Monika Höhne (links), Leihgeberin aus Cuxhaven, der Vorsitzende des Tobias-Mayer-Vereins Armin Hüttermann und Jutta Müller vom Dithmarscher Landesmuseum. Foto: Werner Kuhnle

Eine Ausstellung im Marbacher Tobias-Mayer-Museum dokumentiert die eindrucksvolle Forschungsarbeit des Mayer-Schülers Carsten Niebuhr.

Marbach - Selbst wer sich nur wenige Minuten mit dem Leben von Carsten Niebuhr beschäftigt, kommt überraschend schnell ins Staunen. Unfassbar ist es deshalb für Armin Hüttermann, dass der berühmteste Schüler Tobias Mayers in Deutschland kaum bekannt ist. Der Vorsitzende des Tobias-Mayer-Vereins hofft darauf, dass sich dieser Sachverhalt mit der am Freitag gestarteten Ausstellung „Niebuhr. Mayers Schüler reist durch den Orient“ nachhaltig ändert. Denn schließlich hat Niebuhr noch vor Humboldt einen Teil der Welt bereist und diesen exakt vermessen.

Europaweites Staunen

„Das ist eines der sensationellen Ergebnisse dieser Reise“, erklärt Professor Hüttermann die Tatsache, dass Exponate wie etwa die Jemen-Karte oder die ebenfalls selbst erarbeitete Karte des Roten Meers die Ausstellung bestücken. „Letztere bot die Grundlage für die Engländer, kurze Zeit später den Suezkanal zu bauen. Dass sich die Kapitäne fortan eine Reise um Afrika sparten, geht also auf Niebuhr zurück“, so der Vorsitzende, der betont, dass dieser „das Vermessen von Mayer so perfekt gelernt habe, dass es europaweit Staunen erregt hat“.

„Ein wahres Starobjekt“

Auch Dr. Jutta Müller ist von Niebuhr, der im Zeitalter der Aufklärung damit begonnen hat, empirisch zu arbeiten, völlig begeistert: „Er ist weitaus weniger bekannt als Humboldt, hätte es aber verdient, herausgestellt zu werden“, sagt die Museumsleiterin des Dithmarscher Landesmuseums in Meldorf, jenem Ort, in dem Niebuhr seine zweite Lebenshälfte verbracht hat. Weil das Landesmuseum derzeit modernisiert wird, hat Müller gemeinsam mit ihrem Mann Michael diverse Original-Gegenstände der Expedition eigens nach Marbach gefahren. Darunter auch Niebuhrs Spiegeloktant samt Transportkasten. „Ein wahres Starobjekt“, wie Hüttermann sagt und erklärt, dass der Oktant bei einem Londoner Werkzeugmacher in Auftrag gegeben worden war, der für seine Präzision bekannt war.

Diese und andere Leihgaben sind nun bis Ende des Jahres in Marbach. Unter ihnen befindet sich auch die Originalinstruktion des dänischen Königs Friedrich IV, in dessen Auftrag Niebuhr gereist ist. Der Monarch hatte klare Vorstellungen davon, was die Teilnehmer der Expedition von 1761 bis 1767, die Niebuhr übrigens als Einziger überlebte, zu tun hatten und mitbringen sollten.

Objekte aus Cuxhavener Privatsammlung

Die schriftlich fixierten Anweisungen betrachtet Armin Hüttermann „als kleine Sensation“. Die Instruktion galt lange Zeit als verschollen und wurde erst 2011 bei einem Familientreffen mit den Nachfahren Niebuhrs als Dauerleihgabe an das Dithmarscher Museum übergeben. „Ein toller Moment für unser Haus“, freut sich Jutta Müller.

Die Marbacher Ausstellung hat aber noch ein anderes Seltenheitsmoment: Mit Objekten aus der Cuxhavener Privatsammlung von Monika Höhne sind weitere Kostbarkeiten zu sehen, etwa altcolorierte Kupferstiche von der Reise, Bücher oder auch beispielhafte Münzen.

INFORMATION

Café im Museumskeller
Am 25. Juli ist erstmals seit über einem Jahr das Café im Museumskeller von 13 bis 17 Uhr geöffnet.

Führung
Um 15 Uhr gibt es eine Führung durch die Ausstellung „Niebuhr. Mayers Schüler reist durch den Orient“.