In dieser Traumszene begegnet ein fünfjähriges Mädchen ihren Kuscheltieren – und die haben einige Vorwürfe vorzubringen. Foto: Ralf Poller/avanti

Noch eine Woche haben sie Zeit: die Akteure der Theater-AG im Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium. Ihr aktuelles und selbst geschriebenes Stück „Die Traumfabrik“, wurde am Wochenende intensiv einstudiert.

„Wer schläft, sündigt nicht“, sagt ein deutsches Sprichwort. Vielleicht aber werden Schlafende von ihren kleinen und großen Sünden ja auch verfolgt? Auf diese Idee könnte jedenfalls kommen, wer das neue Stück „Die Traumfabrik“ der Theater-AG am Friedrich-Schiller-Gymnasium (FSG) anschaut. In dem selbst geschriebenen Stück, das acht Schülerinnen aus den Klassen 8 bis 12 aktuell einstudieren, wird eine imaginäre Traumfabrik thematisiert. In ihr werden Träume produziert. Dabei sollen auch spezielle Mixturen – aufgereiht wie in einem Labor – Verwendung finden.

Die Kuriositäten des Theaterfundus sorgten für Inspiration

Inspiriert wurde das Bühnenstück durch die Kuriositäten aus dem FSG-Theaterfundus, die im Keller der Schule schlummern. „Seit 30  Jahren werden sie liebevoll gehegt und gepflegt, gut sortiert und beschriftet. Hier lagern Brautkleider, Hutsammlungen, Gehstöcke, Showtanzkostüme, aber auch allerlei Skurriles nebeneinander“, sagt die Lehrerin und Spielleiterin Anja Abele, die bei den Proben viel zu regeln und zu feilen, aber auch sichtlich Spaß hat.

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Und so handelt es sich auch bei der Traumfabrik um ein „skurriles wie überraschendes Nebeneinander von absurden Bildern, philosophischen Fragen sowie eine Diskussion um die Besonderheit von Träumen“. Denn Letztere werden von den Traumherstellerinnen nicht nur gemischt und teils rachsüchtig zusammengestellt; sie werden auch ins Bewusstsein gehoben und mit speziellen Lerneffekten ausgestattet. Eine Idee, die anfangs nicht unbedingt leicht zu begreifen ist. Im Spiel werden die Darstellerinnen, die einerseits Arbeiterinnen der Traumfabrik und mit ihren ganz eigenen Unzulänglichkeiten ausgestattet sind, nämlich plötzlich zu den Träumenden, für die sie den Traum kreiert haben. Und die sehen sich ihrer jeweils eigenen Realität gegenüber.

Treue Begleiter werden zu Beschwerdeführern

Die Theaterprobe am Samstag beleuchtete dabei etwa eine Szene, bei der sich das fünfjähriges Mädchen Lisa im Traum mit seinen Kuscheltieren konfrontiert sieht, mit denen es offensichtlich nicht sehr liebevoll umgegangen war. Das Publikum ist dabei eingeladen, die Träume so zu sehen, wie die jeweils Träumende sie erlebt. Lisa, gespielt von Leticia-Jolie Bogyay, begegnet in diesem Traum ihrer Puppe, der bereits ein Arm fehlt. Und auch dem Schäfchen, dem früher heiß geliebten Kuschelhund und der Stoff-Katze. Alle waren sie einst treue Begleiter.

Nun schweben sie jedoch herab in eine Szenerie, in der sich Lisa im Schlafanzug befindet. Was dabei erst verspielt und niedlich wirkt, wird zusehends immer gruseliger. Die Kuscheltiere mutieren zu Beschwerdeführern und prägen die Stimmung mit ihren Vorwürfen und Verletzungen. „Du hast uns verraten, missbraucht und verstauben lassen“, skandieren die einstigen vertrauten Begleiter des Mädchens und wirken dabei fast bedrohlich. Für die 15-jährige Leticia eine Rolle, „die ich mag“, wie sie im Gespräch sagt und dabei deutlich macht, wie wichtig auch ihr die Bedeutung von Träumen sei.

„Jeder von uns ist ein wichtige Teil vom Ganzen“

Diese Quintessenz will das Stück übrigens ebenso herausarbeiten wie die Erkenntnis, dass „jeder von uns ein wichtiger Teil vom Ganzen ist, aber eben nicht wichtiger wie der jeweils andere“. Eine Lehre, die im Stück speziell für die „sich gerne mal überheblich und egozentrisch zeigende“ Arbeiterin, die Leticia auch spielt, gedacht ist. „Im Traum bekommt sie es so heimgezahlt, dass es sie richtig verspult“, fasst die Schülerin ihre zweite Rolle zusammen.

Die Aufführungen von „Die Traumfabrik“ finden am Sonntag, 3., und Montag,4. April, sowie am Mittwoch, 6. April, je um 19.30 Uhr in der Aula des FSG statt. Einlass ist ab 19.15 Uhr. Das Schülerticket kostet je 3 Euro, Erwachsene zahlen 5 Euro. Kartenreservierung unter E-Mail theateramfsg@hotmail.de. Am Abend gilt die 2G-plus-Regelung mit Maskenpflicht.