Marco Rose und Florian Neuhaus sind zwei Garanten des Gladbacher Höhenflugs – wie lange noch? Foto: AFP/Wolfgang Rattay

Der nächste Gegner des VfB Stuttgart muss die Abgänge von Trainer Marco Rose und weiteren Leistungsträgern befürchten. Gladbachs Manager Max Eberl kämpft gegen diese unerwünschte Begleiterscheinung des aktuellen Erfolgs – die Borussia will weiter nach oben.

Stuttgart - Max Eberl wird an diesem Samstag, wenn überhaupt, wieder nur aus der Ferne grüßen. Wenn von 18.30 Uhr an der Ball rollt und seine Borussia aus Mönchengladbach beim VfB Stuttgart zum vorletzten Spiel der Bundesliga-Hinrunde antritt, dann ist Eberl nicht da. Dem Vernehmen nach soll sich der Sportdirektor der Borussia seit zwei Wochen irgendwo in den Bergen aufhalten – doch man kann beruhigt sein. Denn der Mann ist weder verschollen, noch ist er auf der Flucht. Er hat dem Fußball nicht abgeschworen und ist auch nicht unter die Bergführer gegangen. Max Eberl will auch keine Almhütte eröffnen.

Max Eberl gönnt sich eine schöpferische Pause

Nein, der Mann ist nur ein exzellenter Verhandler – er ließ sich im Dezember bei seiner Vertragsverlängerung bis 2026 zusichern, im Januar trotz des laufenden Betriebs vier Wochen Urlaub machen zu dürfen. Seit dem 1. Januar also „fehlt uns der Max“, wie das Gladbachs Trainer Marco Rose ausdrückt.

Im Neuerholungsdeutsch macht Eberl einen Sabbatmonat, und da hat Eberl nun beim Gladbacher Gastspiel in Stuttgart Sabbathalbzeit bei seiner bis Ende Januar andauernden schöpferischen Pause. Immerhin: Eberl und Rose sind nach den Angaben des Trainers „in ständigem Austausch“. Gut möglich ist es, dass es dabei um die Zukunft des Coachs geht, der nach den jüngsten Gladbacher Erfolgen scherzte, dass der Max ruhig noch ein bisschen wegbleiben könne, da es ohne ihn ja gut laufe.

Erfolg weckt Begehrlichkeiten bei der Konkurrenz

Max Eberl dagegen würde wohl selbst im Scherz nie sagen, dass der Marco wegbleiben könnte – weil Eberl den Marco unbedingt halten will. Der Erfolg weckt Begehrlichkeiten bei der Konkurrenz, das ist das Los von Eberl und seiner Borussia. Sein Trainer Rose war ja schon begehrt, als er von 2017 bis 2019 als Chefcoach mit Red Bull Salzburg durchstartete, der Coach entschied sich dann 2019 für Mönchengladbach, wo er nun bis ins Achtelfinale der Champions League kam: mit Vollgasfußball, den schnellen, steilen Pässen nach vorne und diesem austariertem Pressing aus der Red-Bull-Schule. Jetzt sucht Borussia Dortmund einen neuen Trainer für den Sommer – und Rose soll die Nummer eins auf der Liste sein.

Weil sie bei der schwarz-gelben Borussia Sehnsucht haben nach einem Typen, der Emotionen vorlebt und das spielen lässt, was die schwarz-grün-weiße Borussia aus Mönchengladbach spielt: volle Offensivpower. Rose selbst könne sich einen Wechsel nach Dortmund laut den „Ruhr Nachrichten“ gut vorstellen, der Coach soll eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag (bis 2022) haben.

Nutzt Neuhaus eine Ausstiegsklausel und geht zu den Bayern?

Gut möglich ist es also, dass Eberl und Borussia Mönchengladbach bald unter dem Fluch ihrer guten Taten leiden, weil ihre Hauptfiguren sich interessant gemacht haben für die Topclubs – und das auch auf Spielerseite. So hat Mittelfeldmann Florian Neuhaus (23) nach beeindruckenden Auftritten in Bundesliga, Champions League und im DFB-Dress das Interesse des FC Bayern geweckt. In seinem bis 2024 laufenden Vertrag soll es eine Ausstiegsklausel geben, die bei angeblich rund 40 Millionen Euro liegt.

Auch Neuhaus, geboren im bayerischen Landsberg am Lech, soll einem Wechsel nicht abgeneigt sein, offenbar will er den berühmten nächsten Schritt machen – und brächte damit wohl den Mann auf 180, der derzeit in den Bergen die Ruhe sucht. „Ich frage mich manchmal: Was wollen wir“, sagte Max Eberl noch vor dem Antritt seines Januarurlaubs zu den Gerüchten über Neuhaus und redete sich dann ein bisschen in Rage: „Wir alle wünschen uns auf der einen Seite einen Wettbewerb, in dem auch mal andere Vereine Meister werden können. Aber auf der anderen Seite werden diese Spieler dann wieder zu diesem Verein geschrieben. Warum nicht einfach mal sagen: ‚Hey, geil! In Gladbach entwickelt sich was.‘ Wieso soll ein Florian Neuhaus nicht bei uns bleiben?“

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Eberl wusste da schon längst, dass Neuhaus nicht der einzige Gladbacher Profi ist, der bei diversen Topclubs auf dem Zettel steht. Denn bei Innenverteidiger Nico Elvedi und dem Mittelfeldmann Denis Zakaria verhält sich das so, bei den Stürmern Marcus Thuram und Alassane Plea könnte es sich schnell dahin entwickeln. Eberl weiß, dass das noch immer zum Geschäft gehört und dass das auch eine Auszeichnung ist für die exzellente Arbeit des Clubs – einerseits.

Die Borussia will weiter wachsen

Eberl aber will nach dem konstanten, fast linearen Aufstieg seines Vereins und diesem gesunden und organischen Wachstum bald an den Punkt kommen, bei dem seine Topkräfte nicht mehr automatisch bei der ersten Gelegenheit zu den Bayerns oder Dortmunds wechseln. Sondern dahin, dass sie in Gladbach bleiben, weil sie merken, dass dieser Club noch weiter wachsen kann.

Mittelfeldspieler Christoph Kramer sieht die Borussia sogar schon jetzt an diesem entscheidenden Punkt: „Ich denke, man muss Gladbach nicht mehr verlassen, um den nächsten oder auch den übernächsten Schritt zu machen“, sagt er, denn: „Hier ist richtig was entstanden.“