin, die einen vollen Terminplan hat. Nachmittags geht’s noch zur Seniorenfeier im Haus Ahorn in Beilstein. „Grad ist’s ein bissle wild bei mir.“

Im Auto werden die neuesten Nachrichten ausgetauscht. Wer gestorben ist, wem es nicht mehr so gut geht, wen man mal wieder gesehen hat. Ruth Müller ist ebenfalls froh über den Fahrdienst. „Sonst komm ich ja gar nicht mehr runter nach Oberstenfeld. Mit dem Bus wird es immer schwerer.“ Im Kofferraum ist Platz für zwei Rollatoren, selbstverständlich hilft Gaby Schlesiger beim Ein- und Aussteigen tatkräftig mit.

Es wird geplaudert, die Zeit vergeht im Nu. „Lassen Sie uns doch beim Frische-Mayer raus, ich hab noch ein paar Sächle zu besorgen“, meint Margarethe Theiss. Man sieht sich beim Essen wieder, Fahrgäste für die Heimfahrt melden sich an. Die „Kunden“ sind sehr dankbar, freut sich Gaby Schlesiger. „Ich treffe nur auf freundliche Menschen.“