Die Bauarbeiten sind schon in vollem Gang, Vorbehalte gibt es dennoch weiter. Foto: Werner Kuhnle

Für den Betrieb der neuen Anlage wird das Grundwasser angezapft. Insbesondere vonseiten der Landwirtschaft kam die Sorge auf, dass sich das nachteilig auf den Spiegel auswirken könnte.

Marbach - Die Netzstabilitätsanlage in Marbach befindet sich zwar schon mitten im Bau, das heißt aber nicht, dass das Millionen-Projekt nicht weiter vom einen oder anderen kritisch beäugt würde. Anfangs war beispielsweise nicht jeder damit einverstanden, dass bei der Anlage Öl verfeuert werden soll. Zuletzt ist allerdings ein anderer Aspekt rund um den Neubau in den Mittelpunkt gerückt: dass zum Betrieb des Kraftwerks Grundwasser entnommen werden soll. Insbesondere vonseiten der Landwirtschaft kam die Sorge auf, dass sich das nachteilig auf den Spiegel auswirken könnte.

Nur in Ausnahmefällen Entnahme

Die Marbacher Grünen-Stadträtin Barbara Eßlinger hatte sich in dem Zusammenhang dann auch bei der Stadtverwaltung erkundigt, was es mit den Brunnen auf sich hat. Bauamtsleiter Dieter Wanner erklärte daraufhin in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik, dass er in der Sache nachgehakt habe und im Energie- und Technologiepark tatsächlich drei Standorte mit je zwei Brunnen in bis zu 40 Meter Tiefe eingerichtet werden sollen. Das Grundwasser werde aber nur angezapft, wenn das Kraftwerk wirklich in Betrieb ist – was nur in Ausnahmefällen geschehen soll. Und laut Regierungspräsidium „werden die Bedenken vom Landratsamt nicht gesehen, die bisher formuliert worden sind“, erklärte Wanner.

Florian Hennies und Bastian Bluthardt, die beiden Projektleiter der Netzstabilitätsanlage, beteuern ebenfalls, dass der Eingriff unbedenklich sei. „Es gab natürlich im Vorfeld auch Versuche, die gezeigt haben, welche Mengen entnommen werden können und wie sich der Grundwasserspiegel dann senkt“, erläutert Hennies. Dabei habe man gesehen, dass das Level bei der für den Betrieb benötigten Literzahl konstant bleibe. „Der Absenktrichter ist nach kurzer Zeit stabil. Es strömt ausreichend Grundwasser nach. In Summe haben wir 140 Stunden gepumpt und kein weiteres Absinken des Grundwassers festgestellt“, ergänzt Bluthardt.

Neckar ist keine Alternative

Die Projektleiter betonen auch, dass man nicht aus Spaß an der Freude auf das Wasser aus den Brunnen zurückgreifen will. Der direkt vorbeifließende Neckar komme als alternativer Spender schlicht nicht infrage, konstatiert Hennies. Zum einen würden dadurch Flora und Fauna gefährdet, weil der Fluss im Sommer ohnehin schon einen „recht kritischen Zustand“ habe. Zum anderen reiche die Qualität nicht aus. „Wir müssten dann viele Chemikalien einsetzen, um das Wasser zu reinigen, was nicht im Sinne der Umwelt wäre“, sagt er. Da die Anlage nur selten laufen werde und damit auch das Wasser lange auf einen Einsatz warten muss, würde es unbehandelt veralgen, grün werden – und früher oder später das ganze System belasten. Das Nass aus den Brunnen könne indes mit weniger Aufwand aufbereitet und bereitgehalten werden.

Benötigt werde das Lebenselixier vor allem beim Verfeuern des Öls. Indem bei dem Prozess Wasser beigemischt wird, könnten die Stickstoffoxide reduziert und damit die Abgas-Grenzwerte eingehalten werden, erklärt Bastian Bluthardt. Darüber hinaus werde an heißen Tagen zusätzlich Wasser in die Ansaugluft gespritzt, um einen Kühleffekt zu erreichen, die Leistung der Turbine zu erhöhen und so die geforderten 300 Megawatt für die Anlage zu garantieren.

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