Die Streuobstwiesen in der Eichhälde haben einen hohen ökologischen Wert. Foto: Stadt Steinheim

Der Landschaftserhaltungsverband Kreis Ludwigsburg wollte herausfinden, wie sich der Bestand an Streuobstwiesen perspektivisch sichern lässt. Eine Fläche in Kleinbottwar nimmt dabei eine Schlüsselrolle ein.

Steinheim - Streuobstwiesen sind wertvolle Naturoasen. Hier tummeln sich unzählige größere und kleine Lebewesen. Der BUND Baden-Württemberg nennt sie sogar Hotspots der Biodiversität, spricht von 5000 Arten, die man in diesen Refugien antreffen könne. Allerdings droht dieses ökologische Erbe langsam zu verschwinden. Die Eigentümer möchten oder können sich oft nicht mehr adäquat um Bäume und Bewuchs kümmern, manchmal wird auch eine komplett andere Nutzung angestrebt. Vor dem Hintergrund hat der Landschaftserhaltungsverband (LEV) Landkreis Ludwigsburg nun modellhaft mit der Stadt Steinheim ein Maßnahmepaket entwickeln lassen, das den dauerhaften Bestand der Flächen sichern soll.

Ökologisch bedeutsame Fläche

Die Wahl für das Pilotprojekt fiel auf die Streuobstflächen rund um die Kleinbottwarer Eichhälde. „Wir wollen hier Erfahrungen für künftige Streuobstkonzepte im ganzen Landkreis sammeln“, erklärte LEV-Geschäftsführer Dirk Hadtstein am Dienstag im Gemeinderat der Urmenschstadt. Dass man ausgerechnet dieses Gebiet zwischen dem Ortsrand von Kleinbottwar und dem Wald am Forsthof untersuchen ließ, ist natürlich kein Zufall. Es handelt sich um eine ökologisch besonders bedeutsame Fläche, hob Biologin Franziska Langenholt hervor, die mit der Erstellung des Konzepts beauftragt worden war. Die Areale auf den rund 27 Hektar würden überwiegend gut gepflegt. Der Fachfrau sind aber auch Probleme aufgefallen. So dominierten alte Hochstämme mit Höhlen und Totholz. „Das ist sehr gut für die Ökologie und die Biodiversität, aber es fehlen einfach die mittelalten und jungen Hochstämme“, konstatierte sie. Sterben also die betagten Bäume einmal ab, fehlt es an gleichwertigem Ersatz. Ein anderes Manko aus Sicht der Biologin ist die zu hohe Dichte an Bäumen. Das erschwere die Pflege der Flächen. Zudem werde der Untergrund verschattet, worunter dann die Artenvielfalt leide. Stellenweise werde überdies zu früh und zu häufig gemäht.

Alte Bäume lange erhalten

Um gegenzusteuern, schlug Langenholt unter anderem vor, mehr Luft zwischen den Bäumen zu lassen, also auch Gewächse zu entnehmen. Vorteilhaft wären zudem Neupflanzungen, insbesondere von hochstämmigen Sorten. Die alten Bäume aus diesem Segment sollten so lange wie möglich erhalten werden, indem man sie zum Beispiel abstützt. Die Biologin erklärte, dass man dieses Maßnahmenbündel natürlich nicht von jetzt auf nachher umsetzen könne. Es gehe um einen Zeitraum von zehn, 20, vielleicht sogar 30 Jahren. Langenholt betonte allerdings auch, dass die Stadt von dem Einsatz für die Streuobstwiesen profitieren kann. Solche Naturprojekte könne man auf dem Ökokonto gutschreiben lassen – und dann abbuchen, wenn man einen Ausgleich für eine Bodenversiegelung braucht. Theoretisch könnten sich auch andere Kommunen Ökopunkte in Steinheim kaufen. Timo Renz von den Freien Wählern war aber wichtig, ein solches Geschäft nicht ohne Rücksprache mit den Räten anzubahnen. Bürgermeister Thomas Winterhalter sicherte zu, dass die Verwaltung mit einem derartigen Fall im Gremium aufschlagen würde.

Private Eigentümer müssen mit ins Boot

Annette Grimm von der SPD fragte sich allerdings, wie die privaten Besitzer der Wiesen zu all den Ideen stehen. Denn in deren Händen liege ja die Pflege vieler Grundstücke. Rainer Breimaier von den Grünen erkundigte sich zudem, ob im Haushalt Mittel eingestellt seien, um den Eigentümern finanziell unter die Arme greifen zu können. Franziska Langenholt erklärte, dass man zunächst ein Konzept habe erstellen wollen. Wenn es an die Umsetzung geht, müsse man auf die privaten Stücklesbesitzer zugehen. Euros für einzelne Maßnahmen seien im Etat nicht eingestellt, ergänzte Thomas Winterhalter. Im aktuellen Stadium könne man noch nicht sagen, was die jeweiligen Projekte genau kosten würden. Es gebe aber durchaus Fördermöglichkeiten für Bürger, zum Beispiel für den Baumschnitt, betonte Dirk Hadtstein vom LEV. Wichtig sei auf jeden Fall, die privaten Eigentümer mit ins Boot zu holen, mahnte Jürgen Weis von der CDU an. Wenn der Maßnahmenkatalog genauer ausgearbeitet ist, solle man eine Infoveranstaltung machen, „um das Thema breit darzustellen, und dann auf die einzelnen Besitzer zugehen“.