Bereits 2016 war der Bau anvisiert und dann doch wieder verworfen worden – hinter dem S-Bahnhof in Erdmannhausen entsteht von Herbst an ein Asylheim. Foto: Archiv (Sandra Brock)

Der Landkreis baut in Erdmannhausen ein zweigeschossiges Gebäude mit 14 Apartments. Baubeginn ist im November.

Nahe des Erdmannhäuser Bahnhofs wird nun doch noch eine Flüchtlingsunterkunft entstehen. Das Projekt war vor sechs Jahren geplant und dann auf Eis gelegt worden, da die Zahlen der Geflüchteten zurückgingen. Nun wurden die Pläne wieder aus der Schublade gezogen. „Wegen steigender Flüchtlingszugangszahlen plant der Landkreis Ludwigsburg den Neubau einer Gemeinschaftsunterkunft für die vorläufige Unterbringung von Asylbewerbern in der Nähe des Bahnhofs in Erdmannhausen“, heißt es in einer Pressemitteilung vom Freitagmittag.

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Geplant ist auf dem Gelände der Bahnhofstraße 69 ein zweigeschossiges Gebäude, das in Modulbauweise erstellt werden soll. Es besteht aus insgesamt 14 Wohneinheiten, die als Apartments genutzt werden können, sodass dort auch Familien unterkommen können. Entstehen sollen zehn Achter-Apartments und vier Viererapartments. Somit könnten insgesamt 96 Menschen in dem Gebäude unterkommen.

„Durch die Apartmentlösungen gehen wir aber davon aus, dass wir eher keine Vollbesetzung haben werden“, so der Erdmannhäuser Bürgermeister Marcus Kohler auf Nachfrage. Schließlich sei nicht jede Familie achtköpfig. So werde es wohl am Ende auf rund 80 Personen hinauslaufen, schätzt er. Zu den 14 Wohneinheiten kommen ein Gemeinschaftsraum für Freizeitaktivitäten und Sprachkurse, Büroräume für Hausmeister und Sozialdienst, Krankenzimmer, Lager und Waschraum.

Sitzgelegenheiten und Spielgeräte für draußen gewünscht

Seitens der Gemeinde Erdmannhausen wünscht man sich zudem, dass das Landratsamt auch den Außenbereich des Geländes entsprechend gestaltet. Der Bürgermeister Marcus Kohler hatte die Gemeinderäte in nichtöffentlicher Sitzung am Donnerstagabend über die Pläne der Kreisbehörde informiert. In diesem Zuge seien Sitzgelegenheiten, Spielgeräte und ein Grillplatz für draußen angeregt worden, berichtet er. Das werde man ans Landratsamt weitergeben.

Bereits im Jahr 2016 war auf dem von privater Seite gepachteten Grundstück der Neubau einer Asylbewerberunterkunft für 200 Menschen geplant. Einen guten Monat nach Bekanntwerden des Vorhabens hieß es dann aber, dass es doch nicht verwirklicht werden würde. „Nun ist es aber aufgrund steigender Asylbewerberzugangszahlen seit Herbst 2021 und dem Auslaufen von Mietverträgen bestehender Unterkünfte in den nächsten Jahren notwendig geworden“, so Kohler. „Die aktuellen Entwicklungen in der Ukraine machen deutlich, wie erforderlich und dringlich dieser Neubau für den Landkreis ist. Die Aufnahme und Integration von Flüchtlingen stellt eine große Herausforderung für alle dar. Dieser Aufgabe müssen und werden wir uns weiterhin in Erdmannhausen stellen.“

Die Integrationsarbeit unterstützen

Da es sich um ein Projekt des Kreishauses handle, habe man aus Erdmannhäuser Sicht wenig beizutragen – außer, die Integrationsarbeit zu unterstützen. „Wir werden uns auch entsprechend vorbereiten, was die Kindergarten- und Schulplätze angeht“so der Rathauschef. „Allerdings müssen wir auf Sicht fahren, weil wir Genaueres erst wissen, wenn die Menschen da sind.“ Es ist die erste Unterkunft für Geflüchtete, die in Erdmannhausen gebaut wird. Anders als viele umliegenden Kommunen hatte es die Brezelgemeinde immer geschafft, die ihnen zugewiesenen Menschen dezentral unterzubringen. „Damit haben wir bei der Integration sehr gute Erfahrungen gemacht“, betont Kohler.

Der Baubeginn ist für November 2022 terminiert, die Bauzeit beträgt voraussichtlich neun Monate. Am Donnerstag, 5. Mai, findet um 18.30 Uhr eine Bürgerinformationsveranstaltung zu diesem Thema im Foyer des Rathauses in Erdmannhausen statt.

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