Bernd Umbreits Kamera steht bereit vor der Klause. Foto: privat

Das neue Filmprojekt aus dem Hause Umbreit nimmt drei Eremiten in den Fokus. Der Film wird in Schwäbisch Gmünd, Oppenweiler, Ludwigsburg und Oberensingen zu sehen sein. Vom ersten Gedanken bis zur Realisierung sind 14 Jahre vergangen.

Die Filme von Heidi und Bernd Umbreit haben trotz ihrer unterschiedlichen Themen ein gemeinsames Charakteristikum: Nach dem Konsum der Filme kehrt im Allgemeinen schweigsame Stille ein. Ein Zeichen der Betroffenheit in einer Zeit, die von Schnelllebigkeit gekennzeichnet ist und die zum raschen Abhaken neigt. Hinzu kommt, dass „die Menschen häufig in Tränen ausbrechen“, erzählt Filmemacher Bernd Umbreit, der die Schicksale anderer durch seine achtsamen und sensiblen Augen betrachtet, in Bildern festhält. Wer die Filme des Oberstenfelder Paares gesehen hat, geht oft verändert aus ihnen heraus. Die Bilder verfolgen, selbst wenn sie nicht belastend sind. Das trifft gerade auch für den neuesten Film „Ein anderes Leben“ zu. „Unser Highlight“ bezeichnet Bernd Umbreit das auf Zelluloid gebannte Ergebnis über europäische Eremiten, dessen Magie und Aussagekraft sich kaum jemand entziehen kann.

Mit seinem untrüglichen Gespür für Situationen und Menschen hat sich das Ehepaar, Heidi Umbreit sorgt für den richtigen Ton der Dokumentationen, auch an die Lebensweise dreier Eremiten herangetastet. Eine wahre Herausforderung für den erfahrenen Dokumentarfilmer, der vom anfänglichen Impuls bis zur Realisierung knapp 14 Jahre Zeit verstreichen ließ. „Den Stand haben wir noch nicht, um diesen Menschen auf Augenhöhe begegnen zu können“, lautete im Jahr 2003 noch das Fazit. Persönliche Reifeprozesse, angeregt durch die Erlebnisse mit ihren Filmen, erlaubten den beiden schließlich die innere Freischaltung für das Thema. „Nach dem Dorf der Stille waren wir soweit.“ Ein Film über Taubblinde, dessen Berührbarkeit mitunter an die psychischen Grenzen geht und der den von Achtsamkeit und Menschenliebe geprägten Umgang der beiden Filmemacher verdeutlicht.

Doch einfach war der Weg zu den Eremiten nicht zu beschreiten: das Paar, das einmal jährlich ein Schweigeseminar im Kloster besucht, brauchte Zeit und langen Atem. „Die Eremiten wollen geschützt bleiben. Sie sind nicht ohne Weiteres auffindbar“, weiß Bernd Umbreit, der von einem Buch über den Einsiedler Vater Gabriel, das er in der Klosterbibliothek in Beuron entdeckt hatte, komplett ergriffen war. Mit dem niederländischen Pater Hugo jedoch ging die persönliche Forschungsreise für die Filmemacher los, obwohl der Geistliche ihnen eine klare Absage erteilt hatte, was die Filmabsichten betraf. „Er wolle in keinem Fernsehfilm mitmachen“, ließ er per Telefon wissen. Einer persönlichen Begegnung hat er dann aber doch zugestimmt. Im Schneeballverfahren wurde den Umbreits der Kontakt zu weiteren Eremiten vermittelt. Die in den Schweizer Bergen lebende Schwester Baptista schließlich hat mit einer einzigen Aussage erreicht, dass eine Basis des Vertrauens für das Oberstenfelder Paar geschaffen wurde: Auch bei Pater Hugo. „Wenn jemand unsere Berufung und Botschaft zu den Menschen tragen will, dann sind sie die Richtigen“, verkündete die Klausnerin.

Am Ende stand die stattliche Zahl von sieben Eremiten, die das Paar schließlich besuchte. Einen jeden einzelnen wollte es vorab kennenlernen: ganz ohne Erfolgszwang. „Es hätte auch sein können, dass wir gar nicht filmen“, blickt Bernd Umbreit heute zurück und immer noch wirkt der Mann beseelt von dem, was er bei den Filmaufnahmen erlebt hat. Denn weit, weit entfernt von der bunten, lauten Welt seiner Zeitgenossen, erlebte das Paar ein Dasein, dass konträrer zu dem der meisten Menschen, kaum sein könnte: Individuen, die Gottes Ruf gefolgt sind und abgeschieden sowie in religiöser Hingabe ihren Alltag komplett allein gestalten. Zwei Frauen, ein Mann – in deren selbstverständlicher Abgeschiedenheit spürt der Film behutsam nach und legt ein stilles, beeindruckendes Zeugnis darüber ab, wie nahe Menschen Gott kommen können. „Für uns sind die Veränderungen bis heute spürbar, die wir nach diesen Begegnungen erfahren durften“, sagt Bernd Umbreit, der auch erkannt hat, „dass jemand ein Eremitenleben vermutlich nicht durchhält, der nicht von Gott gerufen wurde“. Im Film gibt er diesen Menschen ein berührend herzerfrischendes Gesicht.