Eine Sinfonie in Grün: der Stiftsgarten in Oberstenfeld Foto:  

Ein neuer Bildband von Qingwei Chen und Hanns-Otto Oechsle zeigt besonders schöne Ecken, die auch Einheimische nicht immer kennen. Knapp 60 000 Bilder sind bei der Produktion entstanden.

Oberstenfeld/Großbottwar/Beilstein - Bildbände gibt es über viele touristisch schöne Flecken, über manche Gebiete sogar gleich mehrere. Das Obere Bottwartal, wiewohl zumindest in der Region Stuttgart eigentlich kein Geheimtipp, war in dieser Beziehung bislang ein weißer Fleck auf der Landkarte. Mit dem neuen Bildband „Oberes Bottwartal“ von Fotograf Qingwei Chen und Autor Hanns-Otto Oechsle wird diese Lücke geschlossen. Nachdem die erste Auflage kurz nach Erscheinen, ohne groß dafür Werbung zu machen, vergriffen war, ist pünktlich vor Weihnachten die zweite Auflage herausgekommen.

Dass der Fotobildband überhaupt erschienen ist, sei eigentlich gar nicht so geplant gewesen, erzählt Qingwei Chen, der seit 33 Jahren – mehr als die Hälfte seines bisherigen Lebens – im Bottwartal, genauer gesagt, in Gronau, wohnt und sich selbst als „eingebürgerten Schwaben“ bezeichnet.

In der Gemeinde ist bekannt, dass er nicht nur ein leidenschaftlicher, sondern auch ein sehr guter Fotograf ist. Und so sei Oberstenfelds Bürgermeister Markus Kleemann irgendwann im Frühjahr auf ihn zugekommen und habe ihn gefragt, ob er sich vorstellen könnte, für eine neue Broschüre über die Gemeinde Fotos zu machen.

„Dann hat er mir erst einmal eine fünf Seiten lange Liste geschickt, und ich habe gesagt: ‚Die Stellen kenne ich gar nicht. Um das fotografieren zu können, brauche ich einen ortskundigen Führer.‘“

Mit dem Oberstenfelder Hanns-Otto Oechsle, der seit 40 Jahren im Bottwartal verwurzelt ist, war der nicht schwer zu finden - zumal Oechsle nicht nur Mundartautor ist, sondern auch Maler und dadurch einen Blick für schöne Motive hat. Also fuhren der Schwabe und der eingebürgerte Schwabe aus China gemeinsam los zu den bekannten und weniger bekannten Perlen der Gemeinde mit den Teilorten Gronau und Prevorst. 50 000 bis 60 000 Bilder seien dabei entstanden, erinnert sich Oechsle.

Klar, dass da noch einiges übrig blieb, nachdem sich Kleemann etliche davon herausgesucht hatte. Sie zu löschen kam nicht infrage, auf einer Festplatte in Vergessenheit geraten sollten sie aber auch nicht. Und so entstand die Idee, auch die benachbarten Orte Großbottwar und Beilstein mit einzubinden und einen Bildband zu schaffen.

„Wenn man in und um Oberstenfeld fotografiert, sieht man fast immer auch die Nachbarorte“, erklärt Hanns-Otto Oechsle. Zudem seien die drei Kommunen sehr gut miteinander verzahnt und „im Grunde genommen eine große Gemeinschaft“.

Auch die Bürgermeister von Großbottwar und Beilstein, Ralf Zimmermann und Patrick Holl, seien gleich von der Idee eines Bildbands über das Obere Bottwartal angetan gewesen, berichtet Oechsle. Und als dann auch noch mit dem Gronauer Edmund Hug ein Mann gefunden werden konnte, der bereit war, das ganze Projekt vorzufinanzieren, konnte die Umsetzung beginnen.

„Wir waren zusammen fast eineinviertel Jahre unterwegs“, berichtet der Autor. Zu den außergewöhnlichen Fotos mussten dann nicht nur noch die Texte geschrieben, sondern diese auch ins Englische und Französische übersetzt werden.

Die Idee zu einer Übersetzung sei übrigens von Lehrern des Beilsteiner Herzog-Christoph-Gymnasiums gekommen, erzählt der Oberstenfelder: „Die Schule veranstaltet regelmäßig einen Austausch mit der Partnerstadt Pontault-Combault, sodass sich eine Übersetzung ins Französische angeboten hat, und die Matern-Feuerbacher-Realschule in Großbottwar hat enge Kontakte nach Dänemark oder England, also sollte es auch eine englischsprachige Ausgabe geben.“ Mit Geoffrey Lovell aus Beilstein und Alexandre Alain aus Oberstenfeld waren auch gleich zwei Muttersprachler bei der Hand, die die Arbeit des Übersetzens ehrenamtlich auf sich genommen haben.

Und so gibt es jetzt nicht nur für Einheimische oder „ausgewanderte“ Bottwartäler, sondern auch für französische oder englische Gäste oder Gasteltern das perfekte Geschenk.