Nico Fritz hat seine Eltern und Großeltern von seinem Projekt überzeugt: Er kennt sich mit Hühnern aus und kümmert sich seit sechs Jahren um deren Haltung. Foto: Oliver von Schaewen

Der 16-jährige Nico Fritz bringt seinen Kunden im Ort die Ware ins Haus.

Winzerhausen - Gute Eier erkennt Nico Fritz an der „knalligen“ Farbe des Dotters – und ein sattes Orangegelb haben so gut wie alle Eier, die seine Hühner bisher gelegt haben. Denn der 16-Jährige aus Winzerhausen geht gewissenhaft und fachkundig mit seinen derzeit 25 Tieren um, die er auch an diesem Nachmittag aus dem kleinen Stall herauslässt, um sie zu füttern. „Es ist besser, den Hahn niemals im Rücken haben“, warnt der junge Mann, während die Hühnerherde pickend über die Körner aus der Weizen-Hafer-Mischung herfällt. Tatsächlich scheint der auf und ab stolzierende Gockel unter dem Eindruck fremder Gäste unter erhöhter Alarmbereitschaft zu stehen.

Chef seines Stalles ist Nico Fritz, seitdem er seine Eltern vor sechs Jahren als Zehnjähriger von seinem Projekt überzeugte. Einer seiner beiden Großväter hatte früher als Landwirt schon Hühner gehalten, ein Schlepper für den Futtertransport war ebenso vorhanden wie der Stall im Garten des elterlichen Anwesens. Der Deal mit seinen Eltern lautete: „Ich kaufe selbst Hühner und das Futter, kümmere mich um alles – die Eltern kaufen mir die Eier ab.“ Der Jungunternehmer Nico Fritz war geboren. Inzwischen kaufen nicht nur Vater und Mutter, sondern auch ein Kundenkreis aus Verwandten, Nachbarn und Freunden die Eier aus seiner Haltung ab.

Sorgen, dass er auf den 20 Eiern pro Tag sitzen bleibt, braucht sich Nico Fritz nicht zu machen. „Bisher konnte jedes Ei verkauft werden“, erzählt er. Sogar eine Warteliste gibt es, falls Stammkunden mal in Urlaub fahren. Um die Ausfahrt kümmert sich der Neuntklässler des Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasiums selbst. An jedem Wochentag beliefert er drei bis vier Haushalte in Winzerhausen – und wenn die Familie am Freitag die Oma in Großbottwar besucht, werden auch in der nahen Storchenstadt die Eier für vier Familien abgegeben. Reich werde er dabei nicht, erklärt der 16-Jährige auf Nachfrage, „aber ich kann mir ein kleines Taschengeld erwirtschaften“.

Der Jungunternehmer hat schon früh begriffen, dass er gut rechnen muss. „Ich führe in meinem Computer genau Buch“, erzählt er. Im Winter hält er rund 25 Hühner, im Sommer 50, da er in der warmen Jahreszeit immer auch die zweite nachwachsende Generation hält. Sie löst die Vorgänger ab, die geschlachtet und zu Suppenhühnern verarbeitet werden. Die doppelte Hühnerhaltung im Sommer lässt die tägliche Eierproduktion in dieser Zeit auf 30 bis 40  Stück anwachsen. Wichtig sind Nico Fritz aber nicht hohe Absatzzahlen, sondern eine artgerechte Tierhaltung und die Qualität der Eier. Von seinen Gewinnen hat er einen mobilen Zaun gekauft, damit die Hühner noch mehr Auslauf bekommen. „Sie sollen in der warmen Jahreszeit auf einer Wiese laufen können, wo besonders viel frisches Gras wächst.“ Neue Hühner kauft Nico Fritz meistens in einer Geflügelaufzucht im Aspacher Ortsteil Altersberg. Das Futter dort sei ohne Tier- oder Fischmehl und ohne Antibiotika und Hormone, was verbraucherfreundlich sei.

Das Wissen um die Hühnerhaltung hat sich Nico Fritz mit Fachliteratur angelesen. „Das ist von Profis geschrieben – im Internet steht auch viel, aber nicht jede Behauptung stimmt.“ Tauchen Fragen auf, kann er sich auf einen seiner Großväter verlassen, während ihn der andere Opa bei IT-Problemen berät. Der junge Unternehmer verfügt also über ein Netzwerk mit kompetenten Beratern.

Sich helfen zu lassen, hat Nico Fritz auch gelernt: Wenn er um 5.45 Uhr aufsteht, um gegen 6.30 Uhr den Bus nach Marbach zu nehmen, reicht die Zeit nicht, um die Hühner herauszulassen. Das erledigt dann sein Vater für ihn. Dafür packt Nico vor allem am Samstag an. Er mistet dann den Stall und kümmert sich um alles, was rund um die Hühner anfällt. Außerdem baut er Gemüse an: Auf zwei Beeten mit 60 Quadratmetern wachsen Kartoffeln, Zucchini, Möhren und Co. – damit der Schüler nicht unnötig Zeit verliert, hat er für ein Bewässerungssystem gesorgt, gespeist ausschließlich mit Regenwasser aus einem 1500 Liter fassenden Auffangbehälter. Auch seine Felderzeugnisse bringt er in Winzerhausen bei seinen Auslieferungen an den Mann – dafür arbeitet er mit einem Gemüsehändler zusammen. „Ich sage den Kunden immer, was in der Kiste von mir stammt.“ Zehn Prozent seiner ausgelieferten Ware habe er selbst angebaut – den Rest steuere der Händler von dessen Feldern bei. Nichtsaisonales Gemüse kaufe der Händler vom Großmarkt dazu.