Die Initiatoren und Beteiligten des Projekts setzen auf weitere Landwirte, die solche Blühbrachen wir hier in Steinheim anlegen. Foto: Werner Kuhnle

Ein neues Projekt soll die Vielfalt der Arten fördern. Die Resonanz darauf in Steinheim ist gut. Nun hofft man, dass das Engagement weitere Kreise zieht und sich Nachahmer finden.

Steinheim - Ungewohnter Anblick auf den Feldern beim Gewerbegebiet Kreuzwegäcker in Steinheim: Zwischen all dem Getreide befinden sich hektargroße Parzellen, auf denen meterhoch Blumen blühen und über denen sich majestätisch Hunderte Sonnenblumen hervortun. Ein Paradies nicht nur für Insekten, sondern auch für Niederwild und Bodenbrüter wie die Feldlerche und das Rebhuhn – weshalb diese Flächen auch geschaffen wurden. Der Hintergrund: Landesweit animiert das 2016 gestartete Projekt „Allianz für Niederwild“ Landwirte dazu, Felder umzuwidmen und solche Blühbrachen anzulegen. 2018 schwappte die Initiative durch den im Kreis Ludwigsburg aktiven Landschaftserhaltungsverband (LEV) auch nach Steinheim über – wo es nun 4,6 Hektar solcher Flächen gibt.

Zu verdanken ist das einem „grünen runden Tisch“, der im Rathaus Ende 2018 erstmals zusammenkam, unter anderem mit Bürgermeister Thomas Winterhalter, Vertretern des LEV, der Landwirtschaft und der Jäger. Mit dabei: Landwirt Fritz Thumm, der daraufhin die Blühbrachen anlegte. Er gesteht, den Boden „schweren Herzens“ umgewidmet zu haben, ihm sei aber wichtig, die Insektenvielfalt zu erhalten und auf seinen Feldern möglichst wenig zu spritzen und zu düngen. Und durch vorherige vergleichbare Maßnahmen habe er schon festgestellt, dass viel mehr Humus in den Boden komme, was sich zum Beispiel positiv auf anschließenden Maisanbau auswirke. Als Ausgleich für die Teilnahme erhält er durch die Landschaftspflegerichtlinie (LPR) pro Jahr 1080 Euro pro Hektar. Das ist möglich, wo bei einer Kartierung im Jahr 2001 eine hohe oder mittlere Bedeutung für Rebhühner festgestellt wurde – wie eben in Steinheim.

Die Krux: Für die Förderung braucht es nicht nur eine mindestens zwölf Meter breite Fläche, sondern guten Boden ohne nahe Bäume. Der Landwirt kann also kein weniger attraktives Land verwenden. Er muss an die Filetstücke ran. Doch durch den finanziellen Ausgleich ist dies zu verkraften – abhängig davon, wo der Preis für Weizen und Co. steht. Die Teilnahme am Programm ist auf fünf Jahre festgelegt. Im Kreis sind bislang zwölf Landwirte auf den Zug aufgesprungen, die 25 Blühbrachen kommen auf 16,4 Hektar. „Dass es so gut angelaufen ist, ist ein Erfolg. Das reicht aber lange nicht aus“, sagt Dirk Hadtstein, LEV-Geschäftsführer im Kreis, der mit Eberhard Zucker vom Bauernverband Heilbronn-Ludwigsburg und Peter Ulmer von der Kreisjägervereinigung überlegt hatte, wie das Projekt „Allianz für Niederwild“ auf die lokale Ebene heruntergebrochen werden kann. Was dann ins Projekt „Lebensraumaufwertung für Rebhuhn, Feldhase und Co.“ mündete.

Ziel ist es nun, den Rebhuhn-Bestand zu steigern. Der ging stark zurück, da den Vögeln intensivierte Landwirtschaft und der Verlust von Kleinstrukturen auf den Feldern den Lebensraum nahm. Bei einer Zählung im März wurde ersichtlich, dass bei Steinheim mindestens sieben Rebhühner leben. Das sogenannte Rebhuhnmonitoring der Wildforschungsstelle Baden-Württemberg, die einmal jährlich zählt, wird die Entwicklung dokumentieren.

Um Erfolge zu erzielen, ist die Hoffnung, dass weitere Landwirte mitmachen. Auch wer außerhalb des Gebiets mit einer Bedeutung für Rebhühner Flächen besitzt, wird gefördert. „Es wäre doch schön, wenn wir mal den Slogan hätten: Das Bottwartal blüht“, sagt Volker Schiele von der Jägerschaft im Bottwartal. Auch Hundehalter können ihren Beitrag leisten: Sie werden gebeten, die Hunde nicht in die blühenden Parzellen rennen zu lassen.

Von einem gelungenen Projekt spricht Bürgermeister Winterhalter – nicht nur weil am runden Tisch miteinander gesprochen wurde, statt sonst möglicherweise übereinander. Es sei auch bereits eine „beeindruckende Fläche“ entstanden. Man darf also gespannt sein, ob weitere Landwirte hinzukommen und welche Effekte das Monitoring festhalten wird.