Zu Friedhöfen müssen Bauwerke einen Mindestabstand einhalten. Foto: dpa/Jens Wolf

Die Steinheimer Räte haben ausnahmsweise ein Wohnhaus gleich neben dem Höpfigheimer Friedhof genehmigt – zum Unwillen der Grünen.

Steinheim - Manchmal werden Häuser nicht genehmigt, weil sie stilistisch zu sehr herausstechen und damit nicht ins Ortsbild passen, manchmal, weil der Antragsteller das Baufenster zu schamlos ignoriert. In der Hinsicht hatten die Steinheimer Räte im Ausschuss für Technik und Umwelt bei dem Projekt, das ihnen nun vorgelegt wurde, allerdings nichts zu beanstanden. Diskutiert wurde das Gesuch in der Gartenstraße im Teilort Höpfigheim aus einem ganz anderen, eher ungewöhnlichen Grund: nämlich wegen seiner Nähe zum Friedhof.

Kein Problem stellt dabei das geplante Einfamilienhaus an sich dar, wie Bauamtsleiter Frank Fussenegger hervorhob. Allerdings hätten eine zugehörige Doppelgarage sowie ein Fahrzeugunterstand einen Abstand von lediglich fünf Metern zur Grundstücksgrenze – an der unmittelbar der Friedhof beginnt. Und das sei eigentlich zu wenig. Laut Bestattungsgesetz müssten Gebäude, die nicht in direktem Zusammenhang mit dem Gottesacker stehen, mindestens zehn Meter entfernt errichtet werden.

Es gibt ein Hintertürchen

Der Bauamtsleiter machte aber auch klar, dass es ein Hintertürchen gibt: Wenn Ruhe und Würde des Friedhofs nicht wesentlich beeinträchtigt werden, könne eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden. Fussenegger geht davon aus, dass dies im vorliegenden Fall der Fall ist.

Denn der Bauherr wolle nach eigenen Angaben den Unterstand, der vor allem Stein des Anstoßes sein könnte, lediglich für Weinzuber, Fahrräder, Werkzeug, Mülltonnen und Anhänger nutzen. Davon abgesehen sei die Garage bereits 2009 in einer Voranfrage bewilligt worden, damals mit einem geringeren Abstand von sogar lediglich vier Metern. „Aus diesem Grund befürwortet die Verwaltung auch hier eine Ausnahme“, erklärte Fussenegger hier den Beschlussvorschlag.

Zudem existiere in der Gartenstraße bereits ein weiteres Gebäude, dass nur 2,56 Meter vom Friedhofsgelände entfernt entstanden sei. Vor dem Unterstand werde auch noch ein Tor angebracht, sagte Fussenegger und wollte damit deutlich machen, dass sich vom Friedhof aus ein geordnetes, pietätvolles Bild ergeben wird.

Grüne sind mit dem Projekt nicht einverstanden

Gleichwohl sperrten sich die Grünen dagegen, ihr Plazet zu geben. „Wir finden das Bauvorhaben problematisch“, betonte Fraktionschef Rainer Breimaier. Die Bedenken hingen mit der Unterschreitung des Mindestabstands zusammen. Die Perspektive, dass Fahrräder, Werkzeuge oder Mülltonnen abgestellt werden sollen, spreche dafür, dass es hier doch quirliger zugehen wird, weil man Dinge bewegt.

Roland Heck von den Freien Wähler schätzte die Lage anders ein und konnte mit der Verwaltung mitgehen. „Wenn man jetzt Mülleimer und solche Dinge anspricht, muss man wissen, dass die Friedhofsmauer auf der Seite so hoch ist, dass sie wahrscheinlich schon die Traufhöhe von der Garage hat“, erklärte der Höpfigheimer Ortsvorsteher. Insofern sei optisch keine Beeinträchtigung zu erwarten. Der Rest des Gremiums mit Ausnahme von Rainer Breimaier und Fraktionskollegin Petra Schubert teilte diese Einschätzung und stimmte dem Antrag zu.