Die Räte haben beschlossen, wie das Gebiet am Ortsrand beheizt werden soll. Foto: Archiv (Kuhnle)

Für das Neubaugebiet Keltergrund im Marbacher Teilort Rielingshausen ist eine innovative Energieversorgung geplant. Dafür muss aber zunächst ein Betreiber gefunden werden.

Der Keltergrund in Rielingshausen wird seit Langem das erste Neubaugebiet sein, dass die Stadt Marbach erschließt. Und dieses, so der Wunsch der Räte, sollte dann nicht nach Schema F, sondern über ein ultramodernes, umweltschonendes Netz auf Basis von Erdkollektoren mit Wärme versorgt werden. Die Frage war nur: wie lässt sich das zu welchen Konditionen und mit welchem Flächenbedarf realisieren? Die Antworten wurden nun im Ausschuss für Umwelt und Technik präsentiert – wo zugleich die weiteren Schritte festgezurrt wurden und quasi schon die Umsetzung in die Wege geleitet wurde.

Komplett einig war sich die Runde letztlich, dass in dem Areal ein kaltes Nahwärmenetz aufgespannt werden soll. Was das genau bedeutet, hatte zuvor Sascha Rieß erläutert, dessen Büro Cascad.e Netzwerk mit einer Machbarkeitsstudie betraut worden war. Demnach werden in einer Tiefe von rund eineinhalb Metern Kollektoren vergraben, die der Umwelt Wärme entziehen. Die Energie wird in die Gebäude geführt, auf dem Weg dorthin weiter Wärme aufgenommen. In den Häusern selbst wird die Temperatur via Wärmepumpe auf das benötigte Niveau angehoben. Weil die Gradzahlen gering sind, entstünden beim Transport keine Energieverluste, betonte Rieß. Im Sommer könne über das System sogar gekühlt werden. Dauerhaft umweltfreundlich sei dieses Modell sowieso.

Das wäre auch die Alternative gewesen, ein LowEx-Netz. Das Grundprinzip ist vergleichbar. Wiederum werden Module im Erdreich verbuddelt, die aus der Umgebung Energie aufnehmen. Dann allerdings wäre über vier zentrale Wärmepumpen die Betriebstemperatur hergestellt und die Wärme auf die Reise zu den Gebäuden geschickt worden – was Temperaturverluste zur Folge hätte. Ferner könnten die Häuser bei Hitze nicht gekühlt werden. Das Kollektorenfeld müsste zudem größer ausfallen, weil der Effekt wegfiele, dass das Leitungsnetz selbst noch Wärme aufnimmt.

All das führte am Ende dazu, dass der Ausschuss beschloss, das kalte Nahwärmenetz weiterzuverfolgen, auch wenn für die alternative Variante großzügigere Fördermittel in Aussicht gestanden hätten. Überdies sprach sich das Gremium dafür aus, einen Anschluss- und Benutzungszwang an das Netz für die Gebäudeeigentümer zu verhängen. Andernfalls, hatte Bürgermeister Jan Trost zuvor hervorgehoben, könne jeder auf die Technik seiner Wahl setzen und das Ganze rechne sich nicht mehr. Der Rathauschef machte zudem auf eine weitere Bedingung aufmerksam: Man müsse zunächst einen Betreiber finden. „Dazu laufen Gespräche mit den umliegenden Stadtwerken und der EnBW“, berichtete Trost. Die Kommune selbst könne das Zepter nicht selbst übernehmen, dazu fehle ihr das technische Know-how und die personellen Ressourcen.

Stadt braucht noch 2000 Quadratmeter an Fläche

Ein weiterer Knackpunkt ist die große Fläche, die für die Kollektoren benötigt wird, muss doch in dem Gebiet ein Gesamtwärmebedarf von fast 700 000 Kilowattstunden pro Jahr abgedeckt werden. „Im Augenblick fehlen uns 2000 Quadratmeter“, erklärte Bauamtsleiter Dieter Wanner. Insofern müsse die Stadt Grundstücke hinzukaufen oder sie werde mit einem Eigentümer handelseinig, der ein Areal verpachtet und eine Unterbauung gestattet. Theoretisch könnte die Lösung auch so aussehen, dass zusätzlich ein Luftrückkühlwerk gebaut wird. „Das spart auch etwas Investitionen, weil es weniger kostet als die Fläche des Kollektors, verursacht aber Geräusche“, sagte Sascha Rieß.

Der Planer hat auch Überlegungen zur Wirtschaftlichkeit angestellt. Demnach müssten in das Projekt rund 2,35 Millionen Euro investiert werden, die sich voraussichtlich nach 14 Jahren amortisiert hätten. Bei der Kalkulation war ein Marktpreis von 24 Cent je Kilowattstunde angesetzt worden.