Kuratorin Valerie Waibel, Hans Kraiss vom Freundeskreis, Bürgermeister Jan Trost sowie Walter Dußler und Manfred Knappe (von links) vom Freundeskreis Fritz Genkinger sind froh, dass das Kunsthaus endlich offiziell eröffnet werden konnte. Foto: Werner Kuhnle

Das Genkinger-Museum öffnet nun seine Pforten. Die Werke des Künstlers sollen zum Nachdenken anregen, viele Besucher anziehen – und die Marbacher Kulturlandschaft um ein weiteres Highlight bereichern.

Marbach - Durch das außerordentlich sehenswerte neue Museum zu Ehren von Fritz Genkinger sollten eigentlich schon seit Monaten Besucher flanieren und sich mit den Werken des 2017 verstorbenen Rielingshäuser Künstlers auseinandersetzen können. Doch wegen der Coronapandemie musste die Eröffnung wiederholt verschoben werden. Nun war es aber endlich so weit: Bürgermeister Jan Trost schnitt am Mittwochmorgen symbolisch ein rot-weißes Flatterband durch und signalisierte damit, dass die Pforten des Gebäudes in der Altstadt durchschritten werden können. Von Donnerstag an können die Werke von Genkinger von der Öffentlichkeit besichtigt werden.

Vielleicht ist es für das Kunsthaus ja sogar ein gutes Omen, dass die Eröffnung damit auf den 17. Juni fällt. Denn dabei handelt es sich ausgerechnet um den Geburtstag des Malers, sagte Manfred Knappe, der Vorsitzende des Freundeskreises Fritz Genkinger. Ein Verein, der die Pläne zur Ausgestaltung des Museums noch zu Lebzeiten und in Abstimmung mit dem Künstler vorantrieb. Knappe gelang es, ein in die Jahre gekommenes Anwesen unweit des Tobias-Mayer-Museums zu sichern, das anschließend im großen Stil und von Grund auf zu einem kleinen Kunsttempel umgestaltet wurde. In dem Gebäude ist im Erdgeschoss eine Dauerausstellung eingerichtet worden, in der unter anderem Skulpturen, aber auch die berühmten Plakate zu bestaunen sind, die Genkinger zur Fußball-WM 1974 in Deutschland entworfen hat. Manfred Knappe hob jedoch auch die ganz speziellen Flöten hervor, die der Künstler modelliert hat. Gefertigt wurden die Instrumente aus Gewehrläufen, womit Genkinger aus Mordinstrumenten etwas Friedvolles, die Menschen Verbindendes geschaffen habe.

Gutes Händchen der Kuratorin

Nicht weniger eindrucksvoll sind die Arbeiten, die man in der Wechselausstellung im Obergeschoss bewundern kann. Kuratorin Valerie Waibel hat hier ein gutes Händchen bewiesen bei einer schwierigen Aufgabenstellung. Schließlich stand im Fokus, die enorme künstlerische Bandbreite von Genkinger aufzuzeigen. „Das war eine große Herausforderung“, betonte Knappe, der zudem darauf hinwies, dass man in dem Haus Werke mit Tiefgang betrachten könne. Exemplarisch dafür erwähnte er eine Arbeit, auf der ein Wirrwarr aus Fantasiegestalten zu erkennen ist, eingeengt durch ein Schachbrett, daneben ein Lichtstrahl. „Das sind Bilder des Unterbewussten, Innenwelten, Wünsche und Triebe. Sie alle wollen nach oben ans Licht. Doch die Gesellschaft mit ihren Gesetzen und Normen hält das alles in Schach“, interpretierte der Marbacher Architekt das Geschehen. Knappe erklärte, dass es sich lohne, sich bei Genkinger-Bildern so intensive Gedanken zu machen. Das hatte zuvor auch Hans Kraiss aus dem Vorstand des Freundeskreises in seiner Ansprache unterstrichen. „Gute Kunst löst beim Betrachter etwas aus, verlangt von ihm eine Stellungnahme“, sagte er und verlieh zudem seiner Hoffnung Ausdruck, dass man mit dem Kunsthaus viele Menschen erreiche.

Fest zur Einweihung noch im Blick

Das wäre sicher im Sinne von Jan Trost. Er wünsche sich, dass viele Gäste kommen und sich die Bilder anschauen sowie die Atmosphäre und die von Manfred Knappe entworfenen Architektur des Hauses auf sich wirken lassen, sagte der Bürgermeister. Das neue Kunstgebäude stelle eine große Bereicherung für die ohnehin schon stattliche Museumslandschaft in Marbach dar. Wegen der Corona-Krise hält sich die Zahl der Anmeldungen aber noch in Grenzen.

Das dürfte sich jedoch bald ändern. Knappe haben Anfragen aus ganz Deutschland, insbesondere von Sammlern erreicht. Fachzeitschriften hätten ebenfalls ihr Interesse bekundet. Und wenn es die Pandemie zulässt, soll nach Möglichkeit auch ein Fest im Museumsquartier nachgeholt werden, mit dem der Freundeskreis ursprünglich die Eröffnung des Hauses feiern wollte.

Das neue Fritz-Genkinger-Kunsthaus befindet sich im Göckelhof 6 und hat vorerst donnerstags, samstags und sonntags von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Anmeldung Vor einem Besuch sollte man sich anmelden, was über die Homepage möglich ist oder telefonisch unter der Rufnummer 0 71 44 / 8 88 27 12. Den Gästen werden dann jeweils Zeitfenster von einer Stunde angeboten. Maximal zehn Besucher dürfen sich wegen der Coronaverordnung aktuell gleichzeitig im Museum aufhalten. Der Freundeskreis Fritz Genkinger bietet auch Führungen für Gruppen an, beispielsweise für Unternehmen oder Schulklassen.