Die Freien Wähler können sich vorstellen, dass das Urmenschmuseum von dem Namenszusatz profitieren würde. Foto: /(avanti)

Die Freien Wähler haben beantragt, dass sich die Stadt Steinheim darum bewirbt, offiziell den Namenszusatz Urmenschstadt tragen zu dürfen. Doch der Bürgermeister reagiert reserviert auf den Vorstoß.

Steinheim/Erdmannhausen - Die Stimmungslage im Marbacher Gemeinderat war klar: Ohne Diskussion und einstimmig beschloss das Gremium jetzt, sich beim Innenministerium darum zu bewerben, sich künftig offiziell mit dem Namenszusatz Schillerstadt schmücken zu dürfen. Ein Ziel, auf das man schon lange hinarbeitet und das nun zum Greifen nahe scheint, da der Gesetzgeber die Hürden für das Tragen solcher Bezeichnungen gesenkt hat.

Die Entwicklung in Marbach haben auch Timo Renz und Michael Bokelmann von den Freien Wählern in Steinheim aufmerksam verfolgt – und kamen beide auf dieselbe Idee: Lasst uns das doch auch für unsere Heimatkommune ins Auge fassen und uns um den Zusatz Urmenschstadt bemühen. Bokelmann hat den Gedanken letztlich in einen Antrag gegossen, der am Dienstag im Gemeinderat behandelt wird.

Man darf gespannt sein, ob dann der Rückhalt im Gremium genauso uneingeschränkt groß sein wird wie bei den Kollegen in Marbach. Bürgermeister Thomas Winterhalter reagiert jedenfalls alles andere als enthusiastisch auf den Vorstoß. „Wir haben gerade viele grundsätzliche Themen zu behandeln. Und so etwas lässt sich sicher auch nicht nebenher machen“, erklärt er und erinnert an die angespannte personelle Situation im Rathaus. Den Rathauschef treiben aber auch prinzipielle Zweifel um. Er gibt zu bedenken, dass man Steinheim nicht nur mit dem Urmenschen verbinde. Ein zweites Aushängeschild sei der Steppenelefant, mit dem ja auch schon geworben werde. Insofern müsse man sich eigentlich zunächst darauf verständigen, welcher Zusatztitel der passende für Steinheim sei. Davon abgesehen fragt sich Winterhalter, inwieweit es sinnvoll wäre, nun den Urmenschen so in den Fokus zu rücken, wo das zugehörige Museum noch nicht modernisiert ist.

Die Freien Wähler denken hingegen, dass das eine vielleicht beim anderen helfen könnte: sich also zum Beispiel die Chancen auf Zuschüsse für ein Herausputzen des Museums erhöhen, wenn Urmenschstadt zum offiziellen Beinamen geworden ist, wie Fraktionschef Timo Renz erläutert. Das könne der Einrichtung womöglich frischen Schwung verleihen. Zudem sei Steinheim mit den urzeitlichen Entdeckungen ein geschichtsträchtiger Ort, der Homo Steinheimensis trage seinen Fundort sogar im Namen. Dass die Verwaltung am Limit arbeite, sei ihm bewusst. Deshalb würde man nicht darauf pochen, den Antrag beim Innenministerium bei einen positiven Votum im Gemeinderat ad hoc zu stellen. Er persönlich könne sich vorstellen, dass man sich darum erst im Herbst kümmert, sagt Renz.

Überhaupt nicht auf der Agenda steht das Thema Namenszusatz derzeit in Großbottwar – obwohl hier die Bezeichnung Storchenstadt vielen schon in Fleisch und Blut übergegangen ist. Diesen Titel aber auch offiziell zu beantragen, dazu gebe es momentan keine ihm bekannten Überlegungen und Bestrebungen, sagt Bürgermeister Ralf Zimmermann. Der Rathauschef weist zudem darauf hin, dass auf dem Briefkopf ein ganz anderes Label prangt: Historischer Weinort im Bottwartal. Zimmermann will für die Zukunft allerdings auch nichts ausschließen. Er erinnert an den Stadtentwicklungsprozess, den man forciere und in dem unter Einbeziehung der Bürger erörtert wird, wo der Weg hinführen soll, was wichtig ist und welche Prioritäten man setzen möchte. „Es wäre denkbar, in dem Rahmen über einen Namenszusatz nachzudenken“, sagt Ralf Zimmermann.

Völlig ausschließen möchte auch sein Erdmannhäuser Amtskollege Marcus Kohler nicht, dass seine Kommune irgendwann den Arm hebt und sich um den ergänzenden Titel „Brezelgemeinde“ bewirbt. „Aber ich denke, wenn das gewünscht wird, sollte es aus den Reihen der Bürger kommen“, betont er. Davon abgesehen sei die Tradition, die Marbach mit Schiller verbindet, auch deutlich älter als die Verknüpfung der Brezel mit Erdmannhausen. „Als offiziellen Zusatz kann ich mir das Stand jetzt also nicht vorstellen, als Werbezusatz schon“, fasst Kohler zusammen.

Ähnlich schätzt Vanessa Gruber die Situation ein. Die Erdmannhäuser CDU-Rätin hat zwar auf Facebook eine Lanze für die Bezeichnung Brezelgemeinde gebrochen – aber eher mit einem Augenzwinkern. Auch sie findet, dass der Impuls dafür von der Bürgerschaft ausgehen müsste. Ihre Fraktion werde folglich keinen entsprechenden Antrag stellen. Grundsätzlich findet Gruber die Möglichkeit charmant, über solche Titel bestimmte Seiten einer Gemeinde hervorzuheben.