Die Familie Curth ist dabei, sich auf die Wiedereröffnung vorzubereiten, legt hier nur eine kleine Pause ein. Foto: Werner Kuhnle

Die Stadt Steinheim hat einen neuen Pächter für die Melchior-Jäger-Stuben an Land gezogen. Die künftigen Betreiber haben sich richtiggehend in das Restaurant verliebt.

Steinheim-Höpfigheim - Es war ein herber Schlag für die Höpfigheimer, als Georg Schätz im vergangenen Jahr verkündete, sein Engagement in den Melchior-Jäger-Stuben beenden zu wollen. In der Folge rechnete im Grunde jeder damit, dass angesichts der schwierigen Lage für Gastronomen in der Corona-Krise die Küche für lange Zeit kalt bleiben würde. Auch im Rathaus hatte man wenig Hoffnung auf eine rasche Wiedervermietung in diesen Zeiten. Man suchte deshalb gar nicht erst per Annonce nach einem neuen Wirt. Umso glücklicher zeigte sich Bürgermeister Thomas Winterhalter nun, dass doch ein Nachfolger für Georg Schätz gefunden wurde: Die Familie Curth aus Gerlingen übernimmt die Wirtschaft. Die Verträge seien unterschrieben, teilt der Rathauschef mit. Wann die Curths durchstarten können, müsse man aber wegen der Pandemie abwarten, fügt er hinzu.

Ein Barbecue zum Auftakt

Die Pächter selbst würden lieber heute als morgen anfangen, wie Rüdiger Curth erklärt. Und allzu lange muss man sich auch nicht mehr gedulden, bis man zumindest einen kleinen Vorgeschmack auf das Portfolio der Familie erhält. Geplant sei, innerhalb der nächsten 14 Tagen damit zu beginnen, Essen to go anzubieten, sagt Rüdiger Curth. Er spielt zudem mit dem Gedanken, den Auftakt mit einem Barbecue vor dem Restaurant am übernächsten Wochenende zu garnieren. Passanten könnten sich dann etwas Feines vom Grill mitnehmen.

Anlaufstelle für Jung und Alt

Auf der regulären Speisekarte sollen die Besucher insbesondere Gerichte aus dem Segment der deutschen, gut-bürgerlichen Küche finden. Wer will, kann sich also Schnitzel oder Rouladen bestellen, Maultaschen dürfen natürlich ebenfalls nicht fehlen, erzählt Rüdiger Curth. Für die Zubereitung wird unter anderem sein Sohn Marcus zuständig sein, der das Kochgeschäft von der Pike auf gelernt hat. Auf einen reichhaltigen Erfahrungsschatz in der Branche könne aber auch seine Frau Anja zurückgreifen, betont Rüdiger Curth. Seine Gattin sei Hotelfachfrau, habe unter anderem in renommierten Häusern im Schwarzwald gearbeitet. Rüdiger Curth macht allerdings deutlich, dass er in der Gaststätte in Höpfigheim, die künftig Curth’s Melchior-Jäger-Stuben heißen soll, mehr als ein bloßes Restaurant sieht.

Das Lokal soll eine Art Anlaufstelle für Jung und Alt sein, ein Ort, an dem sich gesellschaftliches Leben abspielt und wo man sich auch mal nur ein Gläschen Wein oder Bier zu einem Snack gönnen kann. Deshalb schwebt der Familie gewissermaßen eine Zweiteilung der Gaststätte vor. Vorne bei der Theke darf es auch mal geselliger zugehen, kann sich ein Stammtisch treffen oder nur eine Kleinigkeit gegessen werden. Wer ganz in in Ruhe eine Mahlzeit zu sich nehmen will, der kann im Nebenraum einen Tisch bestellen, erklärt Rüdiger Curth – der übrigens, Corona hin, Corona her, gewaltiges Potenzial in dem Lokal erkennt. Das Einzugsgebiet sei groß, reiche bis nach Pleidelsheim, Murr und Mundelsheim. Zudem hat sich die Familie regelrecht in die Melchior-Jäger-Stuben verguckt. „Das ist einfach ein schönes Lokal mit einem tollen Außenbereich“, schwärmt Curth.

Eine Küche, die gut zu Höpfigheim passt

Der Gerlinger berichtet, dass die Familie schon lange damit geliebäugelt habe, ein Restaurant zu betreiben. Freunde aus Höpfigheim hätten dann eines Tages gesagt, dass es am Ort leider keine Gastronomie mehr gebe. Die Curths wurden hellhörig, machten sich ein Bild von den Melchior-Jäger-Stuben, hinterlegten bei der Stadt als Vermieterin ihr Interesse, präsentierten ihre Vorstellungen im Gemeinderat – und bekamen den Zuschlag. Dass die Küche in dem Restaurant nun bald wieder warm wird, freut auch Ortsvorsteher Roland Heck. „Ich bin zufrieden, dass sich jemand gefunden hat. Die Leute haben oft danach gefragt, wie es mit dem Lokal weitergeht. Das zeigt, dass das Bedürfnis nach einem Restaurant groß ist“, sagt Heck, der darauf hofft, dass die Corona-Lage eine baldige reguläre Öffnung zulässt. Das würde sich sicher auch der Rathauschef wünschen, der zudem davon ausgeht, dass das Angebot der Curths einen Nerv trifft. „Die Familie macht eine Küche, die gut nach Höpfigheim passt. Sie ist gut-bürgerlich, aber zeitgemäß und nicht angestaubt“, sagt Winterhalter.