Der Bau einer neuen Glasfaserleitung für den Beilsteiner Teilort Stocksberg und auch Prevorst (Foto) könnte im Frühjahr 2020 starten Foto: Archiv (Kuhnle)

Die weißen Flecken auf der Landkarte des schnellen Internets sollen verschwinden. Aber profitiert von diesen Plänen auch das abgelegene Prevorst?

Oberstenfeld - Die Initiative der Gigabitregion Stuttgart lässt bislang vom schnellen Internet abgehängte Kommunen hoffen. Oberstenfeld am Rande der Region ist als eine der ersten Kommunen dem Zweckverband Kreisbreitband Ludwigsburg (KBL) beigetreten, der der Gigabitregion angehört. Bis zum Jahr 2030 sollen 90 Prozent aller Haushalte an einem gigabitfähigen Glasfasernetz angeschlossen sein. Diese immer wieder gehörte Aussage löste Diskussionen im Oberstenfelder Gemeinderat aus. „Man muss doch mal klarstellen“, so Andreas Fender (FW), „dass damit nicht 90 Prozent der Haushalte zum Beispiel in Prevorst gemeint sind“. Dies werde er nämlich immer wieder gefragt, ob mit dem Ausbau 90 Prozent aller Haushalte in der Region insgesamt oder auch in bestimmten Orten erreicht werden sollen.

Helmuth Haag von der Wirtschaftsförderung der Region Stuttgart, der auch Sprecher der Gigabitregion ist, stellt klar: „Es können auch 100 Prozent werden, die 90 Prozent sind ein selbst gesetztes Ziel bis zum Jahr 2030.“ Man gehe aber davon aus, dass die Nachfrage nicht so flächendeckend sein wird, dass man die 100 Prozent erreichen wird.

Der Internetausbau folge wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Telekom, Region und Gemeinden wollen insgesamt 1,6 Milliarden Euro investieren. „Es ist aber ein oft vorkommendes Missverständnis, dass die leichter zu versorgenden Städte und Kommunen zuerst ausgebaut werden“, so Haag auf dem Einwand, dass man 90 Prozent auch ohne die ländlichen Gebiete erreichen könnte. Andreas Fender hat nämlich in der Pressemitteilung 25/2019 des Statistischen Landesamtes vom Februar gelesen, dass „86,1 Prozent der Bevölkerung in Ortschaften mit mehr als 5000 Einwohnern leben. Die Probleme mit Mobilfunk- und Festnetzversorgung betrifft aber eben oft genau die kleineren Ortschaften.“

Die Befürchtung bestehe, hat Fender festgestellt, dass der 90-Prozent-Ausbau nicht vollständig in den Regionen ankommt, wo man sich das am meisten wünscht. „Es würde ja reichen, wenn man das Internet in den Städten und dichter besiedelten Bereichen ausbaut.“ Es sei aber gerade ein Anliegen der Gigabitregion, die „abgehängten Gebiete“ vorrangig zu versorgen, klärt Haag dieses Missverständnis auf. „Wir wollen, dass die weißen Flecken von der Landkarte verschwinden.“ Die Regionen, die bisher über kein oder nur schlechtes Internet verfügen, haben beim Ausbau Priorität, so der Gigabit-Sprecher. Allerdings müssten dazu schon einige Voraussetzungen erfüllt werden. „Wenn in Prevorst das Interesse der privaten Haushalte und Gewerbetreibenden an schnellem Internet hoch ist und die Kommune finanziell etwas beisteuert, dann klappt das auch.“ Sprich: Man müsse auch bereit sein, für den besseren Internetanschluss etwas zu bezahlen.

Der Bau einer neuen Glasfaserleitung unter Spiegelberger Regie für den Beilsteiner Teilort Stocksberg und auch Prevorst könnte im Frühjahr 2020 starten, diese Hoffnung hatte der Beilsteiner Bürgermeister Patrick Holl im Gespräch mit dieser Zeitung geäußert. Oberstenfeld hat dazu schon 111 000 Euro Förderung vom Land erhalten und setzt nun auch noch auf eine Förderzusage des Bundes, wie Bürgermeister Markus Kleemann erklärt hat. Mit der neuen FTTH-Technologie könne man Glasfaser nicht nur bis zu den Verteilern, sondern in jedes Haus verlegen. Ob es dann tatsächlich 90 oder vielleicht sogar 100 Prozent in Prevorst werden, muss man dann abwarten.