Wildkatzen bewegen sich entlang bestimmter Landschaftsstrukturen. Foto: Thomas Stephan

Der BUND legt die Stellungnahme einer Fachstelle zum Baugebiet Am Krixenberg vor.

Oberstenfeld - Das Neubaugebiet Am Krixenberg am Südrand von Oberstenfeld würde den Wildkatzen-Korridor durch das obere Bottwartal erheblich beeinflussen „bis zum Verlust“. Zu dieser Einschätzung kommt die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) in Freiburg. Die Fachstelle ist vom BUND-Kreisverband Ludwigsburg angefragt worden. Dessen Vorsitzender Stefan Flaig hatte sich im November „extrem enttäuscht“ darüber geäußert, dass die Gemeinde neben dem Neubaugebiet Dürren IV nun auch noch ein zweites Baugebiet auf einer Fläche von 2,4 Hektar in einem Bereich errichten will, den der BUND als besonders sensibel für Wildkatzen ansieht.

Das Gutachten der FVA bestätigt die Einschätzung des BUND. Der überörtliche Korridor für Wildkatzen zwischen dem Schwäbisch-Fränkischen Wald und den Strombergen sei im dicht besiedelten Bottwartal zwischen Kleinbottwar und Oberstenfeld nur noch an zwei Stellen passierbar. „Beide Passagen müssen in ihrer Funktionalität erhalten bleiben, um ein Minimum der notwendigen Landschaftsdurchlässigkeit zu behalten.“

Die FVA spricht bei der 500 Meter breiten Passage zwischen Sauserhof und dem Südrand von Oberstenfeld von einem „Nadelöhr“ und einem „hochsensiblen Bereich“. Der aktuell bestehende Abstand von 300 Metern zum Oberstenfelder Siedlungsrand sei „bereits sehr gering“, doch seien wandernde Wildkatzen am Heuerbach noch nicht von störenden menschengemachten Einflüssen betroffen. Das Baugebiet Am Krixenberg würde jedoch die bereits schmale Verbindungsachse auf nur noch etwa 90 bis 150 Meter reduzieren. Wildkatzen würden eine solche Struktur erfahrungsgemäß nicht mehr nutzen. Spaziergänger, frei laufende Hunde und Katzen wirkten dem Korridor entgegen.

Der BUND-Kreisvorsitzende Stefan Flaig befürchtet jedoch, dass die Erkenntnisse der FVA nicht in das Anhörungsverfahren zum Baugebiet einfließen. „Wir haben die Stellungnahme leider erst erhalten, nachdem die Frist der frühzeitigen Beteiligung am 20. Dezember ablief“, sagt Flaig. Von der Oberstenfelder Verwaltung habe er bisher keine inhaltliche Stellungnahme bekommen, sondern lediglich den Hinweis, man werde die im Verfahren vorgebrachten Einwendungen im Bebauungsplanverfahren entsprechend „abhandeln“. Den ausdrücklichen Hinweis, die Gemeinde werde, „falls erforderlich“, „in eigener Verantwortung“ Stellungnahmen von Fachbehörden einholen, wertet Flaig als „formale Abwehrhaltung“. Er habe deshalb auch die untere Naturschutzbehörde im Landratsamt Ludwigsburg informiert.

Der Oberstenfelder Bürgermeister weist auf den Auftrag hin, den die Gemeinde zu erfüllen habe, indem sie Wohnraum Am Krixenberg schaffe. „Wir haben auf unserer Liste für beide Baugebiete fast 200 Interessenten, obwohl wir sie noch nicht beworben haben“, sagt er. Das Gebiet stehe schon lange im Flächennutzungsplan – jetzt sollen dort 51  Wohneinheiten entstehen. Der Bedarf sei gerade bei jungen Familien hoch, die sonst wegziehen müssten. Im laufenden Bebauungsplanverfahren würden alle Einwände, die im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung fristgerecht eingegangen seien, im Gemeinderat diskutiert. Darüber hinaus prüfe die Verwaltung, ob und inwieweit nicht mehr fristgerecht eingegangene Stellungnahmen berücksichtigt werden.

Die Stadt Großbottwar hatte sich – ebenfalls nicht fristgerecht – zum Landschaftsbild und zu eingeschränkten Entwicklungsmöglichkeiten landwirtschaftlicher Betriebe im Ortsteil Sauserhof kritisch geäußert (wir berichteten). Ob diese Stellungnahme im Verfahren berücksichtigt werde, werde man ebenfalls prüfen, so Markus Kleemann. Auf die Aussagen der Forschungsanstalt Baden-Württemberg über den Wildkatzenkorridor wollte der Bürgermeister im Gespräch mit dieser Zeitung nicht eingehen. Er deutete jedoch an, dass es auch andere Meinungen über die notwendige Breite von Wildkatzenkorridoren an der Stelle gebe.

Vonseiten des Landratsamtes war am Mittwoch keine Stellungnahme zu erhalten. Die zuständigen Mitarbeiter seien bei auswärtigen Terminen, hieß es.